Virtualisierung ? jetzt nötiger denn je

17. Juni 2004, 0:00 Uhr |

Virtualisierung ? jetzt nötiger denn je. Kontroverses ist derzeit vom Storage-Markt zu hören: Die Zeit der Storage-Virtualisierung sei vorbei ? andere meinen dagegen, die Technologie stehe erst am Anfang eines Booms. Doch was steckt dahinter? Wird es ein neuer Trend? Oder ist es nur alter Wein in neuen Schläuchen? Eine von CMP Weka zu diesem Thema eingeladene Expertenrunde ergab viele Gemeinsamkeiten ? zeigt aber auch diverse unterschiedliche Standpunkte auf.

Virtualisierung ? jetzt nötiger denn je

Es heißt: Drei Dinge braucht der Speichernutzer ? Kapazität, Geschwindigkeit und Ausfallsicherheit. Und das soll, so die Befürworter der Storage-Virtualisierung, diese Technologie nun bieten. Eine Virtualisierungssoftware kann in der Tat viel: Sie erlaubt unter anderem ein herstellerübergreifendes Mirroring und Clustering sowohl vorhandener wie auch neuer RAID-Systeme, konsolidiert damit die Primär-Speichersysteme, bietet SAN-/NAS- beziehungsweise Snapshot-Funktionalität, Remote-Replikation und ein automatisches Failover. Aber braucht der Anwender das alles? Will er nicht viel lieber einzelne Funktionalitäten kaufen, und schreckt deshalb vor der Mammutlösung Virtualisierung zurück? Sicher ist: Heutige Storage-Virtualisierung kann all das zusammen oder nur Teile daraus.

CMP Weka lud Vertreter aus den verschiedensten Storage-Bereichen ? vom Software- über den Hardwarehersteller bis zum Beratungsunternehmen ? zu einem Roundtable ein, damit sie ihre Lösungsansätze und Standpunkte vergleichen und künftige Wege beschreiben können.

Besonders bei einem Thema herrschte von Beginn der Gesprächsrunde Einigkeit: »Virtualisierung geht ganz klar in Richtung Simplifizierung der Infrastrukturen, also Erhöhung der Anwendungsverfügbarkeit und letztendlich hieraus resultierender Einsparungspotenziale«, beschreibt Peter Gottwalz, Presales-Manager bei Hewlett-Packard, die aktuelle Argumentationssituation.

Uwe Roos, Area Technical Manager beim Distributionshaus Acal Storage Networking, bringt den finanziellen Aspekt auf den Punkt: »Wir sehen derzeit auf dem SAN-Markt einen ganz enormen Preisverfall. Und damit werden jetzt Virtualisierungslösungen auch für kleinere Kunden erschwinglich.« Was die Wirtschaftlichkeit angeht, ist Rolf Wichter, Country Manager bei Rainfinity, der gleichen Meinung: »Der wirtschaftliche Faktor steht ganz klar im Vordergrund. Der Kunde investiert nicht deswegen in eine Virtualisierungslösung, weil er sagt, das ist was Tolles, oder da gibt es einen riesigen Hype. Es wird nur dann investiert, wenn wirklich ein Bedarf da ist. Und die Notwendigkeit besteht dort, wo Speichersysteme überlaufen. Und jedes Mal nur weitere Kapazität zu kaufen, kann nicht die Lösung sein. Kunden müssen die Daten intelligenter managen.« Für exakt diese Anforderung hat Rainfinity mit der »RainStorage«-Appliance eine entsprechende Lösung im Angebot.

Generell stellt sich natürlich die Frage, ob Virtualisierung als separates Tool angeboten und verkauft werden soll, oder ob es nicht eher Teil einer Gesamtlösung sein sollte. Robert Thurnhofer, zuständig für Business-Development Storage bei Computer Associates, hat festgestellt, dass »die Kundenanforderungen mehr und mehr in den Mittelpunkt gestellt werden muss, und nicht mehr so sehr die Technologie«. Aus diesem Grund betrachte CA Virtualisierung nicht »als isoliertes Thema, sondern als etwas, was die ganze IT-Landschaft betrifft«.

Hans Fengel, Consultant beim Softwareanbieter Softek, sieht die Sache ähnlich: »Virtualisierung ist für uns ein Teilbereich, der in eine komplette Datenmanagementlösung hineinpassen muss.« Im Hause Softek werde Virtualisierung nur als ein Schritt betrachtet, das Datenmanagement zu vereinfachen. »Ein vorhergehender Schritt muss sein«, argumentiert Fengel, »die Datenstrukturen und das Wachstum in den Griff zu kriegen.« Das Softwarehaus offeriert zwar eine Virtualisierungslösung, diese wird aber nicht separat vermarktet, sondern als Teil ihrer Datenmanagementlösung.

Virtualisierung ? Grundlage für Provisioning

Virtualisierung ist auch kein neues Konzept, wird aber zunehmend aus isoliert betrachteten Systemen ? Beispiel herstellerspezifische RAID-Arrays ? herausgelöst und als separate logische Instanz in das eigentliche Speichernetzwerk integriert. Die Vorteile der intelligenten netzwerkweit verfügbaren Virtualization-Engines-Appliances liegen auf der Hand: Skalierbarkeit und Unabhängigkeit von Server-Betriebssystemen, Host-Bus-Adaptern und so weiter ermöglichen den flexiblen Support von On-Demand-Konzepten, die konzeptionell auf das so genannte Storage-Provisioning angewiesen sind. Virtualisierung ist die technische Grundlage für Provisioning und damit aller kapazitätsbezogenen Verrechnungsmodelle.

