Laut einer Studie von Ernst & Young liegen die durchschnittlichen Kosten für die Verwaltung eines PC-Lebenszyklus bei rund 8.400 Euro. Verständlich, dass IT-Leiter und Systemadministratoren durch Automation und erhöhte Effizienz sparen wollen. In unserer Testserie "Client-Lifecycle-Management" stellen wir verschiedene CLM-Lösungen vor, in dieser Ausgabe Empirum Pro des Neu-Isenburger Anbieters Matrix42, das uns in Version 2008 Add-on 2 vorlag.
Wie beinahe alle CLM-Größen fasst auch Matrix42 verschiedene Module zu einer Suite zusammen. Zur
Abbildung des Lebenszyklus von Client-Computern umfasst Empirum Pro Software-Management,
Inventarisierung, Betriebssystem-Ferninstallation und Personal Backup. Die optional erhältliche
Empirum Security Suite bietet zudem ein Echtzeitabwehrsystem mit Funktionen wie einer
Anwendungsüberwachung, Kontrolle externer Speichergeräte, Intrusion Prevention, Netzwerk-Firewall
sowie WLAN-Überwachung. Die Infrastruktur-Services von Empirum – Server-Dienst, Depot-Server oder
Datenbank-Server – lassen sich unter Windows wie auch unter Linux installieren.
Für die Installation in einer virtualisierten Windows-Server-2003-Umgebung ist lediglich eine
Stunde an Zeit einzuplanen. Alle erforderlichen Komponenten wie MDAC (Microsoft Data Access
Components) oder Microsoft SQL Server befinden sich auf dem Installationsmedium. Neben den
Microsoft-Datenbanken lässt Empirum auch Oracle als Datenbankumgebung zu.
Über ein automatisierbares LDAP-Interface besteht die Möglichkeit einer Echtzeitkommunikation
zwischen Directory-Services wie ADS, NDS oder Edirectory und dem Empirum-System. Computer- und
Benutzerdaten aus dem Directory-Service lassen sich beispielsweise als Variablen für
individualisierte Anwendungsinstallation nutzen. Für verteilte Umgebungen bietet sich die Nutzung
so genannter Depot-Server an, die über ihre Freigaben Installationsdateien auf dem aus
Netzwerksicht kürzesten Weg liefern. Der Abgleichautomatismus zwischen dem primären Verzeichnis und
den Depots basiert auf dem von Unix bekannten Rsync-Protokoll.
Nach der Installation und einem vorsorglichen Neustart des Servers begrüßt eine moderne und
übersichtliche Oberfläche den Benutzer. Das Programmfenster ist in vier Segmente eingeteilt: ganz
links der Navigationsbereich, der sich glücklicherweise auch ausblenden lässt, daneben die
Computerübersicht, mittig der Konfigurationsgruppenbereich und rechts die Auswahl der zur Verfügung
stehenden Pakete. Softwareassistenten, die den Anwender durch die ersten Arbeitsschritte führen,
gibt es bei Empirum Pro nicht. Die kontextsensitive Hilfefunktion ist jedoch auf Wunsch komplett in
Deutsch und ergänzt die ansonsten als PDF-Datei vorliegenden Handbücher. Neben der klassischen
Konsole liefert Matrix42 eine im Leistungsumfang abgespeckte Web-Konsole auf Basis von Ajax-Technik
an. Die Web-Oberfläche richtet sich nicht an Administratoren, sondern an Mitarbeiter in
Fachabteilungen, die im beschränkten Rahmen selbst Installationsaufträge generieren können, ohne
dass die IT-Abteilung in Aktion tritt.
Die automatisierte Ferninstallation von Betriebssystemen ist ein fester CLM-Bestandteil. Das
Kernstück des OS-Deployments ist die Mischung aus PXE- und DHCP-Server. Client-Computer starten ein
Boot-Image und melden sich automatisch beim Empirum-Server-Dienst. Ist der Client unbekannt, so
wird diese Maschine in der Rubrik "Nicht zugeordnete Computer" gelistet. Damit nicht versehentlich
jeder Rechner, der sich über das Netzwerk meldet, mit Empirum verwaltet wird, empfiehlt es sich,
die folgende Hardwareanalyse "Pre-Boot Phase" stets manuell über die Oberfläche in Auftrag zu
geben.
