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Softwarelizenzen ? das dicke Ende des Eisbergs (Fortsetzung)

Autor:Redaktion connect-professional • 7.6.2006 • ca. 2:25 Min

Inhalt
  1. Softwarelizenzen ? das dicke Ende des Eisbergs
  2. Softwarelizenzen ? das dicke Ende des Eisbergs (Fortsetzung)
  3. Softwarelizenzen ? das dicke Ende des Eisbergs (Fortsetzung)
»Erwirbt der Kunde Novell-Lizenzen, muss er sich darüber im Klaren sein, dass er eine jährliche Eigenauskunft über ihren Erwerb und Verbleib abgeben muss« Christina Drosten, bei Novell zuständig für Sales Operations Foto: Novell
»Erwirbt der Kunde Novell-Lizenzen, muss er sich darüber im Klaren sein, dass er eine jährliche Eigenauskunft über ihren Erwerb und Verbleib abgeben muss« Christina Drosten, bei Novell zuständig für Sales Operations Foto: Novell

Geschlossene Offenheit
Den dazu passenden Linux-Client für Workstations und Power User gebe es für jährlich 277 Euro, so Kissinger weiter. In diesem Preis inbegriffen seien eine Hotline-Unterstützung zu normalen Geschäftszeiten und mit einer Antwortzeit von innerhalb vier Stunden. Inklusive seien darüber hinaus neben Linux zahlreiche Client-Dienste, der Browser und die komplette Bürokommunikation in Form des Microsoft-Pendants Open Office. Allein die PC-Kommunikationssoftware Microsoft Office 2003 Professionell koste ohne Upgrades, Patches, Security Fixes und Support-Leistungen schon 349 Euro, kann sich Kissinger den Seitenhieb auf den Hauptprotagonisten im Markt nicht verkneifen.
Red Hat zertifiziert nach Darstellung von Kissinger darüber hinaus auch Software aus anderen freien Bezugsquellen. Management-, Verfügbarkeits- und Sicherheitswerkzeuge könnten dort für den erweiterten Server- und Client-Einsatz von den Unternehmen teilweise kostenlos abgerufen werden.
Quelloffene Software kann freilich nicht unbesehen als Garant für Einsparungen und Einfachheit genommen werden. Vor allem dann nicht, wenn der Hersteller wie beispielsweise Novell/Suse nicht strikt »Open-Source-Kurs« fährt, sondern quelloffene und nicht-quelloffene Software innerhalb der Kundendienstangebote mischt. »Wir unterscheiden in Upgrade Protection, Supporttyp und Remote & Managed Services«, beschreibt Christina Drosten, bei Novell zuständig für Sales Operations, den Angebotsaufbau. Das Unternehmen zahle für Upgrade Protection jährlich pro Server (Suse Linux Enterprise 9, bis zu 2 Prozessoren) 349 Euro. Für Wartung, in dem anteilig technischer Support enthalten ist, fielen zusätzlich 523 Euro per anno an. Dazu kämen für den Erster-Klasse-Support, der zusätzlich zur Upgrade Protection-Gebühr fällig wird, jährlich 8100 Euro aufwärts. Die darin enthaltene Unterstützung schließt nach Drosten alle Novell-Produkte ein. Dazu gehören die Clients inklusive der NLD (Novell/Linux Desktop)-Software wie Browser, Open Office und Collaboration. Was die dritte Stufe, Remote & Managed Services für Server, den Kunden kostet, darauf geht Drosten nicht ein. Vom Angebotsumfang her schließe dieses Paket Überwachung, Fehlerdiagnose und Fehlerbehebung ein. Es sei im Übrigen wie die beiden anderen »auf die komplette IT-Landschaft zugeschnitten, also inklusive der ursprünglichen Novell-Angebotspalette«.
Das Problem besteht, abgesehen von den insgesamt hohen Listenpreisniveau, da­rin, dass die lizenzpflichtige Novell-Software nach Usern abgerechnet wird: Spätestens jetzt hat ein Anwender-Unternehmen zusätzlich ein aufwändiges und kostspieliges Lizenzmanagement oder alternativ gegebenenfalls den Wirtschaftsprüfer am Hals. Denn beim Nachfassen der Einzellizenzen kennt auch Novell keine Gnade. Drosten: »Wir fahren zwei Strategien unter einem Dach. Erwirbt der Kunde Novell-Lizenzen, muss er sich darüber im Klaren sein, dass er eine jährliche Eigenauskunft über ihren Erwerb und Verbleib abgeben muss«.

Kostenexplosion
Mit nur proprietärer, lizenzpflichtiger Software erhöhen sich die Kosten noch einmal. Ein großer deutscher Dienstleis­ter hat am Beispiel Microsoft-Entwick­lungssoftware nachgerechnet. Das Er­gebnis: Bei einer verteilten Entwick­lungsmannschaft und 1400 verwendeten Me­dienkits zu Programmen, Versionen und Patches entstehen dem Unternehmen jährliche Kosten von rund 16000 Euro. Knapp die Hälfte davon entfällt auf den Kauf von Lizenzen, die größere Hälfte auf das hochkomplexe Lizenzmanagement. Das schlägt im Unternehmen aufgrund der vielen Einzellizenzen in voller Breite zu Buche, von der Bestellung, Verteilung und Archivierung bis hin zur Verwaltung, zum Auditing und der Entsorgung. Dazu kommt, dass der vom Hersteller verwehrte Einblick in den Quellcode die Softwareentwicklung behindert und verteuert. Anpassungsprogrammierungen dürfen nicht wei­tergegeben werden. Anders bei der quelloffenen Software: Der Source-Code liegt für alle notwendigen Anpassungen komplett offen. Die neuen Programme können beliebig weitergereicht und müssen dort nicht jeweils komplett neu entwickelt werden.   

Hadi Stiel ist freier Journalist in Bad Camberg.