Wortmann: Erfolgsrezept Flexibilität. Während viele Hersteller vom Fertigungsstandort Deutschland nichts wissen wollen, produziert Wortmann sämtliche eigenen Systeme im niedersächsischen Hüllhort und lebt gut damit.
IT-Fertigung in Deutschland? Kopfschütteln allenthalben. Und dennoch gibt es Unternehmen, die genau das tun, noch dazu erfolgreich. Ein Beispiel ist die Wortmann AG aus dem niedersächsischen Hüllhorst. 1986 gegründet, hat der Hersteller heute 240 Mitarbeiter, von denen 90 produzieren. 30 Mitarbeiter sind Auszubildende. Gerade wird die Produktion um weitere 2000 qm erweitert.
Das Produktprogramm von Wortmann umfasst PCs, Server, Notebooks und alles rund herum wie NAS-Systeme, Firewall- und andere Security-Lösungen, LCDs, Monitore und Thin Clients, alles unter eigenem Label. Tastaturen und Mäuse kommen von Logitech, tragen aber ebenfalls das Wortmann-Logo. Dazu kommen Produkte, für die das Unternehmen als Distributor agiert ? Drucker zum Beispiel, Netzwerk- und WLAN-Lösungen etwa von 3Com oder D-Link, aber auch dem deutschen Hersteller Lancom und anderes mehr. Dies deshalb, damit sich Wortmann seinen Partnern als One-Stop-Shop präsentieren kann. Das Geschäft mit den Eigenlösungen machte 2003 ungefähr die Hälfte des Gesamtumsatzes von 258 Millionen Euro aus. Zwei Prozent des deutschen Business-PC-Marktes hat Wortmann erobert, fünf Prozent der Produkte gehen ins europäische Ausland.
INDIVIDUELLE PRODUKTE IN FÜNF TAGEN
Wortmanns Erfolg fußt nach Ansicht von Marketingleiter Robin Wittland vor allem auf solidem, langsamem Wachstum, Qualitätsbewusstsein und Flexibilität. »Wir können sehr flexibel innerhalb von fünf bis sechs Tagen höchst individuelle Lösungen im Build-to-Order-Verfahren fertigen«, erklärt Wittland. Bei Wortmann wählen Anwender zum Beispiel aus 120 Motherboards, 150 Festplatten und den gängigen CPUs. »Durch diese Vielfalt können wir viele Ausschreibungen bedienen«, sagt Wittland. Viele Hersteller mit ähnlichem Geschäftsmodell geben die Flexibilität im Lauf ihres Wachstums auf ? Wortmann nicht: »Wir sehen hier eine unserer wesentlichen Stärken«, sagt er.
Kommen neue Komponenten ins Produktprogramm, werden sie nach einem Matrix-Verfahren eingeordnet, das mögliche Konfliktfelder aufzeigt. Sie werden dann gezielt getestet und erst wenn alles funktioniert, gehört die Komponente zum Portfolio und wird in den Online-Konfigurator integriert. Er schließt, ähnlich dem bekannten System von Dell, automatisch konfligierende Konfigurationen aus. In diesem System steckt viel Know-how.
Verkauft werden die Wortmann-Produkte über rund 5500 bis 6000 Reseller und Integratoren, die Lösungen an die Endkunden weitergeben. Fordert der Händler ein Angebot an, ist dies in einer halben Stunde bei ihm. Rund 60 Sales-Mitarbeiter arbeiten mit den Resellern zusammen und gehen auch einmal mit zum Endkunden. Wortmann selbst sieht sich trotzdem im Direktgeschäft, da die Distribution umgangen wird.