Im Test: Acronis Snap Deploy in Version 5

Alles überall bereitstellen

11. Mai 2015, 6:00 Uhr | Thomas Bär und Frank-Michael Schlede/jos

Wenn es nach den Anwendern geht, dann sollen neue (oder auch neu aufgesetzte) Systeme immer sofort, ohne Verzögerung auf ihrem Arbeitsplatz installiert sein und funktionieren. Administratoren haben etwas andere Vorstellungen und Wünsche, wenn es um die Bereitstellung verschiedener Betriebssysteme geht. Acronis Snap Deploy soll diese erfüllen können.

Grundsätzlich scheint die Aufgabenstellung leicht: "Erstellen Sie doch schnell ein Image einer Workstation, und rollen Sie diese dann heute noch auf alle PCs unserer Nutzer aus?". Schließlich gehört das Anlegen, Erstellen und Ausrollen eines System-Images zu den Standardaufgaben der Systembetreuung und Verwaltung. Doch IT-Profis wissen aus ihrer täglichen Praxis, wie ressourcen- und zeitaufwändig es sein kann, aus einer vorgegebenen Standardkonfiguration eines Betriebssystems ein Image zu erstellen, das sich dann im Idealfall auf beliebige PCs und Server verteilen lässt.
Acronis hat eine lange Historie, wenn es um Backup und Restore von Betriebssystemen geht, und gehört zu den bekanntesten Herstellern solcher Produkte. Mit Snap Deploy setzt der Anbieter diese Technik auch für ein Werkzeug ein, das speziell auf das System-Deployment ausgerichtet ist und derzeit in der Version 5 bereitsteht. Acronis stellte für den Test die aktuelle Version 5.0146 zur Verfügung, die aus einer etwas mehr als 1 MByte großen ausführbaren Datei für Windows-Systeme besteht. In dieser Datei sind alle benötigten Programme erhalten, die der Administrator sowohl zur Erstellung eines Images als auch zum Systemabbild-Rollout einsetzen kann.
Nach der Installation präsentiert sich die Management-Konsole in einem modernen Windows-Design, das an das Erscheinungsbild des Server-Managers auf den aktuellen Windows-Servern erinnert.
 
Aktualisierte Oberfläche
Den Entwicklern von Acronis ist eine Oberfläche gelungen, die recht schlicht und übersichtlich gehalten ist, was die Bedienung deutlich vereinfacht. Bei der Installation kommen standardmäßig die wichtigsten Bestandteile der Lösung auf das System. Dazu gehört der Lizenz-Server von Acronis, der auch dann installiert wird, wenn sich bereits eine andere Acronis-Software samt Lizenz-Server auf dem Zielsystem befinden. Allerdings findet der Anwender nach der Installation alle Lizenzen (in unserem Fall war es eine ältere Installation von Acronis Disk Director) innerhalb des neu installierten Lizenz-Server wieder.
Weiterhin installiert das Programm den OS-Deploy-Server, den Acronis PXE Server und die Management-Konsole des Produkts. Der sogenannte Management-Agent kommt ebenso wie der Wake-On-LAN-Proxy nur dann sofort mit auf das System, wenn der Nutzer, eine vollständige Installation wählt. Alle weiteren Bestandteile des Pakets lassen sich jedoch jederzeit durch erneuten Aufruf der Installationsdatei einzeln nachinstallieren.
 
Standardkonfigurationen für Betriebssysteme anfertigen
Mithilfe des Programms können Systemverwalter zunächst Standardkonfigurationen für ihre Betriebssysteme erstellen. Die Images können sowohl die konfigurierten Betriebssysteme selbst als auch Anwendungen und Daten enthalten. Die Verwaltung führt der Administrator über die Konsole zentral aus. Zu den Neuerungen von Version 5 gehört dabei unter anderem die vollständige Unterstützung von Windows 8.1 (inklusive Update 1) sowie des Windows Servers 2012 R2. Sie kann jedoch weiterhin auch auf älteren Windows-Systemen wie XP in den 32- und 64-Bit-Versionen sowie Vista und Windows 7 zum Einsatz kommen. Bei den Server-Systemen sind die Windows Server 2003 und 2008 (auch in den R2-Versionen) verwendbar. Zudem unterstützt diese Version ein Deployment auf Microsofts Surface-Pro- und Surface-Pro-2-Tablets. Wenn es um die zu verteilenden Betriebssystemen geht, kann die Software jedoch nicht nur mit Windows-Systemen, sondern kann auch mit Linux umgehen, solange ein Kernel der Version 2.4.9 oder neuer zum Einsatz kommt.
Ebenfalls neu: Alle Lizenzen enthalten eine Technik, die der Anbieter "Universal Deploy" nennt. Sie erlaubt es dem Administrator, ein bestehendes fertiges Image auch auf Hardware auszurollen, die von der des Quellsystems abweicht, von dem das Image ursprünglich stammt. Wichtig für den Einsatz: Die Software steht in einer PC- und in einer Server-Version bereit, wobei Administratoren mit der PC-Version grundsätzlich nur Workstation-Betriebssysteme verteilen können, während die Server-Version alle Systeme unterstützt.
 