Bevor jedoch ein OS-Deployment erfolgen kann, müssen die Installationsmedien der Betriebssysteme
in Empirum Pro eingespielt sein. Die Bereitstellung eines Windows-XP- und Windows-Server-2003-
Templates dauerte in der Teststellung nur wenige Minuten. Steht keine Volumenlizenz für Windows zur
Verfügung, so ist Empirum Pro in der Lage, den Lizenzschlüssel mithilfe zugeordneter Variablen
bereitzustellen. Somit lassen sich auch OEM-Lizenzen problemlos und der individuellen Maschine
zugeordnet verteilen. Neben der Verteilung aktueller Windows- Betriebssystemversionen erlaubt
Empirum Pro auch die von Suse- und Redhat-Linux sowie des ebenfalls auf Linux basierenden
VMware-ESX-Grundsystems. Während für die Konfiguration von Windows-Maschinen eine grafische
Oberfläche vorliegt, ist für die Einrichtung der Linux-Systeme eine Anpassung von XML-Dateien
erforderlich. Das Boot-System zur Installation setzt entweder auf MS-DOS oder ab der nächsten
Version auf einer von Matrix42 angepassten Gentoo-Linux Umgebung auf. Sollte dieses auf
Kundenrechnern nicht ausführbar sein, stellt der Hersteller kostenlos eine Aktualisierung bereit.
Das Einbinden weiterer Windows-Treiber für die OS-Verteilung in die allgemeine Treiberdatenbank
bietet er ebenfalls an, dies jedoch nur kostenpflichtig. Die Bereitstellung von Treibern in der
Testumgebung für den in die Jahre gekommenen Intel-815-Chipsatz und den modernen, aber wenig
verbreiteten Nforce-Chipsatz von Nvidia gelang uns in weniger als einer halben Stunde. Es empfiehlt
sich, Gerätetreiber für Scanner oder Drucker als Softwarepaket im Anschluss an die
Betriebssysteminstallation zu verteilen. Die Übernahme persönlicher Einstellungen von einem älteren
PC zu einem neueren System ist in Empirum über die Software "Personal Backup" möglich.
Unabhängig davon, ob ein PC das Betriebssystem über Empirum Pro erhalten hat, ist die
Installation des Empirum-Agenten erforderlich, bevor weitere Administrationsschritte möglich sind.
Die Installation des Agenten erfolgt typischerweise per "Push"-Kommando direkt über die
Administrationsoberfläche. Wie für alle Softwareverteilungsprojekte in Empirum Pro wird auch für
den Agenten auf Basis einer Vorlage ein Paket erzeugt. Ein Wizard unterstützt diese
Paketerstellung. Die Lösung erlaubt das Hinterlegen eines administrativen Benutzerkontos, das zur
Laufzeit alle Installations- und Konfigurationsaufgaben durchführt.
Die Verteilung an sich beschränkt sich auf wenige Mausklicks: Der Systemverwalter muss nur die
gewünschten Maschinen auswählen und das gewünschte Paket per Drag and Drop darüber ziehen. Neben
der Unterstützung von MSI-Paketen bietet Empirum Pro eine eigene Skriptsprache, um Pakete, die
mithilfe der Differenzanalayse erzeugt wurden, zu verteilen. Über einen Softwarekiosk können
Endbenutzer für sie freigegebene Applikationen selbstständig auswählen und installieren.
Das Ausbringen von Patches fußt bei Empirum Pro auf dem Microsoft WSUS-Dienst (Windows Server
Update Services) und bietet somit die Unterstützung für alle aktuellen Microsoft-Betriebssysteme
und -Komponenten. Wie bei WSUS selbst erlaubt auch die Empirum-Pro-Oberfläche die Selektion
gewünschter Sprachen und Patches. Der Vorteil der Integration in Empirum liegt weniger in
erweiterten Funktionen als darin, dass die Administration auch das Patch-Management über eine
zentrale Management-Umgebung abwickelt.
