Noch vor einem Jahr wollte Softline-Chef Lars Schneider mit dem damals neuen Aufsichtsrat des Softwaredistributor ein neues Kapitel schreiben. Zuvor hatte er die fast insolvente Firma in einem Kraftakt saniert. Nun hat ihn Bernhard von Minckwitz kalt abserviert.
Lag es am zuletzt schwachen Aktienkurs der Softline AG oder hat sich etwa für die Distibutions-Gruppe mit den Tochtergesellschaften Maily, Trade Up und dem IT-Serviceunternehmen Prometheus eine hinter dem Rücken von Lars Schneider eingefädelte neue Perspektive für die Softline AG aufgetan? Das Ausscheiden von Schneider kommt jedenfalls völlig überraschend. Der Aufsichtsrat unter Vorsitz des von Schneider zur Softline AG geholten Bernhard von Minckwitz hat den Posten des CEO mit Markus Kürschner neu besetzt und Schneider »mit sofortiger Wirkung« seines Amts enthoben. Kürschner ist Geschäftsführer der Maily Distribution GmbH. Schneider hatte den VAD im Sommer dieses Jahres vom Systemhaus Cancom übernommen, um die ebenfalls zur Softline-Gruppe gehörende Trade Up zu stärken. Zusammen gehören beiden Firmen zu Deutschlands führenden mittelständischen Softwaredistributoren.
Außer der kurz und knapp verkündeten Demission von Schneider hat sich Softline nicht zur weiteren Strategie des Unternehmens geäußert. Schneiders Ziel war es, eine Softwaredistribution mit hohem Beratungs-Know-how für den Fachhandel auszubauen sowie Herstellern beim Vertrieb und Service unter die Arme greifen, das einstmals eingestellte Retail-Geschäft wieder zu beleben und sich mit der Münchner Prometheus, einem Dienstleister für IT-Serviceunternehmen, im wachstumsstarken Bereich IT-Services zu positionieren. Nach erfolgreicher Etablierung der Tochtergesellschaften wollte Schneider schließlich ein weiteres »Asset« verwerten: Den Börsenmantel der Softline AG. Was aus diesen Plänen wird, ist derzeit völlig offen. Mit Aufsichtsräten jedenfalls scheint Schneider so seine Erfahrungen gesammelt zu haben.