Ein Master-Image erstellen
In unserem Testnetzwerk haben wir Snap Deploy 5 auf zwei unterschiedlichen Systemen unter Windows 8.1 Enterprise installiert. Die erste Aufgabe bei der Verteilung von Betriebssystemen und Anwendungen besteht - neben den theoretischen und organisatorischen Vorbereitungen - darin, das gewünschte Master-Image zu erstellen. Bei der Vorbereitung dazu müssen Administratoren auch entscheiden, ob sie das beispielhafte Master-Betriebssystem, das die Grundlage des Images bilden soll, vor der Erstellung des Images mit dem Microsoft-Werkzeug Sysprep vorbereiten wollen. Dies ist gerade in größeren Unternehmen oder bei OEMs häufig der Fall, da so nicht nur eine eindeutige SID (Security Identifier) für die neuen Maschinen erstellt wird, sondern unter anderem auch Daten wie der Maschinenname oder eine Domänen-Mitgliedschaft bereits festgelegt sind. Snap Deploy kann auch solche Images problemlos verteilen, wird dabei aber (aus gutem Grund) die bereitgestellten Systeme nicht selbst konfigurieren. In den anderen Modi sind die Systeme hingegen entsprechend den vom Administrator in der Konsole festgelegten Deployment-Einstellungen vorbereitet und konfiguriert.
Nach einem Klick auf den Eintrag "Image erstellen" in der Konsole startet der Assistent des "Master Image Creators", der den Administrator durch diese Aufgabe führt. Dabei stehen ihm zwei Vorgehensweisen zur Verfügung: Als eine Möglichkeit bietet ihm der Assistent an, ein Boot-fähiges Medium zu erstellen, das den "Master Image Creator" enthält. Der Systembetreuer kann anschließend die Maschine mit der entsprechenden Master-Konfiguration mit diesem Medium starten und ein Image von ihr erstellen. Dabei hat er die Auswahl, ob er ein Acronis- oder WinPE-Medium erstellen will. Der Administrator kann dazu ein bereits vorhandenes PE-Image in Form eine WIM-Datei einbinden oder ein solches Abbild mithilfe von "Snap Deploy PE Builder", das in der Konsole unter dem Menüpunkt "Extras" zu finden ist, unter Verwendung des entsprechenden ADK-Sets (Windows Assessment and Deployment Kit) von Microsoft erstellen. Diese eher traditionelle Vorgehensweise nennt Acronis "Offline Imaging", sie funktionierte im Test ohne Probleme. Wir konnten das erstellte Image sowohl auf einer über USB 3.0 mit dem Master-System verbundenen Festplatte als auch auf einen Datei-Server im Test-Netzwerk ablegen und dann verwenden.
 
