Simultaninterview Professioneller Funk

TETRA

7. Mai 2012, 15:42 Uhr | Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Airwave Solutions

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Kai Fryder, Head of Country, Airwave Solutions Deutschland
© Airwave

funkschau: Welche Leistungsmerkmale bietet TETRA? Wo liegen die Vorteile gegenüber öffentlichen Netzen wie GSM oder UMTS?
Fryder: Leistungsmerkmale wie Gruppenruf oder Notruf unterstützen den Anwender bei seiner Arbeit. Nicht so sichtbar, aber mindestens genauso wichtig sind Features, die das TETRA-Netz sicher und verfügbar machen, wie Verschlüsselung, schnelle Rufaufbauzeiten und garantierte Dienstgüten. Öffentliche GSM-Netze sind bei großen Schadenslagen (z.B. Loveparade Duisburg) schnell überlastet und nicht verlässlich.

funkschau: Welche Bedeutung hat TETRA für die BOS?
Fryder: BOS-Anwender müssen sich immer auf Ihre Kommunikation verlassen können. Dies hat Vorrang vor hohen Bandbreiten oder modischen Endgeräten. Gerade in ländlichen Gegenden, die für GSM-Betreiber wirtschaftlich nicht so interessant sind, muss Netzabdeckung und Kapazität vorhanden sein. Der Betrieb des Netzes schließlich muss auf die einsatztaktischen Anforderungen ausgerichtet sein, nicht umgekehrt.

funkschau: Worauf sollten Behörden oder BOS achten, wenn sie vom analogen auf Digitalfunk migrieren wollen?
Fryder: Behörden sollten sich vor Augen führen, dass der Betrieb des TETRA-Netzes deutlich höhere Anforderungen stellt. Der Schwerpunkt verlagert sich von den Funkwerkstätten in die Betriebsorganisation, und diese muss über ausgebildetes Personal im Schichtdienst, richtige Tools und ausgereifte Betriebsprozesse verfügen. Serviceanbieter mit robusten Service Level Agreements sollten eingebunden werden.

funkschau: Was ist Ihr meistverkauftes beziehungsweise attraktivstes TETRA-Gerät/-Lösung/-Angebot? Was hebt es von vergleichbaren Konkurrenzprodukten ab?
Fryder: Unsere Stärke ist der komplette Betrieb von TETRA-Netzen. Im März gewann Airwave für den Betrieb des britischen TETRA-Netzes den „International TETRA Award 2012“ in der Kategorie „Best Use of TETRA for Public Safety“. Eine Kommission aus TETRA + Critical Communications Association (TCCA) und dem TETRA Today Magazin hat damit unsere Erfahrung gewürdigt, von der Kunden weltweit profitieren können.

funkschau: Wie unterstützen Sie den Kunden bei der Planung für den TETRA-Einsatz, dem laufenden Betrieb und im Servicefall?
Fryder: Wir unterstützen unsere Kunden in allen Phasen ihres TETRA-Projektes, von der Funknetzplanung über den Aufbau der Betriebsstrukturen und Betriebsunterstützungssysteme, Fleetmapping, Objektversorgung und Migration auf das neue Netz bis zum täglichen Livebetrieb. Wir erbringen Beratungs- und Betreiberleistungen, außerdem haben wir Software-Lösungen entwickelt, um die Betriebsabläufe zu vereinfachen.

funkschau: Einer der häufigsten Kritikpunkte am BOS-Digitalfunk lautet, dass Tetra ein überholtes System sei. Wie stehen Sie dazu?
Fryder: Das Funkgerät ist für die Einsatzkräfte lebenswichtig. Es ist also angebracht, auf ausgereifte Technik zu setzen, mit umfangreichen praktischen Erfahrungen weltweit. Natürlich ist man aus dem privaten Bereich höhere Datenraten gewohnt, für die BOS sollte es hier mittelfristig Lösungen geben. Im Bereich der Sprache aber sehen wir, mit über 10 Jahren Erfahrungen, momentan keine Alternative zu TETRA.

funkschau: Und welche Meinung vertreten Sie zu dem Kritikpunkt, dass TETRA gegenüber dem analogen Funknetz wesentlich störanfälliger sei?
Fryder: Hier vergleicht man Äpfel mit Birnen. Ein analoges Netz ist wesentlich einfacher zu betreiben als ein digitales, bietet aber auch deutlich weniger Leistung. Hohe Verfügbarkeit im TETRA-Netz erreicht man mit einer robusten Betriebsorganisation und einer dokumentierten Prozesslandschaft. Behörden mit Betriebsverantwortung sollten Best Practices (z.B. ITIL) und spezialisierte Serviceanbieter nutzen.


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