Wer sein bestehendes Haus automatisieren will, steht vor dem Problem, dass es teuer und aufwändig ist, neue Leitungen zu verlegen. Und wer zur Miete wohnt, für den scheidet häufig von vorne herein die Option aus, Leitungen zu verlegen. Was sollen sie tun?
Prof. Krödel: Es gibt Systeme, die auf die drahtlosen Kommunikation setzen und deshalb keine neuen Leitungen benötigen. Die Systeme, die über Powerline-Kommunikation funktionieren, benutzen die vorhandenen Stromleitungen im Haus zur Datenübertragung, auch hier müssen keine neuen Leitungen verlegt werden. Damit stehen schon vielfältige Automatisierungsmöglichkeiten offen, zumal sich beide Systeme auch verbinden lassen. Wer beispielsweise über drahtlose Systeme einsteigen will, der muss dafür zunächst nicht mehr als 1000 Euro ausgeben. Wenn aber bestimmte Aktuatoren und Sensoren mit einbezogen werden, dann bleibt bisweilen nichts anderes übrig, als doch ein paar neue Leitungen zu verlegen.
Das Elektrofachunternehmen sollte also zunächst einmal ein paar ganz einfache Funktionen zur Raumautomatisierung beschreiben?
Prof. Krödel: Ja, zunächst sollten sinnvolle und einfache Funktionen festgelegt werden. Eine Funktion, die nach Befragungen sehr häufig verlangt wird, ist der „Alles-Aus-Taster“. Angebracht im Eingangsbereich, kann der Nutzer über diese Schalter alle Geräte abschalten, die während seiner Abwesenheit nicht benötigt werden. Zur Bequemlichkeit trägt bei, wenn die Jalousien selbständig fahren und wenn sich Leuchten im Raum über Lichtszenen bedienen lassen. Die Sicherheit erhöht sich, wenn das System Einbrecher verschrecken oder Rohrbrüche und Feuer melden kann. Und Energie lässt sich sparen, wenn das System übermäßiges Heizen oder Beleuchten vermeidet. Bei Abwesenheit oder geöffneten Fenstern sollte sich die Heizung automatisch abschalten. Sind mit Hilfe unseres Fragebogens die sinnvollen Funktionen bestimmt, kann über unsere Software die Komponenten- und Grundrissplanung erfolgen, der sich dann die Funktions- und Mengenplanung anschließt.
Wie funktioniert das Tool zur Mengen- und Funktionsplanung?
Prof. Krödel: Anhand von Arbeitsblättern durchläuft der Planer in unserer Software die folgenden Stationen: die Konfiguration, wo er das Nummerrierungsschema für physikalische Adressen und Funktionen festlegt, bildet den Ausgangspunkt. Dann gibt er die benötigten Elemente ein und ordnet die Funktionen zu. Jetzt kann er die Systeme nach Herstellern auswählen und die Kabelarten und -längen eingeben. Das wird in einer Liste zusammengefasst, in der das Material erscheint, einschließlich Anzahl und Artikelinformationen. Eine „Liste_Elemente“ liefert Kosten und Artikelbezeichnungen der Systeme bzw. Hersteller. Die „Liste_Verkabelung“ liefert die Kosten und die Bezeichnungen der Verkabelung. Diese Software ist Teil eines speziell entwickelten Planungsprozesses, den wir in Workshops vorstellen und in dem wir unterschiedliche Hilfsmittel zum Einsatz bringen.
Ihrer Erfahrung nach hat sich das Interesse an der Hausautomatisierung über die letzten 12 Monate sehr stark entwickelt. Woran liegt es?
Prof. Krödel: Einige größere Firmen haben in der letzten Zeit recht aufwändige Werbekampagnen für ihre Smart-Home-Produkte gefahren. Das hat das ganze Thema in der Öffentlichkeit bekannt gemacht, viele Interessenten fangen an, sich zu informieren. Dadurch entsteht jetzt auch ein gewisser Druck auf die Elektrofachunternehmen, sich in dieser Richtung zu engagieren. Teilweise haben sie sich schon sehr intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt.
Ist also mit einem plötzlich einsetzenden Boom zu rechnen?
Prof. Krödel: Ich rechne nicht mit einem riesigen Nachfrageschub. Der Smart-Home-Markt ist einfach ein zäher Markt, dem müssen sich die Fachunternehmen stellen, denn es handelt sich um ein erklärungsbedürftiges Produkt. Einfach eine Box aufzustellen, genügt nicht.