CRN-Interview mit Thomas Meier von HPE

»Der Speicher wird in den Mittelpunkt der Rechenarchitektur rücken«

29. Mai 2019, 7:43 Uhr | Daniel Dubsky

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

»Der Preis von NVMe muss noch attraktiver werden«

CRN: Nach der großen Flash-Krise des Jahres 2017 ist die Liefersituation wieder stabil und die Flash-Preise sinken. Sehen Sie das Risiko, dass es bei neuerlichen Produktionsumstellungen bei den Flash-Produzenten wieder zu einer Knappheit und steigenden Preisen kommen könnte?

Meier: Wer lange genug im IT-Geschäft unterwegs ist – für irgendetwas müssen die grauen Haare ja gut sein – weiß, dass der Markt sich in Zyklen bewegt. Daher schließe ich eine Marktverknappung und steigende Preise keinesfalls aus.

CRN: Wie lange wird es ihrer Einschätzung nach dauern, bis sich neue Speichertechnologien wie »3D Xpoint« durchsetzen werden?

Meier: 3D Xpoint und andere nichtflüchtigen Speichertechnologien werden von Early Adoptern bereits heute in Servern und Speichersystemen als Storage Class Memory genutzt. Die Vorteile einer zehnfach verkürzten Zugriffslatenz zahlen sich in hochtransaktionalen Umgebungen sofort aus. Diese Vorteile werden den Markteintritt weiter beschleunigen.

CRN: Wo sehen Sie die Haupteinsatzgebiete von »3D Xpoint«: Eignet sich die Technologie als Massenspeicher oder eher nur als schneller Zwischenspeicher beziehungsweise Cache? Und ist sie besser in Servern aufgeboben oder auch für Speichersysteme geeignet?

Meier: In traditionellen Architekturen liegt das Haupteinsatzgebiet je nach Applikationsworkload und Verfügbarkeitsanforderungen im Server oder im Shared Storage. Die (R)Evolution findet jedoch woanders statt: Die Memory-Driven-Computing-Architektur wird die Von-Neumann-Architektur ablösen. Der Speicher wird also in den Mittelpunkt der Rechenarchitektur gerückt. Der komplette IO-Stack kann damit vereinfacht und schlanker werden. Die Zugriffslatenzen werden hiermit nochmal um Faktoren auf 300 bis 500 Nano-Sekunden verkürzt. Konsortien wie Gen-Z zur Entwicklung von Open-Systems-Interconnect-Standards für direkten Speicherzugriff und darauf aufbauende Systeme werden zusätzlich die Absatzzahlen von nichtflüchtigem Speicher steigern.

CRN: Wie verändern sich Rechenzentren und Speicherlandschaften durch NVMe und NVMe-over-Fabric?

Meier: Der Datentransfer in Rechenzentren wird durch das NVMe-Software-Protokoll beschleunigt. Vorteile wie beispielsweise eine niedrige Zugriffslatenz, geringer Protokoll-Overhead, höhere Bandbreiten oder auch niedriger Stromverbrauch werden diesem Protokoll auch weiterhin höhere Marktanteile bescheren.

NVM Express als Software-Protokoll ist im Serverbereich des Rechenzentrums bereits in größerem Umfang angekommen. NVMe-over-Fabrics ist für Remote-Datenübertragungen in unterschiedlichen Transport-Technologie-Ausprägungen wie RoCEv2, iWARP, NVMe-oF/TCP verfügbar. Derzeit wird NVMe-oF/TCP vom Markt favorisiert.

CRN: Sind NVMe und NVMe-over-Fabric schon auf dem Weg in den Mainstream?

Meier: NVMe im Server und Speicher befinden sich im frühen Mainstream-Stadium. Das Protokoll hat sich zwar durchgesetzt, aber der Preis muss noch attraktiver werden. NVMe-over-Fabric-Lösungen bewegen sich noch im Early-Adopter-Bereich. Verbesserte Zugriffslatenzen in Storage-Systemen werden heute eher durch nichtflüchtige Speicher-Technologien wie 3D Xpoint für Storage Class Memory erreicht.


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