Unter dem Markennamen H3C hat Netzwerk-Urgestein 3Com sein Portfolio seit 2004 runderneuert. Die Marke H3C ist aus dem 2004 gegründeten Joint Venture mit dem chinesischen Netzwerkausrüster Huawei hervorgegangen, das 3Com 2007 komplett übernommen hat. Nachdem 3Com kürzlich auch wieder Equipment für den Enterprise-Core im Angebot führt, sieht Präsident und COO (Chief Operating Officer) Ron Sege sein Unternehmen angesichts wirtschaftlich schwieriger Zeiten als gut gerüstet, dem Marktführer Cisco mit aktuellen Geräten und niedrigeren Preisen Marktanteile streitig zu machen.
Laut den Zahlen der Dell’Oro Group zum ersten Quartal 2009 ist 3Com bei den
Gigabit-Ethernet-Switches nach Cisco und HP Procurve die Nummer 3 im Weltmarkt. Bei den
Lowend-Geräten – den "Smart"- oder "Web-Managed"-Switches – ist 3Com/H3C nach verkauften Ports
gerechnet sogar Marktführer vor Netgear, HP Procurve, D-Link und dem Cisco-Ableger Linksys. Mit
einer neuen Gerätegeneration, die nun auch auf Highend-Enterprise-Netze ausgelegt ist, macht sich
3Com nun erneut auf, Cisco die Pole Position im Unternehmensmarkt streitig zu machen.
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/technikwechsel_im_schatten_der_krise:/2009005/31925752_ha_LL.html?thes=8001,9780,8004,9806">Technikwechsel
im Schatten der Krise
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/knaller_mit_mega-echo:/2009004/31890959_ha_LL.html?thes=8002,9790">Cisco
liefert Server für das RZ: Knaller mit Mega-Echo
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/hp_bringt_virtualisierungspakete_auf_vmware-basis:/2009006/31967834_ha_LL.html?rss=1">HP
bringt Virtualisierungspakete auf VMware-Basis
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/cisco_stockt_das_produktportfolio_fuer_kleine_und_mittlere_unternehmen_auf:/2009006/31975488_ha_LL.html?thes=">Cisco
stockt das Produktportfolio für kleine und mittlere Unternehmen auf
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/alles_unter_controller:/20080S5/31716747_ha_LL.html?thes=9807,9812&tp=/themen/wlan/&page=6">802.11n
als Enterprise-Katalysator: Alles unter Controller?
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/gruenes_licht_fuer_layer_2:/2008010/31671563_ha_LL.html?thes=10190&&page=1">Energieeffiziente
LAN-Switches: Grünes Licht für Layer 2
LANline sprach zu 3Coms aktueller Go-to-Market-Strategie mit President und COO Ron Sege. Sege
war von 1989 bis 1998 schon einmal für 3Com tätig gewesen, zuletzt als Executive Vice President der
Global Systems Business Unit. 2008 war er vom CEO-Posten bei Tropos Networks wieder zu 3Com
zurückgewechselt.
Letzten Monat hat 3Com die globale Vermarktungsstrategie für das H3C-Portfolio vorgestellt, die
nun eben auch wieder Großkonzerne verstärkt ins Auge fasst. Laut Sege hat 3Com massiv in eine "
Direct-Touch"-Strategie für große Unternehmen investiert und damit auch in Europa bereits erste
Erfolge erzielt, die er aber noch nicht nennen wollte. Diese Erfolge zeigen aber laut Sege, "dass
unser End-to-End-Portfolio auch im Westen verkaufbar ist" – und nicht nur im Huawei-Heimatmarkt
China, wo H3C laut Sege rund 35 Prozent Marktanteil halte und somit dort vor Cisco die
Marktführerrolle innehabe.
"Die Rezession setzt in den Unternehmen die Budgets unter Druck", so Sege. "Das bietet uns gute
Voraussetzungen, um Marktanteile zu gewinnen." Auch in Deutschland befinde man sich deshalb in
Diskussionen "mit unseren größten Accounts".
