Citrix Synergy, Orlando

Brücke zwischen Arbeitsplatz und Cloud

18. Mai 2015, 7:04 Uhr | LANline/Dr. Wilhelm Greiner

In seiner Keynote auf der Synergy, die vom 12. bis 14. Mai in Orlando, Florida stattfand, stellte Citrix-CEO Mark Templeton die Verfügbarkeit der Workspace Cloud für das dritte Quartal in Aussicht. Die Cloud-basierte Kontrollplattform soll die zentrale Bereitstellung von Desktops, Apps und Daten sehr flexibel und hoch skalierbar machen. Die weiteren Neuheiten reichten von News bezüglich Citrix’ bewährtem Terminal-Services-Flaggschiff Xenapp bis zu Demos innovativer Machine-to-Machine-Technik im Büroalltag.

Der altgediente Citrix-Chef nutzte die Synergy-Bühne ein weiteres und wohl letztes Mal, um seine Vision einer umfassenden Bereitstellung von Arbeitsumgebungen darzulegen. Als wesentliche Problemfelder nannte er die Geräte (früher eines, heute eine Vielzahl), Applikationen (früher nur Windows, heute ebenfalls vielfältig), Inhalte (früher ursprünglich analog, heute von Anfang an digital und damit schwerer beherrschbar), den Dauerbrenner Security und die sich wandelnde Mitarbeiterschaft: Junge Mitarbeiter seien ins digitale Zeitalter hineingeboren und hätten damit ganz andere Erwartungen als frühere Generationen.

Templetons Folgerung: Die für die Bereitstellung von Arbeitsplätzen zuständige Plattform dürfe deshalb keine einsatzspezifische „Wenn-dann“-Infrastuktur sein, sondern müsse alle denkbaren Einsatzszenarien abdecken können. Das Leitmotiv seiner Keynote war entsprechend das „&“-Zeichen.

Citrix Workspace Cloud
Die Basis für das Management dieser vielfältigen Arbeitsumgebungen will Citrix mit der Management-Plattform Workspace Cloud liefern (LANline berichtete). An dieser ursprünglich „Project Avalon“ und zwischenzeitlich „Citrix Workspace Services“ genannten Lösung arbeitet das Unternehmen bereits seit Jahren. Wer allerdings die Verkündigung der allgemeinen Verfügbarkeit erhofft hatte, wurde enttäuscht: Workspace Cloud soll erst im dritten Quartal auf den Markt kommen, und auch Preise und Paketoptionen will Citrix erst dann bekanntgeben. Unter workspace.cloud.com steht aber ab sofort eine öffentliche Testumgebung zur Verfügung.

Mit Workspace Cloud, so Templeton, habe man Xenapp für die Cloud neu erfunden. Die Besonderheit: Workspace Cloud kontrolliert virtualisierte Arbeitsplätze, Desktop- und Mobilgeräte-Apps sowie Datenbestände aus der Cloud heraus – die Desktops, Apps und Daten kann ein Unternehmen dabei aber nach Belieben im eigenen Netzwerk oder aber in einer Cloud-Umgebung (bei AWS, Azure oder Citrix-Partnern) vorhalten.

Die mandantenfähige Plattform sei dank hoch skalierbarer App-Orchestrierungstechnik und Ad-hoc-Lizenzierung für Unternehmen ebenso geeignet wie für Cloud-Service-Provider. Die Workspace-Bereitstellung erfolge Cloud-Service-typisch immer flexibel, global skalierbar, zudem sei die Lösung stets up to date. Über einen sogenannten Workspace Cloud Connector bindet der Administrator die Workspaces an IT-Elemente wie Storage Zones oder Verzeichnisdienste an. Die Verwaltung der Arbeitsplätze erfolgt über das Werkzeug Lifecycle Manager, das auch Blaupausen zum Beispiel für Test- und Produktiv-Desktops enthält.

Eine Demo zeigte, dass die Einrichtung eines Workspaces für einen neuen Mitarbeiter in der Tat mit wenigen Mausklicks erledigt ist: Der Administrator macht die gewünschten Vorgaben (auf Wunsch mittels der Blaupausen) und publiziert diese an den Anwender („Subscriber“), der dann eine Willkommens-E-Mail mit einem Link zu seiner Umgebung erhält. Dort wird der passende Receiver geladen, und ab dann ist der neue Kollege arbeitsfähig. Bei Änderungen durch den Administrator werden diese in Echtzeit an den Receiver des Anwenders durchgereicht; so wird zum Beispiel neuer Inhalt umgehend geladen.

