Im Fall Microhoo mussten die Freunde einer Fusion jetzt eine weitere Niederlage einstecken, denn mit großer Mehrheit wurden auf der Aktionärsversammlung die Verfechter einer eigenständigen Yahoo-Zukunft in ihren Ämtern bestätigt.
Vorerst haben Yahoos CEO Jerry Yang und sein Verwaltungsrats-Vorsitzender Roy Bostock die
Übernahmeangriffe von Steve Ballmer und dem agilen Milliardär Carl Icahn abgewehrt. Bei der
Hauptversammlung am vergangenen Freitag in San Jose erhielt Jerry Yang 85 Prozent der Stimmen und
Bostock immerhin 80 Prozent. Allgemein gilt bei solchen Abstimmungen ein Wert von über 75 Prozent
als solide Vertrauensbasis.
Bostock verteidigte in einer leidenschaftlichen Eröffnungsrede die Entscheidungen des
Verwaltungsrates (Board) in den vergangenen Monaten. "Es lag zu keiner Zeit ein überzeugendes
Angebot auf dem Tisch, Microsofts plötzlicher Rückzug von den Verhandlungen ist völlig
unverständlich", sagte er den etwa 100 anwesenden Aktionärsvertretern, die insgesamt 76 Prozent des
Kapitals von Yahoo repräsentierten.
In einer schriftlichen Erklärung hat Microsoft inzwischen der Darstellung von Bostock
widersprochen: "Yahoo versucht erneut Geschichte zu schreiben – diesmal mit Behauptungen, die nicht
zu den Fakten passen."
Doch aus den Reihen der anwesenden Aktionäre gab es nur wenig Kritik. Hierzu gehörte Eric
Jackson, ein Vertreter einer Gruppe, die insgesamt 3,2 Prozent des Aktienkapitals repräsentiert: "
Herr Bostock, sie haben zu viel Gehälter an das Management bezahlt, sie haben ihre Kompetenzen im
Fall Microsoft überzogen und sie sind hier nicht mehr willkommen", lautete sein Vorwurf, der sich
auch an die hohen Bonus- und Abfindungszahlungen richtete.
Ansonsten richtete sich einige Kritik an die Yahoo-Präsidentin Sue Decker, der vorgeworfen
wurde, dass ihr Mandat in den Boards von Intel, Costco und Berkshire Hathaway zu viel Zeit in
Anspruch nehmen würde. Bostock hingegen verteidigte Decker als die vermutlich am härtesten
arbeitende Yahoo-Mitarbeiterin.
Yangs und Bostocks schärfster Kritiker war gar nicht erst zum Meeting erschienen. Carl Icahn
hatte schon einen Tag vor der Hauptversammlung in seinem Blog mitgeteilt, dass er nicht teilnehmen
wird. "Ich halte dieses Treffen für unwichtig", schrieb er.
Wahrscheinlich wusste er schon zu diesem Zeitpunkt wie die Wahlen ausgehen werden, denn
normalerweise stimmen sich die Großinvestoren vor einer Hauptversammlung untereinander ab.
Icahn hatte ja auch schon im Vorfeld durch einen ausgehandelten Kompromiss einen Teilerfolg
erzielt. So wird das Board jetzt von acht auf elf Mitglieder erweitert. Die drei freien Plätze
werden von Carl Icahn und zwei seiner Gefolgsleuten besetzt. Um wen es sich dabei genau handeln
wird, entscheidet das Board am 15. August an Hand einer von Icahn vorgelegten Liste.
Harald Weiss/CZ/pk