»Provisioning ist ein sehr starkes Thema für Virtualisierung«, bestätigt Hermann Wedlich von Veritas. Galt früher noch die Devise »Es ist billiger, ein Stück Hardware dazuzukaufen, als die Daten zu analysieren«, stehen heute erste Tools zur Verfügung, die helfen, Daten zu kategorisieren und entsprechend nach Kostengesichtspunkten auf unterschiedliche Storage-Klassen zu verteilen.

In-Band oder Out-of-Band?

Alle Virtualisierungslösungen unterscheiden sich grundsätzlich in der Art, wo die Intelligenz im Netz eingebracht wird. Die so genannte In-Band-Lösung ? die Appliance sitzt zwischen Server und Storage und regelt sowohl den kompletten I/O-Verkehr als auch die Metadaten ? ist weiter verbreitet, während die Out-of-Band-Lösung ? die Appliance regelt nur das Metadaten-Management ? eher seltener anzutreffen ist. Beide Lösungen haben Vor- und Nachteile ? dementsprechend gehen hier die Meinungen der Roundtable-Teilnehmer deutlich auseinander. »Der Vorteil einer guten In-Band-Lösung ist, dass keine Software-Clients auf den Applikationsservern benötigt und alle Funktionen auf der Virtualisierungsplattform selbst ausgeführt werden«, betont Datacore-Vertreterin Iris Hatzenbichler. CA-Manager Robert Thurnhofer ist bei Out-of-Band-Lösungen wegen der Agenten-Problematik ebenfalls skeptisch: »Das ist genau der Punkt, wo die Kunden fragen: Ach, noch einen Agenten?«

Diese Problematik ist auch nach Meinung von Acal-Manager Uwe Roos das schwerwiegendste Argument gegen eine Out-of-Band-Lösung: »Der Anbieter muss jedes Mal schauen, wenn eine neue Betriebssystemversion herauskommt, dass sein Agent auch auf der neuen Version läuft. Der Kunde kriegt jedes Mal einen Horror, wenn ein neues Betriebssystem herauskommt.« Generell präferiert auch Softek-Consultant Fengel eher eine In-Band-Virtualisierung, weil diese sich den Bedürfnissen kleinerer und mittelständischer Unternehmen nähert: »Günstige SANs mit SATA-Platten ? das ist genau für die Kunden, bei denen eine In-Band-Virtualisierung greifen kann.«

Hermann Wedlich von Veritas geht sogar soweit, dass die Diskussion In-Band gegen Out-of-Band »eigentlich der Grund« sei, warum die Branche »keine vernünftige Strategie« mehr habe: »Bei In-Band muss die Komponente zwar nicht mitwachsen, bei Out-of-Band kann der Kunde aber besser skalieren. Wir vertrauen daher auf eine Lösung, die beide Vorteile vereinigt.« (Anm. d. Red.: Veritas und Cisco haben Ende 2003 eine der ersten Switch-basierten Lösungen auf den Markt gebracht.)

Zusammenfassend war sich die Runde einig, dass Virtualisierung zwar kein neues Konzept ist ? CA-Manager Thurnhofer: »Das gab es schon vor 20 Jahren auf dem Mainframe, aber nun endlich auch in der Open-Systems-Welt.« Michael Gießelbach von Storagetek ist letztendlich der Meinung, dass »Speichermanagement der Schlüssel zur Wirtschaftlichkeit und Beseitigung von Komplexität« sei. Ob als Eingangsgröße für Konzepte wie Virtualisierung, Projekte wie Konsolidierung oder weitergehende Lösungen wie ILM: »Wenn es nicht gelingt, heterogene Umgebungen einfach und einheitlich zu verwalten«, beschwört Gießelbach, »funktioniert keine Speicherumgebung optimal«. Peter Gottwalz von HP bringt es abschließend auf den Punkt: »Der Nutzen der Speicher-Virtualisierungstechnologie ist unbestritten und teilweise schon heute Realität.«

_____________________________________________

Die Teilnehmer

Uwe Roos, Area Technical Manager,Acal Storage Networking
Robert Thurnhofer, Business Technologist Storage, CA
Iris Hatzenbichler, Marketing Manager, Datacore
Guy Berlo, Geschäftsführer, Falconstor
Peter Gottwalz, Presales Manager Speicher-Systeme, HP
Güner Aksoy, Regional Sales Manager EMEA Strategic Products, McData
Rolf Wichter, Country Manager, Rainfinity
Hans Fengel, Consultant, Softek
Michael Gießelbach, Director Marketing & Business Development, Storagetek
Hermann Wedlich, Senior Marketing Manager, Veritas

_____________________________________________

INFO

Acal Storage Networking
www.acalsn.com

CA Computer Associates GmbH
www.ca.com

Datacore Software GmbH
www.datacore.com

Falconstor Software Inc.
www.falconstor.com

Hewlett-Packard GmbH
www.hewlett-packard.de

McData Technology Systems GmbH
www.mcdata.com

Rainfinity GmbH
www.rainfimity.de

Softek
www.softek.fujitsu.com

Storage Technology GmbH
www.storagetek.de

Veritas Software GmbH
www.veritas.com/de


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+