Connected Home Over IP

Rückgrat für das Smart Home

9. August 2021, 17:10 Uhr | Antje Müller

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Chance, eine große Gruppe an einen Tisch zu bekommen

Für die Mitglieder schafft das System auf Basis der IP-Technologie eine einheitliche, herstellerübergreifende Plattform für die Produktentwicklung, die zahlreiche bestehende IP-basierete Technologien einbinden soll. Darunter TCP, UDP und IPv6. Kai Fischer, Produktmanager Wiser DE & AT bei Schneider Electric, sieht diesem übergreifenden Konzept die große „Chance, eine große Interessengruppe an einen Tisch zu bekommen und zusammen an einem Protokoll zu arbeiten, das am Ende die meisten Interessen berücksichtigt.“ Geplant ist, dass sich die Mitglieder gemeinsam auf einige wenige Standards konzentrieren. Mit der geplanten Definition eines bestimmten Satzes von IP-basierten Netzwerktechnologien für die Gerätezertifizierung erwartet die CSA, dass kompatible Geräte nur mindestens eine der unterstützten Technologien implementieren müssen und nicht unbedingt alle. Andere Konnektivitätsstandards könnten dann  beispielsweise über zusätzliche Bridge- oder Gateway-Geräte unterstützt werden. Die erste Spezifikationsversion von Matter legt den Fokus voerst auf die  Technologien WiFi, Thread sowie IP-Implementierungen für Bluetooth Low Energy. Weitere Technologien sollen folgen. „Sollten dadurch nicht alle Anforderungen abgedeckt sein“, meint Fischer, „können auch individuelle Ansätze die jeweiligen Entwicklungen begleiten, sie werden aber nicht mehr Teil des Ganzen“.

Hand in Hand, statt allein gegen die Konkurrenz

Zigbee Alliance
Mit dem Projekt "Matter", ehemals Project Connected Home over IP (CHIP), zielen die Gründer Apple, Amazon, die Zigbee Alliance und Google zusammen mit zahlreichen Smart-Home-Mitgliedern auf ein proprietärer, lizenzfreier Verbindungsstandard für die Hausautomatisierung
© Zigbee Alliance

Dass bei der Entwicklung des gemeinsamen Smart-Home-Standards der international anerkannte Standard IPv6 als Basis genommen wird, hält Günther Ohland, Vorstandsvorsitzender der Smart Home Initiative Deutschland, für eine „gute Entscheidung“. Denn auf diese Technologie würden bereits einige Mitglieder der Initiative setzen. Außerdem begrüße er, „dass die großen internationalen Internetfirmen Hand in Hand arbeiten und nicht mehr versuchen, sich mit jeweils dem eigenen Standard gegen die Konkurrenz durchzusetzen“. Der IPv6-Standard wird bereits von vielen aktuellen Routermodellen unterstützt. Und auch in der Gebäudetechnik rund um KNX, Dali und BACnet wird bereits vermehrt auf IPv6 gesetzt. Daher geht beispielsweise Projekt-Mitglied Signify nicht davon aus, dass eine Fokussierung auf diesen Standard wesentliche Einschränkungen mit sich bringe könnte. Aber: „Thread wird die Einführung von Edge-Routern erfordern, die noch nicht weit verbreitet sind, weshalb wir davon ausgehen, dass diese zunächst als Bundle kommen werden“, sagt George Yianni, Head of Technology Philips Hue bei Signify, gegenüber Smarthouse Pro. Aus den gemeinsamen Zielen und Zeitvorstellungen der Matter-Initiative entstehen jedoch auch Unsicherheiten, gerade in Hinblick auf die Entwicklung eines einheitlichen, offenen Standards, der wiederum interoperable Produkte ermöglichen soll. Denn während Apple beispielsweise aktuell allem voran auf WLAN und Bluetooth setzt und Letzteres bereits in Thread eingebracht hat, ist Matter wiederum formal gesehen Teil der Konkurrenztechnologie Zigbee.

Kopplung der Systeme angestrebt

Bernd Grohmann, Vorstand bei eQ-3, bleibt trotz einiger bestehender Hürden aber optimistisch, dass sich der Markt in Richtung einer übergreifenden Technologie entwickeln kann und wird: „Bei Apple hat sich in den vergangenen Jahren im Hinblick auf die Security einiges getan. Eine Einbindung in HomeKit war zu Beginn nur möglich, wenn die Geräte einen Security-Chip von Apple enthielten. Inzwischen erlaubt Apple Gateways für unsichere Funktechnik wie Zigbee und Z-Wave, gestattet uns aber leider keine Cloud-to-Cloud Kopplung.“ Mit einer einzigen Integrationsschicht als Grundlage geht Yianni ebenso davon aus, dass das Projekt Matter im Laufe der Zeit die Kopplung von In-Home-Integrationen verbessern wird: „Mit der Zeit erwarten wir, dass dies ein dominanterer Mechanismus für die Kopplung von Ökosystemen wird, da aus Gründen der besseren Latenz, Zuverlässigkeit und Betriebskosten von der Cloud-to-Cloud-Lösung Abstand genommen wird.“


  1. Rückgrat für das Smart Home
  2. Chance, eine große Gruppe an einen Tisch zu bekommen
  3. Gewerbegebäude im Fokus

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu eQ-3 AG

Weitere Artikel zu Zigbee Alliance

Weitere Artikel zu SmartHome Initiative Deutschland e.V.

Weitere Artikel zu Signify GmbH

Matchmaker+