Noch mehr Unverständnis erntete Schirrmacher bei der jungen Generation der »Digital Natives«, also derjenigen, die mit dem Internet aufgewachsen sind und folglich auch gar keine andere kommunikative Umgebung kennen als die totale Vernetzung.
»Was mich angeht, so muss ich bekennen, dass ich den geistigen Anforderungen unserer Zeit nicht gewachsen bin. Und auch nie gewachsen war«, schrieb der Premium-Blogger Sascha Lobo in »Spiegel Online«. Allerdings sei er der Meinung, dass es fast allen Menschen ebenso geht und auch immer so gegangen ist, seit unsere Ahnen von den Bäumen herabgestiegen und sich an den Aufbau der Zivilisation machten. Überforderung sei sogar eine wichtige Triebfeder des zivilisatorischen Fortschritts, schreibt er – allerdings nur, wenn sie keine resignative sei wie die eines Frank Schirrmacher, sondern eine konstruktive.
Im Zeitalter von Web 2.0 und Mitmach-Internet holen sich junge Menschen ihre Medienkompetenz bei ihren Zeitgenossen ab. Sie lernen von Kindesbeinen an das vernetzte Denken – ja, sie können am Ende gar nicht anders denken. Und das ist gut so! Wer da nicht mitkommt der ist für diese jungen Menschen einfach kein adäquater Gesprächspartner. Er ist für sie nicht relevant.
*Tim Cole ist Internet-Publizist und Deutsch-Amerikaner. Sein neues Buch, »Unternehmen 2020 – das Internet war erst der Anfang« erschien im März bei Hanser.