Lars, but not Least: Rekord mit »Gschmäckle«

Twitter und Google bauen auf Osama Bin Laden als Werbeträger

6. Mai 2011, 14:23 Uhr | Lars Bube
Zweifelhafte Rekordmeldung

Stolz schmückt sich Twitter mit Rekordzahlen an Tweets zum von einer amerikanischen Eliteeinheit getöteten Terroristenführer Osama Bin Laden. Bei genauerer Betrachtung stellt sich dies jedoch als sensationsgierige Marketingblase aus, die einen äußerst faden Beigeschmack hinterlässt.

Kaum hatten amerikanische Eliteeinheiten der Navy Seals den seit zehn Jahren gesuchten Topterroristen Osama Bin Laden getötet, schon wusste die ganze Welt – Dank Twitter, wenn man Twitter glauben darf. Fast genauso schnell wie die Nachricht von Osamas Ende verbreitete Twitter danach die Rekordmeldungen zu dem Ereignis: Etwas über 5.000 Tweets wurden demnach in der Spitzenzeit über den Microblogging-Dienst in die Netz-Welt geschickt. Zwischen 22.45 Uhr bis 0.30 Uhr wurde so ein Wert von durchschnittlich 3.440 Osama-Nachrichten pro Sekunde gezwitschert, meldete das Unternehmen über seinen eigenen Account »twitterglobalpr«. So gewinnt Bin Laden etwa selbst den Verglichen mit dem weltweiten Großereignis Superbowl, das in Spitzenzeiten »nur« auf 4.064 Tweets pro Sekunde kam.

Abgesehen von der grundsätzlichen Frage, ob man mit so einem Thema auf billige Rekordjagd gehen muss, zeigt sich bei genauerem Hinsehen sowieso, dass diese Zahlen nicht viel mehr als Marketinginstrumente sind. Zum einen ist hier die Zeitspanne anzuführen, die Twitter für seinen vermeintlichen Rekord gewählt hat: Während etwa beim Superbowl eine Phase von 20 Minuten für den bisherigen Rekord ausgewiesen worden war, nimmt Twitter bei Osama eine fast vier mal so lange Zeitspanne. Damit ist ein direkter vergleich der beiden Werte eigentlich nicht mehr haltbar.

Noch komischer mutet jedoch der Gesamtrekord an, wenn man bedenkt, dass zum vergangenen Jahreswechsel bereits eine Sekunde mit 6.939 Tweets zu einem Thema vermeldet worden war. Zwar wurde dieser Wert tatsächlich nur über Sekunden erreicht, da es sich hier um japanische Neujahrgrüße handelte, dennoch stellt diese Zahl den jetzt vermeldeten Osama-Rekord klar in den Schatten. So entsteht der fade Beigeschmack, dass Twitter Bin Ladens Tod unbedingt ausschlachten wollte um zu beweisen, dass der Dienst inzwischen zu den wichtigsten Nachrichtenverbreitungskanälen dieser Welt gehört.


  1. Twitter und Google bauen auf Osama Bin Laden als Werbeträger
  2. Darth Vader überholt Osama

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Google Germany GmbH

Matchmaker+