»Wir schließen weitere Akquisitionen nicht aus«

25. März 2004, 0:00 Uhr | Markus Reuter

»Wir schließen weitere Akquisitionen nicht aus«. Hewlett-Packard bringt in den nächsten Monaten neue Geräte für die digitale Unterhaltung auf den Markt. CRN-Redakteur Markus Reuter sprach in der Cebit-Redaktion der Computer Reseller News mit Jörg Menno Harms, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung von HP, über den Trend zur Heimvernetzung, die Integration des Dienstleisters Triaton sowie über die neuen Channel-Strukturen des Konzerns.

»Wir schließen weitere Akquisitionen nicht aus«

CRN: Herr Harms, Sie sind ja nicht nur Geschäftsführer von Hewlett-Packard, sondern auch Vizepräsident des Branchenverbandes Bitkom. Was erwartet sich die Bitkom von der Cebit 2004?

Harms: Wir erwarten, dass von der diesjährigen Cebit ein Signal von der Erholung der Branche ausgeht. Der Investitionsstau sollte sich in den nächsten Wochen und Monaten auflösen. Der Markt für IT-Hardware und Telekommunikation war im vergangenen Jahr noch leicht geschrumpft. Ich gehe davon aus, dass es in diesem Jahr keine weiteren Rückgänge bei IT-Hardware geben wird, im nächsten Jahr sollte die Branche sogar ins Plus drehen. Der Trend zu mobilen Produkten und die Einführung von UMTS dürften dem Telekommunikations-Markt neue Impulse geben.

CRN: Das Top-Thema der diesjährigen Cebit ist die digitale Unterhaltung, die Konvergenz von IT- und UE-Produkten. In diesem Segment treffen UE-Hersteller wie beispielsweise Sony oder Philips auf die großen IT-Konzerne. Auch Hewlett-Packard will diesen Markt erobern, beispielsweise über eine Kooperation mit Apple oder einer neuen Generation von Flat-TVs.

Harms: Seit Mitte der 90er Jahre diskutieren wir die Frage, wann der PC mit dem Fernseher zusammenwachsen wird. Aber erst jetzt haben die technischen Fortschritte diese Verschmelzung auch möglich gemacht. In diesem Segment treffen in der Tat die Firmen der Unterhaltungs-Elektronik auf die Player der ITK-Industrie. Beide Parteien benutzen die gleichen Technologien und treffen sich in einem neuen Markt. Künftig werden sich hier auch neue Allianzen und Partnerschaften ergeben. Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der digitalen Unterhaltung sind offene Standards und offene Märkte. Flachbildschirme und Beamer weisen derzeit zweistellige Wachstumsraten aus. Reseller sollten diesen wichtigen Markt im Auge behalten.

CRN: Wie sieht die Strategie von HP in Deutschland aus? Wann können wir mit den ersten Produkten aus dem Bereich digitale Unterhaltung rechnen?

Harms: Carly Fiorina hat in den USA die weltweite Strategie für die nächsten zwei Jahre vorgestellt. Ein Kernprodukt ist beispielsweise ein so genannter Entertainment Hub, der die verschiedenen Geräte des Heimnetzwerkes koordiniert. Noch in diesem Jahr bringen wir mit dem »Movie Writer« einen Festplattenrekorder auf den Markt, zum Jahresende erscheint ein TV-tauglicher Flat-Screen mit einer bis dato noch nicht dagewesenen Tiefenschärfe.

CRN: Die Urheberrechts-Abgabe wird auch zu einem Problem der Heimvernetzung, wenn im heimischen Wohnzimmer Filme aus dem Internet geladen oder MP3-Files gehört werden.

Harms: Wir setzen unsere Hoffnung in Digital-Right-Management-Systeme (DRM), die den Urheber direkt mit dem Verbraucher in Verbindung bringen.
Diese neuen Geschäftsmodelle werden sich hoffentlich schnell durchsetzen, da es unlogisch ist, einen Geräte-Hersteller pauschal mit Abgaben zu belasten.

CRN: Ein weiteres wichtiges Geschäftsfeld ist für Hewlett-Packard die Dienstleistungs-Sparte. Sie gingen als Sieger aus dem Bieterwettstreit um den zum Thyssen-Krupp-Konzern gehörenden IT-Dienstleister Triaton hervor. Damit kann HP seine Position im deutschen Dienstleistungsbereich erheblich stärken. Wann wird die Integration von Triaton abgeschlossen sein?

Harms: Bislang steht die Integration von Triaton noch unter dem Vorbehalt der Kartellbehörden. Danach soll die Integration in den nächsten ein bis zwei Jahren abgeschlossen sein. Innerhalb dieser Zeit wird Triaton als eigenständige Einheit innerhalb der HP-Holding fungieren. Über den Dienstleister haben wir Zugang zu vertikalen Märkten sowie wichtiges Know-how, beispielsweise im Bereich SAP-Hosting, gewonnen.

CRN: Planen Sie in Deutschland den Kauf von weiteren Systemhäusern, um die Service-Sparte zu stärken?

Harms: Langfristig wollen wir in Deutschland zu den ersten drei Dienstleistern gehören. Dafür wollen wir organisch wachsen, schließen aber weitere Akquisitionen nicht aus.

CRN: Kommen wir auf den HP-Channel zu sprechen. Das Partnerprogramm »Partner One« ist seit einem Jahr in Kraft. Künftig will Hewlett-Packard seine Partner stärker fordern und verlangt unter anderem ein stärkeres Commitment zu HP.

Harms: Wir haben die Partnerstrukturen von Hewlett-Packard und Compaq zusammengelegt. Partner können jetzt klarer die Bereiche definieren, in denen sie mit uns zusammenarbeiten wollen. Unsere Partner verlangen Qualität, wir aber auch. Diese Beziehung kann keine Einbahnstraße sein. Ich kann die Kritik unserer Partner an den Änderungen der letzten Zeit verstehen. Wir wollen jedoch die strukturelle Zusammenarbeit verbessern. Dazu hilft uns auch das Feedback unserer Partner.

CRN: Eine strukturelle Veränderung ist auch die Vereinheitlichung der Channel-Strukturen von PSG und ESG. Wann wird diese neue Struktur in Deutschland an den Start gehen?

Harms: Starttermin ist der 1. Mai. Wir werden bei der Betreuung unserer Partner Kontinuität sicherstellen und über den neuen Set-Up noch mehr Synergien für unsere Kunden und Geschäftspartner bündeln.


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