„Ich glaube, das ist die Zukunft“, kommentierte Mark Templeton die Demo und meinte damit eine Bereitstellung, die so einfach ist, dass zum Beispiel ein Fachabteilungsleiter sie selbsttätig erledigen kann: Die IT sei nur noch für Architektur, Design und Betrieb zuständig, die Zusammenstellung der gewünschten Services erfolge durch die Fachabteilungen selbst. Diese Arbeitsteilung propagierte Templeton als Alternative zur heute verbreiteten Schatten-IT – auch hier also ein Und statt eines Oder.

Gute Nachricht für Xenapp-Bestandkunden
Diesen Brückenschlag muss Citrix auch bei seiner Bestandskundschaft vollziehen: Einerseits will man Vorreiter in Sachen Cloud und Virtual Workspaces sein, andererseits beharrt ein Teil der Anwender auf seinen vertrauten Terminal-Services (TS) und damit auf der Citrix-Cashcow Xenapp. Diese hat der Anbieter in Version 7 mit der jüngeren Virtual-Desktop-Lösung Xendesktop auf einer gemeinsamen Architekturbasis (FMA statt IMA) zusammengeführt, doch gingen bei der Umstellung einige Features verloren, die manch ein Bestandskunde benötigt. Deshalb blieb ein Teil der Klientel bei der Altversion Xenapp 6.5.

Um hier den Spagat zwischen Cloud-Anspruch und TS-Wirklichkeit weiterhin zu schaffen, verkündete Templeton – begleitet von vernehmlichem Applaus des Publikums – eine Verlängerung des Xenapp-6.5-Lebenszyklus bis 2017. Zudem bringt ein neues Feature Pack der Bestandslösung deutlich höhere Storage Performance (ein altbekannter Knackpunkt) und ein überarbeitetes Profil-Management sowie besseren Helpdesk- und Lync-Support.

Auch auf andere Weise schlägt Citrix die Brücke zwischen Alt und Neu: Storefront, die Frontend-Komponente von Xenapp/Xendesktop, akzeptiert in der neuen Version 3 nun Verbindungen von Xenapp 5, Xenapp 6/6.5 und Xenapp/Xendesktop 7.6 parallel. Damit, so Templeton, bestehe nun eine einheitliche Sicht auf alle mit den gängigen Citrix-Lösungen bereitgestellten Apps und Services. Die App-Kategorien passten sich dabei dynamisch den verwendeten Endgeräten an, zudem könne ein Unternehmen seinen App Store nun komplett individuell gestalten, bis hin zur Einbindung eigener Hilfetexte.

Ergänzt wird dies auf Client-Seite um eine neue Version des Citrix-Clients Receiver („Receiver.next“): Dieser unterstützt nicht nur HTML5, sondern vereint nun die Citrix-Protokolle HDX (für Desktops) und MDX (für Mobilgeräte) in einer Architektur. Somit gibt es nun einen einheitlichen Client für den Zugriff mittels Windows, Mac, Web, Mobilgeräten wie Apples Iphone oder Googles Chromebook – und neuerdings auch per Linux-Rechner (als Tech Preview). Unterstützt werden hier Suse und Red Hat.

Und noch eine weitere Brücke baut Citrix seinen Bestandskunden: Mit dem Projekt „Serenity“ bietet das Unternehmen einen Service für die automatisierte Migration von Xenapp 6.5 zu Xenapp/Xendesktop 7.6. Das Anwenderunternehmen exportiert dazu seine 6.5-Konfiguration, sendet sie an den Citrix-Service, wo die Analyse und Anpassung erfolgt, und erhält als Antwort ein XML-File für die IMA-zu-FMA-Architekturmigration „auf Knopfdruck“. Im Betaprogramm, so der Citrix-CEO, habe man bereits 400 Kundenumgebungen migriert.

Bei Xenapp/Xendesktop 7.6 wiederum folgt auf das Feature Pack 1, das vor allem Verbesserungen für Lync 2013 und Virtual GPUs brachte, im Juni das Feature Pack 2. Dieses unterstützt nicht nur die neuen Receiver und damit Linux-Clients, sondern bringt auch dank Touch-ID-Support die Apple-IOS-Authentifizierung mit der Windows-Welt zusammen.

In den Windows-Receiver ist nun die neue Framehawk-Technik integriert, die Citrix Anfang 2014 akquiriert hatte. Sie dient dem reibungslosen Arbeiten selbst in sehr störungsanfälligen Netzwerken und funktioniert laut Templeton bei „bis zu 50 Prozent Frame-Verlust“. Des Weiteren skaliere die neue Grafik-Engine von HDX um 20 Prozent höher und biete eine um 30 Prozent bessere Bandbreitennutzung.

