Die Produktstrategie von Adva Optical Networking, dem deutschen Anbieter optischen Equipments für Carrier-Netze, zielt auf die enge Integration von Optical Networking und Ethernet-Services. Wesentliche Zielsegmente sind der preiswerte Ethernet Access sowie WDM-Metronetze (Wavelength Division Multiplexing). Die Details erläuterte Adva-Technologievorstand Dr. Christoph Glingener im Gespräch mit LANline.
Unter Analysten herrscht große Einigkeit: Die Zukunft der Carrier-Access- und Stadtnetze (Metropolitan Area Network, kurz Metronetz oder MAN) gehört früher oder später dem Ethernet-Transport und den Ethernet-Services – und dies über Glasfasern, die so nah wie möglich an die Endanwender heranreichen sollten (Fiber to the Home/Office/Building, FTTH/FTTO/FTTB). In Richtung Endverbraucher bewegt sich die Deutsche Telekom mit ihrem VDSL-Rollout immerhin bis zum Verteiler am Straßenrand, um auf der "letzten Meile" weiterhin die Vorteile ihres hochwertigen Kupfernetzes zu nutzen – während manche regionale Provider wie Netcologne oder Mnet in München bereits FTTH umsetzen beziehungsweise angestoßen haben.
Entsprechend positiv entwickelt sich der Metro-WDM-Markt: Laut den Analysten der Dell’Oro Group legte er im dritten Quartal 2007 gegenüber dem Vorjahresquartal weltweit um 47 Prozent zu, in EMEA sogar um 72 Prozent. Treiber dieser Entwicklung sei Westeuropa mit den WDM-Rollouts der Incumbents (Ex-Monopolisten) in Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien. Wachstumsförderlich wirke, so der Dell’Oro-Report, dass die WDM-Metrosysteme eine immer größere Reichweite aufwiesen, sodass die Service-Provider neue Märkte erschließen könnten. Marktführer in EMEA seien Alcatel-Lucent mit 31 Prozent vor Adva mit 20 und der chinesischen Huawei mit 14 Prozent. Weltweit liegen laut Dell’Oro Alcatel-Lucent, Nortel und Cisco vorn. "Sowohl PON (Passive Optical Network) als auch Ethernet FTTH wachsen nach wie vor ordentlich", bestätigt Infonetics-Analyst Jeff Heinen. Er erwartet "signifikantes Wachstum in den nächsten Quartalen, da mehr Incumbents ihre FTTH- und FTTB-Rollouts ernsthaft in Angriff nehmen".
Auf den lukrativen WDM-Access-, Aggregations- und Backhaul-Markt hat es unter dem Slogan "Optical + Ethernet" auch der deutsche Ausrüster Adva abgesehen. Advas Ziel sei, so
CEO Brian Protiva jüngst gegenüber LANline, "Weltmarktführer im Metrobereich zu werden". Zu Advas Roadmap zählt natürlich auch die Reichweitenerhöhung: Ziel ist laut Advas Technikchef Glingener die Überbrückung von 2000 Kilometern ohne Dispersionskompensation – also kostengünstiger. Der wesentliche Reiz an Advas Produktstrategie ist aber die enge Verschränkung des Optical Networkings mit Ethernet Services auf einer gemeinsamen, integrierten Plattform.
Adva konzentriert sich laut Glingener auf die Multiservice-Plattform FSP 3000, in die man die zugekaufte Movaz-Technik noch weitreichender integrieren will, und die modulare Ethernet-Access-Plattform FSP 150CM, die im ersten Quartal komplett neu auf den Markt kommen soll. Die FPS 3000 eigne sich für den Access mittels WDM-PONs (Point to Point und Point to Multipoint) ebenso wie für Aggregations- und Backhaul-Aufgaben. Im Blick seien zudem anspruchsvolle Unternehmensnetze. Denn die FSP 3000 ist laut Glingener trotz Carrier-Tauglichkeit nicht zu teuer für Unternehmen: Pluggable Optics (Steckmodule) ermöglichen den Einsatz der preiswerteren CWDM-Module (Coarse WDM).
Die neue Ethernet-Plattform FSP 150 CM konsolidiert Advas FSP 500 mit Technik aus dem Zukauf des Ethernet-NTU-Spezialisten (Network Termination Unit) Covaro. Die Plattform umfasst Geräte vom preiswerten, einen halben Rack-Einschub großen Terminierungsgerät bis zum Multi-Shelf-Chassis für Carrier-Niederlassungen. Die Geräte sollen nativen Gigabit-Ethernet-Transport ebenso erlauben wie Ethernet over TDM oder TDM over Ethernet (also Circuit Emulation). MEF-konforme (Metro Ethernet Forum) Demarkations- und OAM-Features (Operations, Administration, Maintenance) sind inbegriffen, Aggregations- und Switching-Funktionen sollen ein Jahr später folgen. Die beiden Plattformen sollen dann im Zusammenspiel Ethernet-Services sowohl auf der Basis von MPLS/VPLS als auch von PBB-TE unterstützen. Ab Ende 2009 oder Anfang 2010 soll es sogar möglich sein, diese Services mittels GELS (Generalized Ethernet Label Switching) automatisiert aufzusetzen. Softwareseitig bietet Adva seit Ende 2007 den Network Manager für das Device-Management und den Service Manager für das Ende-zu-Ende-Management der optischen Dienste.
LANline/Dr. Wilhelm Greiner