Totgesagte leben länger

SaaS: Aufgeblähter Hype oder Zukunftsmodell?

10. September 2008, 9:37 Uhr | Michael Hase

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

SaaS unterscheidet sich von ASP

Mit seiner provokanten These erntet Debes trotzt der prominenten Schützenhilfe durch Ellison heftigen Widerspruch. So kontert etwa Sören von Varchmin, Vice President SaaS bei Parallels, dass es zwischen SaaS und ASP gravierende Unterschiede gibt. Mit ASP hätten Dienstleister ihren Kunden »über dünne Leitungen ressourcenhungrige Applikationen angeboten, die für eine traditionelle Client-Server-Architektur gebaut waren«. Dagegen handele es sich bei SaaS-Anwendungen um »Web- Applikationen, die speziell für den Einsatz im Internet geschrieben sind«. Als Web-Applikationen lassen sie sich dem Parallels-Manager zufolge »genau so schnell und elegant bedienen wie lokal installierte Applikationen«. Das sei entscheidend für die Akzeptanz bei den Anwendern. Darüber hinaus habe ein ASP-Provider für jeden Kunden eine Installation auf einem eigenen Server einrichten müssen, ergänzt von Varchmin. SaaS-Applikationen seien in der Regel mandantenfähig. Das heißt, mehrere Kunden können parallel, aber unabhängig voneinander mit einer einzigen Maschine bedient werden, wodurch sich Kostenvorteile ergeben.

Nicht zuletzt mit den Kosten des Herstellers hatte Lawson-Chef Debes seine Einwände gegen das Modell begründet. Denn Entwicklungs- und Vertriebskosten fallen nach seinen Worten im Voraus an, während die Einnahmen über einen Fünf-Jahres-Zeitraum hereinkommen. Zudem gebe es keine Garantie, dass Kunden nicht vor dem Break-Even wieder abspringen. Ein SaaS-Kunde könne viel schneller wechseln als ein Kunde, der in eine eigene Software-Infrastruktur investiert habe. Für Debes beruht der ganze Hype auf einer einzigen Firma, nämlich Salesforce, die bislang allenfalls bescheidene wirtschaftliche Erfolg vorweise. »Eine Industrie benötigt aber mehr als nur ein Aushängeschild.« Sobald Salesforce einmal schlechte Zahlen melde, werde der gesamte Markt kollabieren.

Mehr als ein stichhaltiger Einwand gegen das Funktionieren von SaaS, verrät die Kritik von Lawson und Oracle, dass sich die traditionelle Software-Industrie in ihrem Geschäftsmodell durch das neue Modell bedroht fühlt. Immerhin hat Google inzwischen mit Diensten wie Gmail oder Docs & Spreadsheets demonstriert, wie sich Anwendungen als Webservices für eine breite Masse von Kunden bereitstellen lassen. Zugleich hat das Internet-Schwergewicht mit der Werbefinanzierung ein neues Erlösmodell für den Software-Vertrieb aufgezeigt.

»Es gibt bereits eine Reihe extrem erfolgreicher SaaS-Firmen«, wendet Rafael Laguna de la Vera, CEO von Open-Xchange, gegen Debes und Ellison ein (siehe auch Gastkommentar, Seite 4). »Vielleicht werden sie nicht als solche wahrgenommen. Aber diese Firmen haben profitabel wachsendes SaaS-Geschäft in signifikanter Größenordnung.« Neben Google nennt Laguna so unterschiedliche Unternehmen wie Datev, Bloomberg, 1&1, GoDaddy, Yahoo und Amazon.


  1. SaaS: Aufgeblähter Hype oder Zukunftsmodell?
  2. SaaS unterscheidet sich von ASP
  3. Beispiele für den Erfolg von SaaS

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