Die Datenschnüffler sind unter uns. Aber erst Big Data und deren Auswertung machen aus Datenmassen Informationen.
Seit Edward Snowden auf die Weltbühne getreten ist, ist der Agentenkrimi in den meisten deutschen Wohnzimmern, mehr noch in den Mail- und Facebook-Account der Deutschen angekommen. Telefonüberwachung, das Schnüffelprogramm Prism, angezapfte Glasfaserkabel, Wanzen: Die Datenbank mit all den Telefonnummer und Email-Adressen, Nutzer IDs- und Beiträgen in sozialen Netzwerken, aus der sich die Geheimdienste jederzeit bedienen können, dürfte ein beträchtliches Ausmaß erreicht haben. Otto-Normalmailer und Max Mustertelefonierer beschleicht mitunter ein ungutes Gefühl, wenn er daran denkt, dass die NSA sein Liebesgeflüster am Telefon belauscht, während sich ein BND-Agent gelangweilt durch das Facebook-Album mit den neusten Urlaubsbildern klickt und der britische Geheimdienst in Sekundenschnelle seine Mails nach verdächtigen Schlagwörtern durchforstet.
Dank Prism dürfte immerhin jeder begriffen haben, wozu Big Data gut ist. Mit mehr Speicherkapazität und besseren Auswertungsmethoden den Energieverbrauch von Haushalten reduzieren, Unregelmäßigkeiten in Finanztransaktionen erkennen oder eben die ganze Welt ausspähen.
Der bis aus letzte Bit und Byte entblößte Internetnutzer ist dabei längst nicht mehr nur für die Geheimdienste dieser Welt interessant. Die mussten nämlich enttäuscht feststellen, dass Worte wie Afghanistan, Bombe und heiliger Krieg in der Alltagskommunikation der meisten Bürger eine untergeordnete Rolle spielen. Die Datenbanken, die die Geheimdienste angelegt haben, interessieren mittlerweile vor allem viele Unternehmen. Dort lagern nämlich all die Datenschätze, die die Big Data-Verfechter der erste Stunde schon so lange anpreisen: Konsumverhalten, Vorlieben, Wünsche. Und dank Big Data lässt sich der Datenwust, den NSA, GCHQ & Co. angehäuft haben, sogar auswerten. Wer im Internet zu ungeniert mit Schlagwörtern wie Rolex, Armani, Ferrari, 5 Sterne oder Apple-Fernseher hantiert, dürfte sich schon bald über allzu aufdringliche Werbung wundern.