Mehr zentral verwaltete Apps
Die EMM-Lösung (Enterprise-Mobility-Management) Xenmobile bietet in der aktuellen Version 10 diverse Verbesserungen für Benutzer und Administratoren (LANline berichtete). Neu sind hier laut Mark Templeton diverse Apps für den in Xenmobile enthaltenen Business App Store: Zu Tools wie etwa Shareconnect, das eine Fernsteuerung von Desktops und Servern erlaubt, gesellen sich eine Salesforce1-App, Worxtasks (Task-Management auf Exchange-Basis) sowie Slidestream für die Steuerung von Präsentationen per Iphone oder Apple Watch.

Die neue App Cubefree dient dem Aufspüren von Arbeitsmöglchkeiten an fremden Orten. Hinzu gesellen sich zahlreiche Apps von Drittherstellern. Auf der Basis der kürzlich erfolgten Grasshopper-Akquisition will Citrix künftig Unterschriften in die App-Workflows integrieren können.

Filesharing-Kunde verwaltet Schlüssel selbst
Wie bei der Synergy-Keynote üblich, verkündete Templeton noch zahlreiche weitere Neuerungen. So bietet der Online-Conferencing-Service Gotomeeting neben einer neuen Audioplattform und einer Free-Version nun AD- und SSO-Integration sowie eine HTML5-basierte Meeting-Teilnahme (also ohne Client-Download). Der Filesharing-Service Sharefile erlaubt dank „Restricted Storage Zones“ nun die Verwaltung der Encryption-Schlüssel durch den Kunden selbst, zudem werden neben Inhalten auch Metadaten verschlüsselt. In der neuen Platinum-Edition gibt es nun elektronische Signaturen für Dokumenten-Workflows und unbegrenztem Datenspeicher für das Unternehmenslaufwerk.

Der Service-Delivery-Controller Netscaler SDX, so Templeton, eigne sich dank integriertem Clustering mit bis zu 32 Knoten für bis zu 4 TBit/s Durchsatz und könne über 80 Service-Delivery-Dienste gleichzeitig betreiben. Zudem gebe es eine komplette Integration in Ciscos SDN-Controller APIC.

Die Virtualisierungsplattform Xenserver sei in Version 6.5 SP1 komplett 64-Bit-basiert und damit deutlich schneller. Sie unterstütze 1.000 VMs pro Host und biete nun zudem Docker-Container-Support sowie Grafikbeschleunigung auf der Basis von Kooperationen mit Intel und Nvidia.

Ebenfalls neu ist die Storage-Virtualisierungslösung Melio. Sie biete blockierungsfreie Lese- und Schreiboperationen mit Workload-abhängiger Quality of Service. Die Lösung eigne sich in der Enterprise-Edition für ein Geoclustering mit Multi-Node-Architektur und biete Hochverfügbarkeit.

Eine Demo der Keynote am zweiten Synergy-Tag zeigte, dass dank der neuen HDX-Technik selbst der Kleinstcomputer Raspberry Pi gut als Thin Client funktioniert. Dies könnte künftig drastische Auswirkungen auf den Thin-Client-Markt haben und für einen erneuten Preissenkungsschub in diesem Marktsegment sorgen.

Ebenfalls sehr interessant war die Demo der Lösung Workspace Hub. Sie basiert auf Technik von Octoblu, einem M2M-Spezialisten (Machine-to-Machine), den Citrix im Dezember akquriert hatte.

Workspace Hub ist ein Stick, der über Bluetooth mit einem Endgerät kommuniziert, auf dem der Receiver läuft. In einen PC mit großem Display eingesteckt, lässt sich damit das Interface zum Beispiel von einem Ipad ohne manuelle Eingriffe auf den PC-Bildschirm übertragen. Entfernt sich der Anwender aus dem Bluetooth-Bereich, nimmt er das Bild auf dem Ipad wieder mit. Diese Neuerung könnte künftig die Arbeit beispielsweise von Ärzten im Krankenhaus ebenso wie Meetings in Konferenzräumen deutlich erleichtern.

Weitere Informationen finden sich unter www.citrix.com.

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Die Keynote von Citrix-Chef Mark Templeton stand 2015 ganz im Zeichen des Brückenschlags: zwischen Cloud und lokaler IT ebenso wie zwischen den Bedürfnissen der Bestandskunden und innovativer Cloud-Technik. Bild: Citrix

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