funkschau: Welche Leistungsmerkmale bietet TETRA? Wo liegen die Vorteile gegenüber öffentlichen Netzen wie GSM oder UMTS?
Götz: TETRA ist ein eingeführter und erprobter Standard für mission critical communication und im Gegensatz zum öffentlichen Mobilfunk speziell auf den professionellen Einsatz ausgerichtet.
TETRA besitzt spezielle Funktionen für den professionellen Einsatz wie Gruppenruf, Late Entry, funktionsbedingte Adressierung, Prioritätsruf oder die Möglichkeit im direct mode (DMO) auch ohne Netz zu kommunizieren.
funkschau: Welche Bedeutung hat TETRA für die BOS?
Götz: Die TETRA Einführung ist für alle betroffenen Behörden und Organisationen eine große Herausforderung verbunden mit einzigartigen Chancen. Weg von den bestehenden, an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gekommenen und immer aufwendiger zu wartenden analogen Netzen. Hin zu einem gemeinsamen, einheitlichen, modernen und leistungsfähigen Digitalnetz, das den wachsenden Anforderungen gerecht wird.
funkschau: Worauf sollten Behörden oder BOS achten, wenn sie vom analogen auf Digitalfunk migrieren wollen?
Götz: Die Akzeptanz der Nutzer ist in den Vordergrund zu stellen. Die gewonnen Möglichkeiten und Vorteile der neuen Technologie müssen umgesetzt und verständlich kommuniziert werden. Die hohen Erwartungen müssen vom ersten Einsatztag an erfüllt sein. Dies kann nur durch hochwertige Planung, exakte Qualitätsprüfung vor Inbetriebnahme einzelner Netzabschnitte und permanenter Optimierung erreicht werden.
funkschau: Was ist Ihr meistverkauftes beziehungsweise attraktivstes TETRA-Gerät/-Lösung/-Angebot? Was hebt es von vergleichbaren Konkurrenzprodukten ab?
Götz: Neben unseren Ingenieursleistungen rund um Konzeption und Design von TETRA-Lösungen ist derzeit die Planung und Realisierung von Gebäude- und Tunnelversorgung (Objektversorgung) sehr gefragt. Wir bieten hier neben Beratung und Planung auch leistungsstarke Planungstools an und können umfangreiche Erfahrungen und zahlreiche Referenzen sowohl im deutschen BOS-Umfeld als auch international vorweisen.
funkschau: Wie unterstützen Sie den Kunden bei der Planung für den TETRA-Einsatz, dem laufenden Betrieb und im Servicefall?
Hünteler: LS telcom ist ein unabhängiger Anbieter von Beratungs-und Ingenieursleistungen für professionelle Sicherheitsnetze. Wir unterstützen unsere Kunden über den gesamten Lebenszyklus eines Netzes von Konzeption, Design, Planung über Beschaffung und Realisierung bis hin zur Vermessung, Analyse, Bewertung und Optimierung operativer Netze. Dabei steht für uns das Kundeninteresse immer im Vordergrund.
funkschau: Einer der häufigsten Kritikpunkte am BOS-Digitalfunk lautet, dass Tetra ein überholtes System sei. Wie stehen Sie dazu?
Götz: TETRA ist derzeit der Standard für BOS, mission critical communication und den professionellen Mobilfunk. Es gibt aktuell keinen moderneren Standard, der die Anforderungen an Sicherheit, Verfügbarkeit und standardisierte Sonderfunktionen dieser Zielgruppe erfüllt. Ein Schwachpunkt ist die unzureichende Datenrate. TEDS und intelligente, auf LTE basierte Overlay Netze können hier Abhilfe schaffen.
funkschau: Und welche Meinung vertreten Sie zu dem Kritikpunkt, dass TETRA gegenüber dem analogen Funknetz wesentlich störanfälliger sei?
Götz: Man muss da sicherlich weiter differenzieren. Bei der Störanfälligkeit in Bezug auf Ausfallwahrscheinlichkeit, Versorgungsgrad, Störung durch Dritte und Abhörsicherheit sehe ich das nicht so - ganz im Gegenteil. Gewissenhafte Konzeption, hochwertiges Design und professionelle Planung des Netzes, was sicherlich anspruchsvoller und aufwendiger als bei analoger Technik ist, natürlich vorausgesetzt.