Virtuelle Verkabelung in Blade-Infrastrukturen

Abschied vom Kabelsalat

5. August 2007, 22:00 Uhr | Carsten Unnerstall/pf Carsten Unnerstall ist Product Manager HP Bladesystem bei HP.

Traditionell existieren zwei Methoden, um Server-Blades mit externen Netzwerken und Speichersystemen zu verbinden: Pass-Throughs und Switches. Erstere ermöglichen einfache Eins-zu-eins-Verbindungen, benötigen aber viele und damit fehlerträchtige Verkabelungen. Blade-Switches kommen mit weniger Kabeln aus, verursachen aber zusätzlichen Verwaltungsaufwand für LAN- und SAN-Administratoren. Der Ausweg kommt in Form Blade-basierender Infrastrukturen mit virtuellen Verkabelungen.

Aufgrund der benötigten Anzahl von Kabeln und Core-Switch-Ports sind Pass-Throughs meist die
kostspieligste Verbindungslösung. Außerdem erhöht sich das Ausfallrisiko durch falsche
Kabelverbindungen. Die andere Alternative stellen Switches dar. Aber typische Switches für
Server-Blades verfügen lediglich über wenige Ports und erfordern letztlich einen genauso hohen
Verwaltungsaufwand wie ihre großen Brüder. Um die gleiche Anzahl an Verbindungen wie bei großen
Systemen zur Verfügung zu stellen, sind beispielsweise rund 26 typische Blade-Switches
erforderlich. Beiden Alternativen gemeinsam ist der hohe personelle Aufwand für eigentlich relativ
einfache Aufgaben: Soll beispielsweise ein Server ersetzt oder hinzugefügt werden, ist der Vorgang
zwischen den Storage-, Netzwerk- und Serveradministratoren zu koordinieren – und dies für jede
Änderung aufs Neue. Eine solche Abstimmung zwischen den verschiedenen Abteilungen ist aufwändig und
verhindert die schnelle Umsetzung von Change-Management.

Nachteile fester Verkabelung

Das statische Design von Infrastrukturen mit fester Verkabelung führt letztlich dazu, dass die
Geschwindigkeit, mit der sich solche Prozesse ausführen lassen, von der Anzahl der Beteiligten
abhängt: Je mehr Stellen involviert sind und sich untereinander abstimmen müssen, desto länger
dauert es. Einer der zeitaufwändigsten Prozesse für Server-, Netzwerk- und Storage-Administratoren
ist es daher, Server in Betrieb zu nehmen und bei Bedarf neu zu konfigurieren. Kein Wunder, dass
die Ausgaben für die Administration mit zu den größten Kostentreibern in einem herkömmlichen
Rechenzentrum gehören – neben anderen Faktoren wie beispielsweise einer zu geringen Produktivität
oder zu langen Ausfallzeiten. Damit jeder einzelne IT-Verantwortliche mehr Geräte betreuen kann –
eine der Schlüsselgrößen der IT-Best-Practices –, gilt es, die Aufgaben und Arbeitsschritte der
Administratoren entscheidend zu vereinfachen.

Einen relativ neuen Ausweg eröffnen Blade-basierende Infrastrukturen: Virtuelle Verkabelungen im
Blade-Enclosure ermöglichen es, für jeden Servereinschub ein Verbindungsprofil zu erstellen – bevor
der eigentliche Server installiert wird. Dafür sorgt beispielsweise die
HP-Virtual-Connect-Architektur mit ihrem Virtual Connect Manager. Diese zieht eine virtuelle Ebene
in die Kabelinfrastruktur ein, die LAN- und SAN-Verbindungen von der Serverumgebung trennt. Möglich
machen dies Ethernet- und Fibre-Channel-Module, die alle notwendigen Verbindungen zum LAN und zum
SAN (Storage Area Network) herstellen.

Das Verbindungsprofil legt folgende Parameter fest: die MAC-Adressen (Media Access Control) für
alle Netzwerkkarten (NICs), die World Wide Names (WWNs) für alle Host-Bus-Adapter (HBAs) sowie die
SAN-Boot-Parameter. Pro Blade-Enclosure kommen zwei bis vier Ethernet-Module und maximal zwei
Fibre-Channel-Module zum Einsatz. Die Blade-Enclosures sind bei der Neuimplementierung des Systems
einmalig zu verkabeln und lassen sich im laufenden Betrieb im Setup verändern. Dazu erhält jeder
Server über eine webbasierende Benutzeroberfläche seine individuellen I/O-Verbindungen zugewiesen.
Alle Einstellungen bleiben konstant – die Verbindungsparameter ändern sich auch dann nicht, wenn
der Server auszutauschen ist. In diesem Fall werden die bestehenden Konfigurationen und
Verbindungseinstellungen automatisch übernommen.

Neue Ansätze: virtualisierte Kabel

Mit anderen Worten: Die virtuelle Verkabelung entkoppelt Server und Netzwerk. Änderungen
innerhalb der Serverinfrastruktur oder der LAN- und SAN-Umgebung erfordern somit keine aufwändige
Abstimmung der Administratoren aus den verschiedenen Bereichen. Die Virtualisierung der
Verbindungen zwischen den Servern und dem Netzwerk ist für alle Anwender von Vorteil. Wird zum
Beispiel ein Server geändert oder ein neuer Server hinzugefügt, können LAN und SAN sofort mit
diesem kommunizieren, ohne dass manuelle Eingriffe nötig wären. Falls der Administrator ein
Serverprofil auf einen anderen Einschub übertragen will, kann er dies mit einem einfachen Mausklick
erledigen.

Falls die Netzwerkverbindungen eines Profils zu ändern sind, genügen ebenfalls wenige Klicks.
Gleichzeitig reduziert sich der Aufwand für die Verkabelung deutlich: um bis zu 94 Prozent.
Entsprechendes gilt auch für die Anzahl der Switch-Ports. Da Blade-Infrastrukturen nur bei der
Erstinstallation verkabelt werden, vereinfacht dies auch den Austausch oder das Verschieben von
Servern in ein anderes Applikationssubnetz. Selbst wenn für ein Failover ein bisher nicht genutzter
Server zum Einsatz kommt, oder ein Server aus der Test- in die Produktivumgebung zu überführen ist
(mit unterschiedlichen LAN- und SAN-Verbindungen), lässt sich dies somit relativ einfach
bewerkstelligen.


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