Der Wahlkampf geht langsam aber sicher in die Vollen. Die Kopfnuss erklärt, was das ganze Spektakel mit Sims und Tamagotchis zu tun hat.
Drei Bundestagsabgeordnete der CSU, SPD und FDP testen derzeit ihre Wahlprogramme über drei Wochen hinweg im Simulationsspiel »SimCity«. Die Kopfnuss sagt: Hier wird der Grundstein für die volksnahe Politik der Zukunft gelegt. Denn welchen konkreteren Hinweis auf die realitätsgetreue Funktionalität populistischer Wahlversprechen gibt es, als diese an kleinen Pixelhaufen zu testen??
Immerhin rauschen die Prognosen nicht gleich in den Keller, wenn in der virtuellen Stadt die Hungersnot ausbricht oder die Politiker die Kommunikation der Sims abhören – ganz ohne PRISM und Tempora.
Es muss ja auch nicht bei den eigenen Wahlprogrammen bleiben. Warum nicht endlich mal dem absolutistischen Drang nachgeben? Von den realen Wählern hagelt es ja sofort ungerechtfertigte und, man verzeihe, weinerliche Kritik, beraubt man sie auch nur kurzzeitig ihrer heißgeliebten Grundrechte. Sollte diese ausgeklügelte Politik wider aller Erwartungen nicht fruchten, wird die Stadt eingestampft und das Spiel von vorne begonnen.
Im realen Leben gerät der Austausch einer kompletten Bevölkerung deutlich komplizierter. Zumeist bleiben selbst die kleinsten Fehltritte in der Erinnerung des kollektiven Gedächtnisses verhaftet. Da hilft letztlich nur großangelegte Bestechung oder ein Neuanfang in einem kommunistischen Inselstaat.
Bevor der Politiker also in eine solch rufschädigende Mausefalle tappt, drängt sich der virtuelle Erstversuch geradezu auf. Bei vielen Volksvertretern stellt sich jedoch die berechtigte Frage, ob es denn gleich eine ganze digitale Stadt sein muss. Wer groß hinaus will, sollte im Kleinen anfangen. In diesem Sinne händigt die Kopfnuss dem Bundestag in den kommenden Wochen 620 pflegebedürftige Tamagotchis aus. Diese stehen den aufstrebenden Politikussen als repräsentative Surrogate für 80 Millionen Bundesbürger zur Seite. Bitte das Füttern nicht vergessen!