Online und Remote: Image-Erstellung am Live-System
Interessanter erschien uns die Möglichkeit, aus der Konsole heraus ein Master-Image eines aktiven Systems zu erstellen, ohne dass dazu die Maschine neu zu starten ist. Diese Methode heißt bei Acronis "Online-Imaging". Dazu muss der Administrator zunächst sicherstellen, dass der Snap-Deploy-5-Management-Agent auf dem ausgewählten System installiert ist. Dies kann auch lokal auf dem System mithilfe der Setup-Datei geschehen, aber in der Praxis wird ein Administrator wohl die Remote-Installation dieser Software auf das Master-System vorziehen. Dazu bietet die Konsole unter dem Menüpunkt "Extras" den Eintrag "Komponenten remote installieren", der wiederum einen entsprechenden Assistenten startet.
Obwohl wir auf den verschiedenen Testrechnern die von der Software verwendeten TCP-Ports 445 und 25001 freigegeben hatten, bekamen wir zunächst keine Verbindung zu den Windows-7- oder Windows 8.1-Maschinen im Netzwerk - die Zielsysteme verweigerten den Zugriff. Erst ein genaueres Studium des deutschsprachigen Nutzerhandbuch brachte die Lösung: Auf den Zielgeräte muss die Benutzerkontensteuerung (UAC - User Account Control) komplett ausgeschaltet sein, damit ein Remote-Zugriff mit diesem Assistenten von Snap Deploy aus möglich wird - eine Vorgehensweise, die nach unserer Ansicht den Vorteil eines Remote-Verteilung fast völlig zunichtemacht, zumal diese Änderung beispielweise bei den Windows-7-Systemen einen Neustart des Rechners erfordert. An dieser Stelle sollte Acronis nachbessern und es ermöglichen, dass der Zugriff auch mit eingeschalteter Benutzerkontensteuerung - die schließlich zur Sicherheit beträgt - durchführbar ist.
Anschließend war es recht einfach möglich, von einem ausgewählten Zielsystem online ein Master-Image zu erstellen und passend abzuspeichern. Sieht man von den Problemen beim Remote-Zugriff ab, konnten wir sehr schnell ein Master-Image nach unseren Konfigurationswünschen erzeugen. Auch ein kurzer Test mit dem Verteilen eines neue Systems auf Bare-Metal verlief ebenfalls sehr zügig, wobei wir zwar nicht ganz die vom Hersteller versprochene verdoppelte Geschwindigkeit im Gegensatz zu vorherigen Version feststellen konnten, was aber auch auf unser Netzwerk zurückzuführen sein kann.
 
Fazit: Einfach zu handhaben, Systeme schnell ausgerollt
Die Software Snap Deploy hat sich während des Testzeitraums als gutes Werkzeug für den Administrator erwiesen: Wir konnten schnell und vor allen Dingen recht flexibel neue Systemabbilder erstellen und diese auch genau nach unserer Vorstellungen konfigurieren. Ebenso schnell und relativ leicht konnten wir diese dann auch im Testnetzwerk verteilen. Die sehr übersichtliche Oberfläche der Management-Konsole erleichtert diese Aufgaben dabei deutlich. Uns hat es außerdem besonders gut gefallen, dass ein halbwegs erfahrener Systemverwalter ohne Probleme sofort mit der Software arbeiten kann, ohne sich erst lang in eine umfangreiche Dokumentation einlesen zu müssen. Ein weitere Pluspunkt der Version 5 besteht darin, dass Acronis die sogenannte Universal-Deploy-Technik, die ein Booten auch auf vom Ursprungssystem abweichende Hardware ermöglicht, nun als festen Bestandteil mit jeder Lizenz ausliefert. Dies war bei den vorherigen Versionen nicht der Fall, dort stand diese Möglichkeit nur als zusätzliche Option bereit.
Bereits seit der Vorgängerversion können Anwender Acronis Snap Deploy auf zwei unterschiedliche Arten lizenzieren: Einerseits gibt es die sogenannte Maschinenlizenz für 98 Euro, mit der ein Administrator beliebig viele Deployments auf der einen lizenzierten Maschine ausführen kann. Dieser Preis versteht sich für die Server-Lizenz. Die zweite Möglichkeit besteht darin, die Lösung pro Deployment zu lizenzieren. Bei dieser Art der Lizenzierung dürfen die Administratoren Images auf beliebige Workstation beziehungsweise Server ausrollen, bis die Anzahl der lizenzierten Deployments erreicht ist. Diese Lizenz kostet dann 39,99 Euro pro Deployment.

Der Autor auf LANline.de: BÄR
Der Autor auf LANline.de: Frank-Michael Schlede
Info: AcronisTel.: 089/61372840Web: www.acronis.com/de-de

Administratoren können per Remote- Installationsassistent Management-Agenten auf entfernten Systemen installieren. Dazu muss aber die Benutzerkontensteuerung auf dem Zielsystem deaktiviert sein.

Ein Master-Image direkt an der Maschine erstellen: In diesem Fall kam die Windows PE-Umgebung für die Erstellung des Boot-fähigen Mediums zum Einsatz.

Benutzerdefiniertes Ausrollen eines Images: Der Administrator kann unter Snap Deploy 5 Schablonen anlegen, wobei ihm immer auch die Technik "Acronis Universal Deploy" zur Verfügung steht.

Aufgeräumte Oberfläche ganz ohne Kacheln: Die Entwickler von Acronis haben sich bei Snap Deploy 5 augenscheinlich am Aussehen des neuen Server-Managers auf dem aktuellen Windows Server 2012 orientiert.

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