Die Inventardatenbank ist gemeinhin die Grundlage für den Support und die Planung von
Anschaffungen und Aktualisierungen. Der Empirum-Client-Agent liefert eine Vielzahl von Hard- und
Softwaredaten an den Empirum-Server zurück. Empirum Pro liest die Informationen aus
Windows-Rechnern, aber auch aus Palm- und Symbian-OS-Systemen, Windows-Mobile-Geräten und
Linux-Rechnern aus. Mittels WMI (Windows Management Instrumentation) können Administratoren weitere
Werte auslesen.Über Variablen ist eine flexible Erweiterung der Datenfelder zum Client-System
möglich, sofern Informationen wie Preis oder Kaufdatum direkt in der Software abgelegt werden
sollen. Ein eigenes Assset-Management besitzt Empirum Pro nicht. Asset-Daten lassen sich aber dank
Partnerschaften wie beispielsweise mit Update4U über Schnittstellen auslesen und bereitstellen.
Jeder Login eines Benutzers führt zu einer Aktualisierung der Datenbank. Somit werden
Veränderungen an der Ausstattung des Clients automatisch protokolliert – inklusive eingesteckter
USB-Datenträger, die während des Logins verbunden sind. Sollen Änderungen an der Ausstattung in
einem Report dargestellt werden, so ist dies mit Crystal Reports möglich.
In den zirka 30 vorgefertigten Auswertungen findet sich eine solche Auswertung jedoch nicht.
Über Filter kann der Administrator die Gerätedatenbank nach Merkmalen von Rückrufaktionen
durchsuchen, wie beispielsweise im Fall der Sony-Akkus.
Auch wenn der Name Empirum Remote Control den Eindruck einer Eigenentwicklung vermitteln mag, so
steckt dahinter die bekannte Technik von Netviewer. Die moderne Fernwartungssoftware ist
vollständig in die Empirum-Suite integriert.
Die Fernwartungssoftware bietet alle derzeit üblichen Funktionen wie Session-Recording,
Multi-Monitor-Support, Datei-Transfer, Umkehr der Blickrichtung, Chat- und VoIP-Kommunikation,
Videoübertragung per Webcam oder eine durch den Benutzer mögliche Vorauswahl der Applikation. Das
letztgenannte Feature reduziert den Support-Zugriff auf eine gewählte Software.
Der hier betrachteten Version 2008 Add-on 2 mit Hotfix 7 wird in Kürze Empirum 2008 R2,
möglicherweise auch sofort Empirum 2009 folgen. In der jetzigen Version ist die
Windows-Vista-Unterstützung noch nicht komplett in die grafische Oberfläche integriert. Der
Hersteller begründet diesen Umstand mit den Ergebnissen von Kundenumfragen, die sich im Jahr 2008
in einer deutlichen Mehrheit gegen die Einführung von Vista aussprachen. Unklar ist derzeit, ob die
kommende Version Windows NT4 und 95/98 noch unterstützen wird.
Matrix42 bietet mit Empirum Pro eine ausgereifte und an der Praxis orientierte CLM-Lösung für
Unternehmen verschiedenster Größen. Die insgesamt sehr technische Herangehensweise des Herstellers
dürfte vielen Systemadministratoren entgegenkommen. Sollen prozessorientierte Automatismen auf
Basis einer Workflow-Engine oder eine Verwaltung im Sinne von ITSM (IT-Service-Management)
abgebildet werden, so ist über Schnittstellen die Integration zu Drittherstellern notwendig.
Die Einführung von Empirum Pro wird üblicherweise durch Consultants unterstützt, deren Know-how
bei den ersten Schritten erforderlich ist. Preise wollte der Hersteller trotz Nachfrage nicht
angeben.
Info: Matrix42 Tel.: 06102/8160 Web: www.matrix42.de