Am Ladentisch läuft Vista, doch die Firmen wollen erst bei einer kompletten Hardware-Umstellung auf Vista wechseln

Ein Jahr Vista: Beim Konsumenten top - im Business ein Flop

13. November 2007, 0:01 Uhr |

Ein Jahr nach der Einführung von Vista zeichnen die Analysten ein geteiltes Bild. Während es im Enduser-Markt Verkaufsrekorde gab, liegt die Umstellung in den Unternehmen weit hinter den Erwartungen zurück.

"Die Nachfrage der Konsumenten nach Vista ist sehr groß, und wir erwarten auch ein sehr gutes Weihnachtsgeschäft", erklärt Wendy Fritz, Sprecherin der Elektronik-Handelskette Best Buy. Außerdem sei Vista ein Katalysator für den gesamten Consumer-Markt, da die Kunden im Zusammenhang mit dem neuen Betriebs-System auch ihre Geräte upgraden oder erneuern.

Somit setzen auch die OEMs stark auf Vista. "Vista ermöglicht es Systemherstellern, sich über die neuen Features wie Ready Boost, Ready Drive und Sidebar zum ersten Mal zu differenzieren", meint Bob O’Donnell, Analyst bei IDC.

Insgesamt wurden laut Microsoft im ersten Jahr über 85 Millionen Kopien von Vista verkauft, im Vergleich dazu ging Windows XP nur 45 Millionen Mal innerhalb des ersten Jahres über den Ladentisch. "Aufgrund der Zahlen fällt es schwer, Vista als Flop zu bezeichnen. Darüber hinaus kann es sich Microsoft leisten zu warten, bis Vista in allen Bereichen ein Erfolg wird", stellt Michael Cherry, Analyst bei Decisions on Microsoft, fest.

Doch die Akzeptanz von Vista in Unternehmen geht viel langsamer voran als gehofft. Laut Michael Silver, Analyst bei Gartner, liegen die ursprünglichen Umstellungs-Pläne etwa neun bis zwölf Monate hinter dem Zeitplan. "Microsoft hat unterschätzt, wie schwierig es wird, auf Vista umzustellen – und sie haben den Wert von Vista überschätzt", erläutert Silver.

Vor allem das Fehlen von Vista-kompatibler Hardware habe die Unternehmen in ihren Plänen zurückgeworfen. "Man muss bei den Hardwareanforderungen von Vista sehr vorsichtig sein, nur mit Upgrades funktioniert es nicht. Unternehmen sollten mit Vista warten, bis sie die komplette Hardware ausgetauscht haben", rät Cherry. Dies sei ein teueres Unterfangen für große Unternehmen, kleine oder mittlere könne es sogar in die roten Zahlen bringen.

"Wir zögern die Implementierung von Vista so lange wie möglich heraus, weil wir dann neue Hardware brauchen. Und unsere Software ist nicht mit Vista kompatibel", stimmt Greg Schumacher zu, IT-Chef einer Abteilung mit 250 PCs beim Schmuckhändler Riddles Group.

Schuld an der zögerlichen Annahme sei auch der Vorgänger Windows XP, der die Messlatte sehr hoch gelegt hat. "Vista macht mehr Schwierigkeiten, als dass es Vorteile bringt. Besonders nach einem so guten und stabilen Betriebssystem wie XP fällt es den Unternehmen schwer, gute Gründe für den Wechsel zu finden", glaubt Cherry. Dies bestätigen auch die Anwender. "Wir sind so daran gewöhnt, mit Windows XP zu arbeiten, und es funktioniert so gut, dass es uns schwer fällt, einen so massiven Wechsel durchzuführen", erklärt George Podolak, IT- Chef beim Architekturbüro Pei Cobb Freed and Partners.

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Katharina Guderian/pk/wj/CZ/LANline


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