Nachdem die Yahoo-Chefin Marissa Mayer ihre Mitarbeiter in die Büros zurückbeordert hat, entbrannte ein Dialog über Pro und Kontras des Home Office. Letztendlich wird dabei aber das Wichtigste vergessen - der Angestellte.
Lange Arbeitswege, Transferkosten, Kantinenessen. In Zeiten, in denen der Hauptteil der Büroarbeit über den Computer vonstattengeht und digitale Kommunikation durch Programme wie Skype selbst für den technikfremdesten Laien verständlich sind, sprechen viele Gründe für zumindest ein optionales Angebot von Home Office. Dennoch hat Yahoo-Chefin Marissa Mayer kürzlich alle Mitarbeiter von den heimischen Schreibtischen in die Büroräume zitiert und die Option der Arbeit in den eigenen vier Wänden restlos aufgekündigt. Zwar wollte Yahoo aufgrund der firmeninternen Beschaffenheit des Themas keinen direkten Kommentar abgeben, ein an die Öffentlichkeit gedrungenes Memo spricht jedoch davon, dass die Motivation der Heimarbeit drastisch abgenommen hat und manche Angestellte sogar die Zeit nutzten, um ein eigenes Startup auf die Beine zu stellen.
An diesem Punkt stößt das Home Office wohl an seine größte Hürde – Die stetige Eigenmotivation, ohne direkte Kontrolle eines Vorgesetzten. »Diesen Anforderungen an das eigene Selbstmanagement kann nicht jeder gerecht werden, sodass sich die Effizienz der Arbeitsweise durch den resultierenden Motivationsverlust deutlich verringern kann«, erklärt die Arbeitspsychologin Andrea Augustin von der TU-Dresden. Potenzielle Heimarbeiter müssen sich also vor dem Antritt der Büro-externen Tätigkeit darüber bewusst sein, das zumindest ein psychologischer Mehraufwand mit dem Home Office verbunden ist.
Home Office ist nicht nur die entspannte Einsparung des Arbeitsweges, sondern besonders eine Konsequenzprobe für den Mitarbeiter. Jeder Angestellte im Home Office muss zuhause eine klare Linie zwischen Büroalltag und Familien- und Privatleben ziehen, was wiederum die erhöhte Motivation aufrechterhält, die laut Andrea Augustin mit flexiblen Arbeitsformen einhergeht. Auch hier muss der Vorgesetzte jeden Mitarbeiter als individuell einschätzbar wahrnehmen und entscheiden, ob sich dieser für die Heimarbeit eignet.