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Exklusiv-Interview

»Wir sind wie ein Fels in der Brandung«

Auch an der CeBIT geht die Wirtschaftskrise nicht spurlos vorbei. Die Messegesellschaft hat sich darauf eingestellt, neue Themen und Serviceleistungen aufgenommen. <i>Computer Reseller News</i> sprach mit CeBIT-Chef Ernst Raue, Vorstandsmitglied der Deutschen Messe AG, über die Auswirkungen der Krise, über den Wandel der Messe und über die Gründe, warum für Aussteller und Besucher die CeBIT als internationale Messe wichtig ist.

Autor:Redaktion connect-professional • 25.2.2009 • ca. 2:40 Min

Inhalt
  1. »Wir sind wie ein Fels in der Brandung«
  2. Roadshows und Hausmessen sind keine Konkurrenz zur CeBIT

CRN: Herr Raue, wie entwickelt sich das Messegeschäft unter den Auswirkungen der Wirtschaftskrise? Raue: Natürlich spüren auch wir die Auswirkungen der Wirtschaftskrise. Während anfangs die Anmeldesituation noch besser als im Vorjahr war, brachen ab Herbst 2008 die Anmeldungen mit einem Mal ab. Sehr viele Unternehmen signalisierten zwar ihre Teilnahme, hielten aber ihre Anmeldung noch zurück. Sie wollten erst einmal abwarten, wann sie die notwendigen Mittel bewilligt bekommen. Auf jeden Fall sind aber die großen Unternehmen, wie beispielsweise IBM, Datev, Microsoft, SAP oder auch Software AG und die Deutsche Telekom in kompletter Größe vertreten.

CRN: Trotzdem müssen Sie mit Einbrüchen rechnen.

Raue: Die Einbrüche sind zurzeit global. Das Bruttoinlandsprodukt in Japan sinkt um 12,7 Prozent, in den USA um 4, für Deutschland ist ein ähnlicher Rückgang prognostiziert. Wir befinden uns in einer tiefgreifenden Wirtschaftskrise, die auch vor der ITK-Branche nicht halt macht. Und dann werden Kosten reduziert – und wenn in den Unternehmen gespart wird, dann zuerst an den Marketingkosten. Was vielleicht nicht immer richtig sein mag. Gerade in mageren Zeiten gilt es, die Chancen zu nutzen. Aber eines möchte ich doch festhalten: Im Grundsatz sind wir die einzigen, die noch stabil als ITK-Messe im Business-to- Business-Umfeld vertreten sind. Fast wie ein Fels in der Brandung. Weder in Europa noch in den USA gibt es noch Veranstaltungen von großer Bedeutung. Trotz einiger Schleifspuren werden wir eine gute CeBIT hinbekommen.

CRN: Wie hatten Sie auf die Anmeldeflaute reagiert?

Raue: Es war ernüchternd, dass nach der erfolgreichen CeBIT 2008 im Herbst die Kurve nicht wie erwartet weiter lief. Wir haben aber schnell festgestellt, dass es am Markt liegt. Deshalb haben wir den Vertrieb gestärkt, haben gekämpft um jeden Aussteller.

CRN: Aus welchen Ländern kommen die meisten Absagen?

Raue: Vor allem aus den asiatischen Ländern und da besonders aus China. Viele der früheren Aussteller sind mittlerweile durch Distributoren in Deutschland vertreten und deshalb nicht unbedingt selbst auf der CeBIT. So gesehen werden wir zwar an Masse verlieren, keinesfalls aber an Qualität.

CRN: Wie viele Aussteller wird die CeBIT 2009 haben, wie viel Ausstellungsfläche wird vermietet sein?

Raue: 4.300 Unternehmen werden sich auf der CeBIT 2009 präsentieren. 4.300 Unternehmen in der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Das ist ein Erfolg aus unserer Sicht. An Fläche werden wir 200.000 Quadratmeter erreichen.

CRN: Welche Folgen haben die veränderten Marktbedingungen für die Messegesellschaft?

Raue: Wir werden weiter professionalisieren: Mehr Wissensvermittlung, mehr Service. Gerade Ausstellungsbereiche wie der Planet Reseller, der sich hervorragend entwickelt hat, sind beispielgebend für den Trend der CeBIT. Oder die Sonderbereiche Public Sector Parc, Future Parc, Green IT, Webciety und andere mehr. Sie stehen für eine Messe, die sich an den Bedürfnissen der Besucher orientiert. Und: Wir sind eine reine B-t-B-Messe. Und das bleibt auch so. Die einzigartige Bedeutung der CeBIT erkennt man auch daran, dass die CeBIT von hochrangigen Politikern aus dem In- und Ausland besucht wird. Die Bundeskanzlerin und der kalifornische Gouverneur Schwarzenegger eröffnen die Messe. Namhafte Chefs der internationalen IT-Elite sprechen bei den Global Conferences. Die Besucher kommen aus rund 100 Ländern. Und sie ist ein Pflichttermin für internationale Verbände und Organisationen. Die Branche braucht einfach eine solche Veranstaltung.

CRN: Was wird sich für die Aussteller bei Messen wie der CeBIT künftig ändern?

Raue: Unser Serviceangebot wird noch ausgefeilter und vielfältiger werden. In vielen Unternehmen werden künftig die Marketingbudgets reduziert. Hier setzen wir an, bieten alle notwendigen Leistungen, die für einen Messeauftritt notwendig sind: also von der Planung, über Standbau und Werbung bis hin zum Catering und anderem mehr. Für uns ist dies eine neue Möglichkeit, Umsatz zu generieren.