KfW-Studie: Unternehmensfinanzierung bleibt schwierig

Unkenntnis, Ignoranz, Fatalismus

22. September 2005, 11:14 Uhr | Martin Fryba

Unkenntnis, Ignoranz, Fatalismus. Die Klagen deutscher Unternehmen über restriktive Banken halten an. Die Finanziers sind meist nur unter hohen Auflagen bereit, Investitionskapital locker zu machen. Nicht unschuldig an der Misere sind jedoch die Unternehmer selbst.

Unkenntnis, Ignoranz, Fatalismus

Nach wie vor klagt die Mehrheit der deutschen Firmen über schlechte Finanzierungsbedingungen. Laut einer Untersuchung im Auftrag der KfW Bankengruppe geben 42 Prozent der befragten Firmen an, dass sich ihre Situation gegenüber dem Vorjahr verschlechtert habe. Ein Viertel der Firmen haben von ihrer Hausbank keinen Investitionskredit erhalten. Immerhin einen, wenn auch nur kleinen Lichtblick hat die Befragung von 5.800 Unternehmen über alle Branchen und Regionen hinweg ergeben: Erstmals seit Beginn einer solchen Untersuchung vor vier Jahren sei der Anteil der Firmen gestiegen, die ihre Finanzierungslage besser als noch vor einem Jahr einschätzen, und zwar von knapp 4 auf 7 Prozent. Wirklich befriedigend ist diese Ausgangsbasis nicht, und vor allem der Mittelstand dürfte weit größere Probleme haben, Kapital aufzutreiben als Großunternehmen.

Terra Incognita: Rating und Forderungsmanagement
»Kleine und junge Unternehmen haben nach wie vor erhebliche Schwierigkeiten bei der Finanzierung«, stellt Hans W. Reich fest, Sprecher des KfW-Vorstands. An sie würden höhere Anforderungen bei der Transparenz gestellt als bei anderen Firmen. Zudem forderten die Banken höhere Sicherheiten, was größtenteils an der aus deren Sicht ungünstigen Bonität liegt, über die sich diese Firmen zu wenig Gedanken machen. »Im Umgang mit dem Thema Rating sind kleine und junge Firmen unsicher«, sieht Reich einen der Gründe für die vorsichtige Haltung der Institute. Dies dürfte jedoch auch auf andere Firmen zutreffen, denn die Untersuchung zeigt eine erschreckende Gleichgültigkeit der Unternehmen, sich mit den Bonitätskriterien und ?einteilungen der Banken zu befassen. Nicht einmal die Hälfte kenne die eigene Ratingklasse, die allermeisten Firmen würden sich nach der Einstufung auch nicht erkundigen. Dabei würden inzwischen Ratingsysteme »flächendeckend eingesetzt und risikogerechte Zinsen berechne«, stellt Reich klar.

Überhaupt zeigen viele Unternehmen in Sachen Finanzierung und Controlling eine erschreckend laxe Haltung. Das offenbart die Studie beim Thema Debitorenmanagement. Dass Firmen immer länger auf ihr Geld warten müssen und damit ihr Liquiditätsspielraum eingeschränkt ist, wird mit geradezu buddhistischer Schicksalsergebenheit ertragen. Gegen das allgemein in Deutschland beklagte Zahlungsverhalten haben die Firmen offenbar nichts dagegenzusetzen. »Erstaunlich ist für mich, dass ein nicht unerheblicher Teil der Firmen gar nicht auf säumige Zahler reagiert und Verzögerungen bei der Bezahlung einfach hinnimmt«, wundert sich Reich.

Alternativen zum Bankkredit
Das seit Jahren größte Hemmnis für die Aufnahme von Bankkrediten ist die nach wie vor sehr geringe Eigenkapitalausstattung der insbesondere kleineren Unternehmen. Immerhin zeigt die KfW-Studie ein Bemühen, die Quoten zu verbessern: 43 Prozent der Unternehmen gaben an, ihr Eigenkapital im vergangenen Jahr aufgestockt zu haben, am häufigsten durch einbehaltene Gewinne. Offenbar hat hier ein Umdenken stattgefunden, die steuerliche Komponente beim Gewinneinbehalt doch mehr außer Acht zu lassen.

Alternativen zum Bankkredit wie mezzanine Finanzierungsinstrumente (siehe Fallbeispiel bei Computer Reseller News ) gibt es in Deutschland durchaus, sie würden aber noch zu wenig genutzt, stellt KfW fest. Dies liegt zum Teil auch daran, dass der Kapitalmarkt diese Instrumente erst allmählich auch für mittelständische Unternehmen öffnet.


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