User Virtualization Platform abstrahiert Benutzerdaten

Appsense will User-Management radikal vereinfachen

27. Januar 2012, 7:40 Uhr | LANline/Dr. Wilhelm Greiner

Durch ""User Virtualization"" - also die Abstraktion sowie zentrale Speicherung und Verwaltung aller benutzerbezogenen Daten einer Desktop-Umgebung - will sich Appsense von der gerätebezogenen IT-Verwaltung verabschieden und ein anwenderzentriertes Computing ermöglichen. Nach der Virtualisierung von Server, Storage, Netzwerk und Desktop sei dies der letzte noch fehlende Baustein für eine wirklich flexible Nutzung von IT-Ressourcen, so Appsense-CTO Harry Labana im Interview mit LANline: ""Wir packen die Benutzerumgebung in Code, sodass sie als Service funktioniert.""

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Appsense tummelt sich im noch recht jungen Markt der Lösungen für User-Environment-Management (UEM), im Appsense-Marketing-Jargon „“User Virtualization““ genannt. Dabei legt Appsense großen Wert auf die Feststellung, dass diese Benutzervirtualisierung nicht nur ein reines Profil-Management darstellt – zumal die Microsoft- und Citrix-Umgebungen, mit dem Appsense zusammenarbeiten soll, ein eigenes Profil-Management mitliefern.

Neben dem Benutzerprofil, wie man es aus Microsoft- und Citrix-Umgebungen her kennt, verwaltet die Appsense-Lösung User Virtualization Platform (UVP), vermarktet als Appsense Environment Manager 8.1, auch Zugriffsrechte, Applikationen einschließlich der Benutzerrechte in den Applikationen, Favoriten, individuelle Daten, Login-Skripts und Gruppenrichtlinien, so Labana. All dies würde abstrahiert, als Service beschrieben und zentral bereitgestellt. Damit entkopple Appsense den User Layer von den Anwendungen, dem Betriebssystem und somit auch dem physischen Endgerät.

Anwenden könne UVP diese Richtlinien nicht nur beim Login oder Logoff, sondern auf der Basis beliebiger Trigger-Events. So könne ein Mitarbeiter zum Beispiel vom Home Office aus eine andere Umgebung erhalten als mit seinem abgesicherten Client-PC im Unternehmensnetz. Eine ähnliche Funktionalität bietet Citrix mit dem Access Gateway auf der Ebene des Zugriffs per ICA-Protokoll – Appsense hingegen liefere dies auf der Windows-Ebene, so Labana, und zwar für alle heute gebräuchlichen Windows-Versionen. Laut Datenblatt sind dies also Windows XP, Vista, 7, Server 2008, und dies auf 32- wie auch 64-Bit-Ebene.

Anders als beim Profil-Management von Microsoft oder Citrix müsse UVP im Fall eines Rollbacks (Rückkehr zu einer vorherigen Version im Fehlerfall) nicht den gesamten Informationssatz zurücksetzen, sondern könne differenzierter vorgehen. Rollbacks können laut Labana pro Applikation und sogar pro Einstellung erfolgen. So sei es im Störungsfall zum Beispiel möglich, ausschließlich das Microsoft-Word-Wörterbuch auf einen älteren Stand zurückzusetzen.

Applikationseinstellungen und Berechtigungen – zum Beispiel die Outlook-Settings – lassen sich mit Appsense UVP bei einem OS-Upgrade zur neuen Plattform migrieren. Dies funktioniert allerdings laut Labana derzeit ausschließlich in der Windows-Welt, sprich: bei der Migration zu Windows 7. Man erwäge, diese Migrations-Features eventuell auch auf Mac OS X auszudehnen, fest stehe dies aber nicht.

Derzeit noch im Betastadium ist Appsenses neue Strata-Technik. Diese soll es einem Anwender ermöglichen, einen vorgegebenen Unternehmensrechner nach Wunsch um eigene Anwendungen zu erweitern – ohne Administratorenrechte zu erfordern und ohne die Sicherheit des Unternehmens-PCs zu gefährden. Dazu werden die zusätzlich installierten Anwendungen in einer isolierten Umgebung ausgeführt und dann zum Desktop „“zurückgespielt““. Strata soll noch im ersten Quartal 2012 auf den Markt kommen und mit physischen ebenso wie mit virtuellen Desktops funktionieren.

Appsense, ursprünglich eine britische Firma, hat inzwischen seinen Hauptsitz nach New York verlegt und sich ein schlagkräftiges Team zusammengesucht, das neben Harry Labana (vormals Leiter von Citrix' Desktop Division) unter anderem Keith Trumbull (vormals Head of Product Development ebenfalls bei Citrix), den Terminal-Services- und Virtualisierungsfachmann Dr. Bernhard Tritsch als Technology Director sowie Ex-Microsoft-CFO John Connors als Mitglied des Boards of Directors umfasst.

Für den Vertrieb setzt Appsense auf den indirekten Vertrieb über Partner und Systemintegratoren wie Fujitsu. Laut Harry Labana ist die hauseigene Lösung auch Bestandteil der Referenzarchitektur für den Cisco-VXI-Stack.

Ähnliche, wenn auch meist nicht so umfassende UEM-Lösungen bieten RES Software mit Workspace Manager 2011 sowie Anbieter wie Quest oder Tricerat. Die großen Player Citrix, Microsoft und VMware hingegen beschränken sich hier im Wesentlichen auf ein User-Profil-Management. Die eine oder andere Akquisition eines Technologieführers käme also dieses Jahr nicht überraschend.

UEM-Lösungen wie Appsense UVP entkoppeln den User Layer von den Applikationen und dem Betriebssystem. Bild: Appsense

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