Zum Inhalt springen
Lizenzfragen noch ungeklärt

Semiramis-Chef will Produkt weiterführen

Reinhold Karner, Gründer und CEO der Semiramis Software AG und GmbH, will nach der Insolvenzanmeldung die Java-basierte ERP-Lösung über sein Unternehmen KTW weiterführen. Ungeklärt sind allerdings noch die Lizenzrechte an der Software.

Autor:Michael Hase • 2.11.2006 • ca. 1:55 Min

Inhalt
  1. Semiramis-Chef will Produkt weiterführen
  2. Lizenzrechte unklar

Reinhold Karner, Gründer und CEO von Semiramis, hat sich erstmals zu den Ursachen für das überraschende Ende des ehemals als Aufsteiger gehandelten Software- Unternehmens geäußert. Karners Partner Franz Koch, Chef des Multimedia-Konzerns Koch Media, wollte demnach die Expansionspläne für Semiramis finanziell nicht mehr mittragen. Bereits seit Mai gab es offenbar Pläne für den Aufbau eines Direktvertriebs, die erweiterte Unterstützung von Partnern und eine stärkere Branchenausrichtung. Die Semiramis AG und GmbH sollten ursprünglich mit Karners KTW Group zusammengelegt werden, um unter anderem deren bestehende Vertriebsund Consultingkapazitäten zu nutzen und damit auch größere Kunden adressieren zu können. Karner betont, dass der zu 45 Prozent beteiligte Koch den Plänen bereits zugestimmt hatte, man sich nur noch nicht auf deren Finanzierung geeinigt hatte. »Die zusätzlichen finanziellen Investitionen hätten sich lediglich in einem einstelligen Millionen-Bereich bewegt«, so Karner.

Der CEO betont, die Entscheidung seines Partners zu respektieren, zeigt jedoch auch deutlich sein Unverständnis: »Wir waren auf einem sehr guten Weg, daher ist mir diese plötzliche Kehrtwende unerklärlich«. Augenscheinlich hat der Multimedia- Magnat Koch nun die Geduld verloren. Gegenüber der Tiroler Tageszeitung erklärte er: »Semiramis ist die einzige unserer Beteiligungen, die nicht erfolgreich läuft. Wir haben uns nie operativ eingemischt, waren nur Finanzpartner «. Insgesamt waren in den vergangenen Jahren rund 70 Millionen Euro in das Projekt Semiramis eingeflossen. 50 davon investierten Karner und Koch zu gleichen Teilen in die Entwicklung der Software, zusätzliche 20 Millionen zahlte der KTW-Chef für den Aufbau der Schulungsund Support-Infrastruktur.

Defizite im Vertrieb

Operative Defizite gab es offenbar im Vertrieb, der bei 36 Channel- Partnern nicht effizient arbeitete und unterm Strich zu wenig Lizenzen verkaufte. Die größte Kundenzahl akquirierte KTW selbst. Deshalb handelte Karner und holte bereits im Juli den ERPVeteranen Kurt Rembold, ehemals Vorstand von Brain International, als neuen Vertriebsleiter ins Unternehmen. Allerdings gab Semiramis die Personalie erst vergangene Woche auf der Branchenmesse Systems offiziell bekannt. »Wir haben Kurt Rembold geholt, um gemeinsam die neuen Sales-Strukturen zu planen und umzusetzen«, so der CEO. Rembold, ohnehin bei der KTW geführt, wird auch weiterhin Vertriebsleiter bleiben. Karner verspricht eindeutig: »Wir werden die ERP-Suite auf jeden Fall weiterführen«. Dann offenbar über die Firma KTW. Ein Versprechen, das die meisten Semiramis- Partner auch nicht anzweifeln. »Die bisherigen Investitionen waren sehr hoch und auch die Kundenbasis ist mittlerweile zu groß, als dass man das Produkt einfach aufgeben wird«, glaubt Jörg Munzert, Geschäftsführer der ACI EDV-Systemhaus GmbH. Die Pläne Karners sind in ganzer Breite nach eigener Aussage allerdings nur mit einem starken Finanzpartner zu stemmen. Der sollte zumindest ein Grundverständnis vom Software-Geschäft haben.