Zero dB project: Stiller Protest gegen musikalische Folterungen

15. Dezember 2008, 8:29 Uhr | Lars Bube
Clive Stafford Smith ist Gründer und Direktor von Reprive

Die englische Menschenrechts-Organisation Reprive hat ein Portal gegen die menschenrechtlich geächtete Folterung mittels musikalischer Dauerbeschallung gestartet. Unter anderem gibt es dort auch eine Liste mit den meist verwendeten Foltersongs in Lagern wie Guantanamo und Co.

Man kann ja bekanntlich über Geschmack streiten, auch und gerade was Musik angeht. Doch derzeit vereinigen sich Musiker aller Couleur unter dem Deckmantel der Menschenrechts-Organisation Reprive, um mit der Initiative »Zero dB project« gegen den zweifelsfrei mehr als geschmacklosen Missbrauch von Musik als Foltermethode zu protestieren. Zwar wurde Musik-Folter bereits vor Jahren von den Vereinten Nationen und dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte geächtet, dennoch wird sie laut Reprive weiterhin eingesetzt, unter anderem im amerikanischen Gefangenenlager Guantanamo Bay im kubanischen Niemandsland.

Reprive vertritt über 30 Häftlinge aus Guantanamo Bay und kann daher auf Erfahrungsberichte aus erster Hand zurückgreifen. So schilderte etwa der immer noch in Guantanamo inhaftierte Londoner Binyam Mohamed der Organisation schreckliche Szenen aus seiner 18 monatigen Gefangenschaft in einem geheimen Verhörgefängnis der Amerikaner: »Sie haben mich an der Wand aufgehängt. Am zweiten Tag durfte ich ein paar Stunden schlafen, dann haben sie mich wieder aufgehängt. Meine Beine waren geschwollen, meine Hände und Handgelenke taub. […] Es wurde laute Musik abgespielt, 20 Tage lang liefen ununterbrochen »Slim Shady« [Eminem] und Dr. Dre. […] Die CIA hat uns Tag und Nacht bearbeitet. Viele haben den Verstand verloren. Ich konnte hören, wie Leute ihren Kopf gegen die Wände und Türen schlugen und wie am Spieß schrieen.«


  1. Zero dB project: Stiller Protest gegen musikalische Folterungen
  2. »Härter als physische Folter«
  3. Auszug aus der »Playlist der Folterknechte«

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