Auf der "Cisco Expo" in Berlin demonstrierte der Netzwerkriese, wie weit sein Portfolio inzwischen über Router und Switches hinausreicht: Im Fokus standen Lösungen für konvergente Kommunikation und Sicherheit, die serviceorientierte Netzwerkarchitektur (SONA), funkgestützte ID-Erkennung (RFID) und Triple Play (Daten, Sprache und Video via gemeinsame Carrier-Leitung). Zudem verkündete Cisco neue Partnerschaften mit T-Systems und Fujitsu-Siemens.
Auf einen CeBIT-Messeauftritt hatte Cisco dieses Jahr fast ganz verzichtet: Nur an
Partnerständen war der Anbieter präsent gewesen. Stattdessen setzte das IP-Networking-Schwergewicht
erstmals auf seine Hausmesse "Cisco Expo", die am 9. und 10. Mai in Berlin stattfand und laut
Veranstalter rund 2500 Besucher anzog. Über 30 Partner waren mit Infoständen vor Ort, zudem gab es
zirka 80 Fachvorträge, Podiumsdiskussionen und Workshops.
In Sachen Produktstrategie präsentierte Don Proctor, Senior Vice President Voice Technology
Group, dem deutschen Publikum Ciscos Vision von "Unified Communications", also von der Konvergenz
daten-, sprach- und videobasierter Kommunikation und Zusammenarbeit (Collaboration). Mit einem
durchgängigen "Unified Communications System" soll das IP-Netzwerk als Informationsquelle und
intelligente Serviceplattform dienen, um alle möglichen Kommunikationskanäle – (Mobil-)Telefon,
E-Mail, Instant Messaging, Video – zu bündeln. Der Anwender soll dann über das jeweils bestmögliche
Medium erreichbar sein – allerdings immer abhängig von seinem Ort, seiner Anbindung und seinen
persönlichen Vorgaben (Policies): So soll der Benutzer zum Beispiel Kontaktbeschränkungen (White-
und Blacklists, VIP-Listen) ebenso verwalten können wie Call-Routing-Vorgaben im Fall von
Besprechungen oder eingeschränkter Erreichbarkeit. In Carrier-Kreisen wird dieses Konzept unter dem
Namen "Fixed-Mobile Convergence" (FMC) gehandelt. Für FMC haben sich alle namhaften
Carrier-Ausrüster von Siemens über Lucent und Alcatel bis Huawei sowie kleinere Spezialanbieter wie
Allied Telesyn bereits in Stellung gebracht. So ergänzt zum Beispiel Alcatel das Netz der British
Telecom um FMC-Lösungen für Business-Kunden; der Pilot soll Anfang 2007 starten.
Für sein eigenes FMC-Angebot will Cisco das Bestandsportfolio rund um den Callmanager und IP
Contact Center um neue Bausteine erweitern: Der Unified Presence Server soll alle Parameter zu
Erreichbarkeit, Anbindungs- und Geräteart sowie Präferenzen und Policies verwalten und an
Cisco-IP-Phones und -Clients, aber auch an Third-Party-Applikationen wie IBM Lotus Sametime und den
Microsoft Live Communication Server weiterreichen. Der grafischen Erstellung und Bearbeitung der
Policies sowie dem Kontaktmanagement dient die Client-Software Unified Personal Communicator, die
die Navigation durch die diversen Applikationen erleichtern soll. Für den Unified Presence Server
und den Unified Personal Communicator peilt Cisco eine Verfügbarkeit für Ende 2006 an. Zur
einfacheren Integrierbarkeit wurde der Unified Callmanager 5.0 bereits um SIP-Support (Session
Initiation Protocol) erweitert.
Das Unified-Communications-Konzept hatte Cisco bereits im März auf der Messe Voicecon in Florida
vorgestellt. Zur Cisco Expo wirklich neu war hingegen die Ankündigung einer strategischen
Partnerschaft mit T-Systems. Gemeinsam wollen die beiden Unternehmen Lösungen für lokale Netze,
IP-Kommunikation, Security sowie RFID entwickeln und vermarkten. Standardangebote und kurze
Implementierungszeiten sollen Mittelständlern den Weg zum RFID-Einsatz ebnen, so – wie auf der
Hausmesse praktiziert – zur Zugangskont-rolle oder zur Logistikunterstützung. Einen weiteren neuen
Partner hat Cisco in Fujitsu-Siemens Computers (FSC) gefunden. Ziel dieser Kooperation sind
Lösungen für die Optimierung des RZ-Betriebs.
Produktseitig präsentierte Cisco die zur US-Messe Interop angekündigten Neuerungen für die
Provider-Edge-Routerserie 7200: Die überarbeitete Network Processing Engine NPE-G2 bringt es laut
Cisco auf verdoppelte Routing-Leistung, ein neues VSA-Modul (VPN Services Adapter) soll zusammen
mit der NPE-G2 die VPN-Beschleunigungsleistung verdreifachen.