Wenn von Green IT die Rede ist, richten sich die Blicke in der Regel zunächst auf die Rechenzentren, während die dezentrale IT in Form von Desktop-PCs, Notebooks, Druckern etc. weitaus weniger Beachtung findet. Dies zumindest bemängelt das Analystenhaus Experton Group. Der Grund: Der mit der Office-IT verbundene Stromverbrauch werde von vielen Unternehmen immer noch deutlich unterschätzt.
Der Stromverbrauch der dezentralen IT liegt laut aktuellen Untersuchungen der Experton Group
abhängig vom Unternehmen zwischen 40 Prozent und 60 Prozent des gesamten Stromverbrauchs für die
IT. Entsprechend sollten Unternehmen nach Einschätzung der Analysten Green-IT-Überlegungen im
Office-Bereich ebenso intensiv und ernsthaft anstellen wie in Rechenzentren. Ein Grund, warum dies
nicht in allen Unternehmen geschieht, sei der Umstand, dass zwar inzwischen die Stromkosten vieler
Rechenzentren dem IT-Budget belastet werden, jedoch die Stromkosten der Office-IT immer noch von
der Facilities-Abteilung getragen werden.
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/experton_group_trotz_krise_in_gruenes_rz_investieren:/2009004/31895799_ha_LL.html">Experton
Group: Trotz Krise in grünes RZ investieren
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/experton_group_green_it_bleibt_auch_in_der_wirtschaftskrise_oekonomisch_sinnvoll:/2009004/31887465_ha_LL.html">Experton
Group: Green IT bleibt auch in der Wirtschaftskrise ökonomisch sinnvoll
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/das_gruene_buero:/2009002/31796612_ha_LL.html?thes=10190">Experton Group: "
Green Office" ins Auge fassen
Für das "grüne Büro" (Green Office) gelten laut dem Analystenhaus die gleichen Anforderungen an
entsprechende Projekte wie in Rechenzentren: Der Energieverbrauch soll deutlich gesenkt werden, die
Betriebskosten für die Infrastruktur sollen sinken oder zumindest nicht steigen, und die
Investitionen müssen sich betriebswirtschaftlich rechnen.
"Insbesondere der letzte Punkt ist in Zeiten wirtschaftlicher Schwächen von fundamentaler
Bedeutung und überlagert letztlich alle Investitionen", so Wolfgang Schwab, Senior Advisor der
Experton Group und Fachmann für Green-IT-Fragen.
Im Office-Bereich haben sich laut der Experton Group die folgenden Punkte als interessant
erwiesen, sodass IT-Verantwortliche deren Umsetzung prüfen sollten:
Bei Ersatzinvestitionen sollte ein Unternehmen gezielt energiesparende neue Hardware einkaufen.
Die damit verbundenen Mehrkosten werden laut Schwab in aller Regel durch die niedrigeren
Energiekosten mehr als ausgeglichen. Ein sofortiger Austausch der kompletten Infrastruktur sei aber
in der Regel wirtschaftlich nicht sinnvoll. Bei neuer Hardware sollte man insbesondere darauf
achten, die den jeweiligen Aufgaben angepasste Hardware einzukaufen.
So könne die Leistungsfähigkeit der Grafikkarten für normale Büroarbeitsplätze sehr gering
gewählt werden, entsprechend niedrig ist dann der Stromverbrauch. Moderne CPUs mit niedriger
Taktrate und zwei Kernen reichten für die meisten Büroanwendungen vollkommen aus.
Nicht zu unterschätzen ist laut Schwab der Strombedarf von Hauptspeichern. Es sei jedoch aus
Performance-Gesichtspunkten nicht sinnvoll, hier zu sparen; allerdings seien mehr als 2 GByte für
die meisten Büroarbeitsplätze nicht nötig.
Der Energiebedarf von Notebooks ist immer noch deutlich niedriger als der von Desktops, jedoch
rechnen sich laut Experton-Analyst Schwab die mit Notebooks verbundenen Mehrkosten nur dann, wenn
zusätzlich zu den Einsparungen im Energiebereich noch Effizienzsteigerungen bei den Mitarbeitern
hinzukommen.
Thin Clients wiederum, so Schwab, erleben derzeit einen zweiten Frühling, da sie einerseits
relativ wenig Energie benötigen und andererseits VDI-Lösungen eingeführt werden. Die Betriebskosten
der PCs sollen damit deutlich sinken. Ob und in welchem Bereich Thin Clients eine Alternative zu
PCs darstellen, hänge vom konkreten Fall ab, so Schwab weiter, jeder IT-Verantwortliche sollte dies
aber zumindest untersuchen.
Wichtig sei dabei, dass den Energieeinsparungen auf Client-Seite die zusätzlichen Energiekosten
auf der Server-Seite gegengerechnet werden. Gleiches gelte für die Betriebskosten.
Das Thema Desktop-Management biete ebenfalls große Chancen – so könnten Clients gezielt an- und
ausgeschaltet werden, wenn zum Beispiel Software außerhalb der Arbeitszeit verteilt wird oder ein
Mitarbeiter das Ausschalten vergessen hat. Die Technik hierfür stehe seit geraumer Zeit bereit, der
tatsächliche Einsatz ist aber laut Schwab noch vergleichsweise gering.
Die Druckerkonsolidierung wiederum sei ein Themenkomplex, der einerseits die Betriebskosten wie
auch den Energiebedarf deutlich senken könne, andererseits aber auch massive Widerstände bei den
betroffenen Mitarbeitern hervorrufe. Schwab empfiehlt deshalb, derartige Projekte unabhängig von
Energie- und Betriebskosten nur mit nachhaltiger Unterstützung der Geschäftsleitung anzugehen.
"Insgesamt zeigt sich, dass Green IT nicht nur im Rechenzentrum eine wichtige Rolle in der
strategischen Planung spielt, sondern auch im Office-Umfeld" resümiert der Experte. "Der
wesentliche Unterschied besteht darin, dass man durch einfache gezielte Maßnahmen in Rechenzentren
wesentlich schneller signifikante Verbesserungen erzielen kann als auf Client-Seite, auf der sich
Verbesserungen wirtschaftlich oft nur am Ende des Lebenszyklus der eingesetzten Hardware
realisieren lassen."
LANline/wg