Auf technischer Seite sieht Sege 3Com auf dreierlei Weise gegenüber der Konkurrenz im Vorteil.
Da seien erstens die niedrigeren Anschaffungskosten, denn, so Sege: "Es besteht für uns keine
Notwendigkeit für aufwändige Rückwärtskompatibilität, da das gesamte H3C-Portfolio aus neuen
Plattformen besteht, die von Grund auf neu entwickelt wurden." Günstig wirke sich auf den Preis
auch aus, dass H3C ausschließlich auf Standard-Silizium von Marvell und Broadcom setze statt auf
individuell angefertigte ASICs. "So können wir das R&D ganz auf die Software und das Management
konzentrieren", kommentiert Sege.
Als zweiten Vorteil sieht der 3Com-COO das System-Management, das kürzlich in Form der
Verwaltungslösung IMC (Intelligent Management Center), die der Cisco-Herausforderer im Mai zusammen
mit der H3C Datacenter Convergence Switching Plattform S12500 vorgestellt hat. Sege betont, mit der
via APIs offenen Verwaltungsplattform erhalte der Administrator den Überblick über seine
Ressourcen, Anwender und Applikationen, statt lediglich Daten auf Geräteebene zu sehen.
Als dritte Säule setzt 3Com auf seinen Geschäftsbereich Tipping Point, den 3Com noch kürzlich
als Spin-off abstoßen wollte, jetzt jedoch laut Sege als Business Unit beibehalten wird. Die Geräte
von Tipping Point gelten als marktführend im IPS-Markt (Intrusion Prevention Systems). Diese
IPS-Funktionalität will 3Com künftig verstärkt in Richtung einer Multi-Layer-Sicherheit ("Defense
in Depth") ausbauen.
Im Rahmen von 3Coms "Open Systems Networking"-Ansatzes ist es laut Ron Sege heute schon möglich,
virtualisierte Infrastrukturen in die Netzwerkverwaltung mit einzubinden, wie dies einige große
Anbieter, darunter wieder einmal Cisco, kürzlich vorgestellt haben. Die mit APIs hergestellte
Offenheit erlaube zum Beispiel die Integration der WAN-Beschleuniger von Expand in H3C-Geräte oder
auch die Einbindung von Third-Party-Applikationen in H3C-Blades.
Sege sieht hier noch enorme Notwendigkeit einer weit reichenden Automation. Er vergleicht die IT
dazu mit der Automobilindustrie: "Die IT befindet sich immer noch in der Phase der
Batch-Verarbeitung. Dieser Ansatz wird nun durch die Virtualisierung und steigende Anforderungen
der Anwender an seine Belastungsgrenze geführt. Die IT muss sich von der Batch-Verarbeitung zur
industriellen Produktion weiterentwickeln."
Sege musste aber eingestehen, dass auch bei 3Com noch Automations- und Integrationsschritte
anstehen. So erfolgt die Verwaltung der Tipping-Point-Geräte nach wie vor über eine separate
Oberfläche. "Hier ist es unser Ziel, eine einheitliche Ansicht für den Administrator zu schaffen",
so Sege. Dazu sollen die H3C- und Tipping-Point-Konsolen physisch integriert werden.
Zur derzeit heiß diskutierten Integration von LAN und SAN äußert sich der 3Com-Manager
zurückhaltend: "FCoE (Fiber Channel over Ethernet) ist sehr sinnvoll, wenn man es im richtigen
Zeitrahmen betrachtet." Derzeit aber gelte FCoE oft als "die Antwort auf viel mehr Fragen, als dies
eigentlich der Fall sein sollte", so Sege. "Die Probleme im Data Center sind in aller Regel
Management-Probleme, keine Probleme des Netzwerkprotokolls."
Mittelfristig sieht Ron Sege aber auch im Data Center einen Platz für H3C-Produkte: "Die
Unternehmen werden es künftig generell vermeiden wollen, Netzwerkprodukte von nur einem Anbieter zu
beziehen, und stattdessen auf eine Zwei-Anbieter-Strategie setzen."
LANline/Dr. Wilhelm Greiner