Die Carrier liefern sich ein Wettrennen in Richtung Next Generation Network (NGN) für neue Consumer- und Unternehmensangebote. Dafür müssen sie fleißig investieren. So legten die Verkäufe von Set-Top-Boxen für Triple Play im zweiten Quartal 2007 laut den Analysten der Dell’Oro Group vor allem in Asien und EMEA zu. Auch die Nachfrage nach Edge-Routern und nach WDM-Equipment für Metronetze stieg beträchtlich, Letzteres aber vor allem in Nordamerika.
Der Markt der Edge-Router für Service-Provider (SPs) wuchs im zweiten Quartal 2007 stärker als
der für Core-Router. Dies schreibt einen Trend fort, der im ersten Quartal 2006 begonnen hatte. Die
Verkäufe von Edge-Routern stiegen von 858 Millionen Dollar im zweiten Quartal 2006 auf 1,17
Milliarden Dollar ein Jahr später.
Dieser Vorsprung bei den SP Edge Routern rührt von Kapazitätserweiterungen her, mit denen die
Carrier dem steigenden Verkehrsaufkommen begegnen; zudem bauen sie ihre Infrastrukturen aus, um
neue Services vorzubereiten.
Praktisch alle SPs bohren derzeit ihre Kapazitäten am Netzwerkrand (Edge) auf, um die
Verbindungsleistung für Breitbandservices zu erhöhen. Treiber für den Bedarf nach schnelleren
Netzen sind der Wettbewerb unter den Providern und die zunehmende Verbreitung von per Internet
verteilten Videoinhalten. Entsprechend sind bei den Carriern Edge-Router-Upgrades angesagt, um
dieses Aufkommen zu bewältigen.
Parallel dazu finden Set-Top-Boxen (STBs) für den Empfang von IPTV-Angeboten (TV über IP)
allmählich Verbreitung. Im zweiten Quartal legte dieses Marktsegment zwar nur bescheidene sieben
Prozent zu, im Vergleich zum Vorjahresquartal ergab sich aber ein Plus von immerhin 45 Prozent.
Der Markt für Metro-WDM-Gerätschaft (Wavelength Division Multiplexing) war im zweiten Quartal
2007 das am stärksten wachsende Segment im Bereich Optical Transport: Er verzeichnete ein Plus von
stolzen 19 Prozent und erzielte einen Umsatz von 586 Millionen Dollar. Dieses Plus verdankt der
Markt vor allem Nachfrage aus Nordamerika: Die Region stellt 52 Prozent des Metro-WDM-Markts. Für
die US-Service-Provider scheint sich der Einsatz von Metro-WDM immer öfter zu rechnen. So erwarten
die Dell’Oro-Analysten, dass der Trend hin zu Metro-WDM vorerst anhalten wird. WDM im Metronetz, so
die Marktforscher der Dell’Oro Group, "bleibt eine Schlüssellösung für den zunehmenden Umfang des
Internetverkehrs".
Die weltweit tätigen Netzwerk-Service-Provider (NSPs), allen voran BT Global Services, Verizon Business, AT&T und Orange Business Services, liefern sich einen harten Konkurrenzkampf - nicht nur untereinander, sondern auch mit dem VNO (Virtual Network Operator) Vanco. Als VNO betreibt Vanco kein eigenes Netzwerk, sondern tritt Unternehmen gegenüber als Makler für den technik- und kostenoptimierten Betrieb internationaler Weitverkehrsnetze und VPNs auf. Damit ist Vanco laut dem Gartner-Report "Magic Quadrant for Global Network Service Providers, 2007" (August 2007) als Herausforderer der Führungsgruppe der genannten vier Carrier bedrohlich nahegerückt. Gartner warnt dabei aber, Vancos Portfolio an Zusatzdiensten aus den Bereichen LAN, PBX, Voice und Mobilfunk sei zwar im Wachsen begriffen, aber noch nicht umfangreich. Vor diesem Hintergrund legt Vanco nun über den reinen WAN-Betrieb hinaus einen stärkeren Fokus auf Value-Added Services im Voice-Umfeld: Der VNO bietet inzwischen als Services die Vermittlung aus einem Pool von zirka 300 Voice-Carriern (PSTN), agiert als MVNO (Mobile VNO) für Großunternehmen und bietet zudem Konvergenzdienste für die Migration von klassischen (PBX) zu IP-Telefonanlagen (IP-PBX). Für solche Projekte, die bei verteilten Unternehmen sehr umfangreich und komplex ausfallen können, schafft Vanco zunächst eine zentrale Anlaufstelle (Single Point of Contact, SPoC), um die Telefonie dann Schritt für Schritt auf die IP-Basis verlagern zu können. Zum Portfolio zählt zudem der Active Negotiation Process (ANP), also die regelmäßige Vertragsoptimierung auf Provisionsbasis durch Nachverhandlungen mit den Netzbetreibern. Dr. Wilhelm Greiner