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RFID - Ein zweischneidiges Schwert

Wie würde es Ihnen gefallen, wenn Ihr gestohlener Laptop bereits zwei Minuten, nachdem Sie den Diebstahl bemerkt haben, seinen aktuellen Aufenthaltsort meldete?

Autor:Redaktion connect-professional • 10.9.2007 • ca. 1:30 Min

Ja, genau, darüber würde ich mich ebenfalls freuen. Die auf dem Laptop gespeicherten Daten durch eine wirksame Festplattenverschlüsselung geschützt zu wissen, ist gut. Den Aufenthaltsort des Laptops zu ermitteln, ihn daraufhin sicherzustellen und den Dieb dingfest machen zu können, ist besser.

Ermöglichen könnte dies ein RFID-Chip. RFID steht für Radio-Frequency-Identification, wohinter sich ein winzig kleiner, mit einer Antenne versehener Mikrochip verbirgt, der es erlaubt, die Bewegung von Ware zu entdecken beziehungsweise zu verfolgen. Dieser Chip lässt sich überall implantieren, einweben oder verstecken. Mir ist noch kein Unternehmen bekannt, dass RFID zum Aufspüren gestohlener Laptops einsetzt, aber das ist sicher nur eine Frage der Zeit.

Genutzt wird der Winzling aber schon lange und vielfältig, beispielsweise von Wal-Mart, Target und der Metro für die Warenlogistik. In vielen Ländern als Zahlungssystem für die Straßennutzung und den öffentlichen Nahverkehr, als Zugangskontrollsystem, für die Airline-Gepäckverfolgung, als Schlüssel für Kraftfahrzeuge und und und. RFID – eine wunderbare technische Errungenschaft, die der Sicherheit dient und uns das Leben erleichtert.
»Wie würde es Ihnen gefallen, wenn Sie eines Tages herausfinden, dass zum Beispiel Ihre Unterwäsche Ihre Aufenthaltsorte meldet?« Diese Frage stellte Staatssenatorin Debra Bowen 2003 während einer Senatsanhörung des US-Bundesstaats Kalifornien. Mit dieser tatsächlich ernst gemeinten Frage bezog Bowen sich auf ein hypothetisches RFID-Szenario, das vielleicht gar nicht so hypothetisch ist, wie es klingt. Der Bekleidungshersteller Benneton webte als eine der ersten Firmen RFID-Chips in Teile seiner Produkte ein. Die Funktion des Chips könne man ja nach dem Kauf ausschalten, sagt Benneton.

Aber wird dies auch getan? In Malaysia enthalten Reisepässe seit 1998 Chips, die Zeit, Datum und Ort von Ein- und Ausreisen speichern. RFID-Chips werden in Menschen implantiert: Nachtclubs in Barcelona und Rotterdam nutzen sie, um VIP-Kunden zu identifizieren, die mit den Implantaten auch gleich ihre Drinks bargeldlos bezahlen. In Mexiko ließ 2004 das Büro des Generalstaatsanwalts 18 Mitarbeitern Chips implantieren, um den Zugang zu einem sicheren Datenraum zu kontrollieren. Und, und, und …

RFID – eine technische Errungenschaft, die wir mit dem totalen Verlust unserer Privatsphäre teuer bezahlen könnten.

Ihr (nachdenklicher) Dirk Jarzyna