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Lizensieren: Gar nicht so einfach!

Autor:Redaktion connect-professional • 29.8.2008 • ca. 1:35 Min

Im Prinzip kann man mit jedem der neun Dualen Systeme einzeln verhandeln. Allerdings befinden sich kleinere Versand-Händler in einem Dilemma: Denn natürlich ist der Verwaltungsaufwand für die Dualen Systeme am geringsten, wenn sie nur wenige große Hersteller lizenzieren müssen, um auf ihre Gesamtmengen zu kommen. Shopbetreiber mit geringen Verpackungsmengen sind daher aus Sicht der Dualen Systeme keine besonders reizvollen Kunden – entsprechend schlecht ist ihre Verhandlungsposition. Tatsächlich wimmeln manche der neun zugelassenen Dualen Systeme kleinere Händler schon beim ersten Anruf direkt ab.

Dass viele Händler mangels detaillierter Kenntnisse der neuen Regelungen in den Verhandlungen sowieso oft recht hilflos dastehen, schwächt ihre Position weiter. Dabei gäbe es eine Alternative zur Einzel-Lizenzierung: Der Gesetzgeber sieht ausdrücklich eine Lizenzierung über einen »Beauftragten Dritten« vor – also eine Instanz, unter der mehrere Händler ihre Verpackungsmengen zusammenfassen könnten und so vermutlich auch bessere Konditionen erreichen würden. Unverständlich, dass bisher keiner der Branchen-Vereinigungen hier eine Lösung gefunden hat.

Diese Lücke will nun das Portal »Reasybid« füllen, indem es zwischen Händlern und Dualen Systemen vermittelt: Ähnlich wie bei Handwerkerplattformen können Händler hier kostenlos ihren Lizenzierungsbedarf ausschreiben. Reasybid sendet die Händler-Anfragen dann anonymisiert und standardisiert an die angeschlossenen Dualen Systeme, die daraufhin ihre Angebote abgeben können. Die Standardisierung vereinfacht den Dualen Systemen die Bearbeitung der Anfragen und erhöht somit den Reiz, sich mit kleineren Händlern zu beschäftigen. Zudem stellt sie sicher, dass die späteren Angebote tatsächlich vergleichbar sind, was bei Einzelverhandlungen selten der Fall ist: So rechnen z.B. einige Unternehmen den Lizenzierungsbedarf künstlich klein, indem sie einen »Selbstentsorgungs-Anteil« vorsehen. Den aber können Online-Händler kaum erzielen – welcher Kunde sendet schon das Material zum Onlineshop zurück?

Die Unternehmen haben auch kein Interesse an allzu transparenten Angeboten, denn ihre Preise variieren stark. Norma Stangl, seit über 10 Jahren als unabhängige Beraterin für Verpackungsverordnung und Entsorgung aktiv und der Kopf hinter Reasybid, nennt das Beispiel einer Katzenfutter-Dose. Deren Lizenzierung kostet bei der DSD GmbH 1,43 Cent, bei einem Alternativ-Anbieter jedoch nur 0,84 Cent – wohlgemerkt pro Dose.

Noch befindet sich Reasybid in der Startphase, die Händler-Registrierung läuft aber bereits. Sollte das Portal ein Erfolg werden, könnten sich darüber vielleicht auch Händler zusammenschließen, um sich gemeinsam über einen »Beauftragten Dritten« lizenzieren zu lassen.