Das Administrationswerkzeug Netcom Desktop Manager ist speziell auf Rechnernetze in Unterrichtsräumen abgestimmt. Vom Kursleiter- oder Lehrer-PC aus lässt sich die Konfiguration der Schulungsrechner auf vielfältige Weise an das Unterrichtsgeschehen anpassen. Dazu gehört die Bereitstellung gerade benötigter Programme und Dateien ebenso wie die situationsbezogene Einschränkung der Bedienmöglichkeiten.
Wir testeten den Netcom Desktop Manager in der Version 2.0 unter Windows 2000 und Win-dows XP.
Beim Start der CD empfiehlt sich zunächst ein Blick in die HTML-Dokumentation, die der Anwender
besonders bei der Installationsprozedur exakt befolgen sollte. Voraussetzung für die Funktion des
Programms ist zunächst, dass sich Lehrer- und Schülerrechner im gleichen TCP/IP-Subnetz befinden.
Zudem muss ein Netzwerkverzeichnis eingerichtet sein, das für alle Rechner über den gleichen Pfad
erreichbar ist. Der Netcom Desktop Manager ist dabei unabhängig von der Art des Netzwerks: Er
arbeitet mit einem freigegebenen Windows-Verzeichnis ebenso wie in einer Linux/Samba- oder einer
Netware-Umgebung. Bei der nun folgenden Installation der Lehrersoftware ist dieser Pfad als
Programmverzeichnis anzugeben.
Auf jedem Schülerrechner folgt dann der erstmalige manuelle Aufruf des Schülermoduls. Hier ist
die IP-Adresse des Lehrerrechners als Parameter anzugeben. Nach der automatischen Installation
einer DLL (für die Sperrung von Strg-Alt-Entf) und dem Neustart des Rechners ist nochmal ein
manueller Start des Schülermoduls erforderlich. Daraufhin lässt sich der automatische Start des
Schülermoduls bei jeder Anmeldung im Lehrermodul per Konfigurationsdialog einrichten.
Wir begannen mit der Einrichtung eines "Kurses". So nennt die Software eine Zusammenstellung von
Programmen und Dateien, die – einmal am Lehrermodul vorbereitet – dann an alle Schülerrechner
übergeben wird. Hier kann der Desktop Manager natürlich nicht die Softwareinstallation auf den
Schülerrechnern übernehmen: Er überträgt den Schülerrechnern stattdessen eine Verknüpfung auf das
Programm. Die Symbole der übertragenen Programme erscheinen augenblicklich im
Desktop-Manager-Fenster auf den Schülerrechnern und lassen sich nun vom Schüler starten.
Voraussetzung ist hierbei, dass der auf dem Lehrersystem gültige Programmpfad auf den
Schülersystemen identisch eingerichtet ist.
Auf ähnliche Weise lassen sich Dateien zur Bearbeitung auf die Schülerrechner verteilen: Der
Kursleiter kopiert sie vom Lehrergerät und stellt sie den Schülern als Vorlage zur Verfügung.
Sobald ein Schüler diese Datei öffnet, kann er sie als eigene Kopie bearbeiten und auch wieder
speichern. Der Lehrer überträgt dann wiederum mit der Funktion "Dateien einsammeln" die
bearbeiteten Dateiversionen von den Schülerrechnern in ein Verzeichnis auf dem Lehrersystem.
Die angebotenen Restriktionsmöglichkeiten für Schülerrechner sind vielfältig und praxisgerecht.
Bereits im Hauptfenster kann der Lehrer die Bildschirmanzeige und die Eingabemöglichkeiten an den
Schülerrechnern ein- und ausschalten, Desktop-Icons und Task-Leiste verschwinden lassen, mit einem
leeren Bildschirm für Aufmerksamkeit sorgen und den Zugang zum Internet und zum Drucker steuern.
Umschaltungen der Desktop-Restriktionen erfordern dabei jeweils nur einen Mausklick: Das Tool setzt
sie sofort auf den Schülerrechnern um, sodass die Aufmerksamkeit des Pädagogen nicht für
komplizierte Bedienabläufe beansprucht wird.
In einem erweiterten Dialog stehen detaillierte Einstellmöglichkeiten zur Verfügung, darunter
die Sperrung heikler Tastenkombinationen (zum Beispiel Alt-F4, Strg-Esc und natürlich
Strg-Alt-Entf), die Vorgabe eines bestimmten Bildschirmhintergrunds und das Verbot bestimmter
Programme. Auch der Zugriff auf die einzelnen Laufwerksbuchstaben lässt sich steuern. Im
Onlinezeitalter unverzichtbar ist die Kontrolle über den Internetzugang. Dabei kann der Lehrer – je
nach Unterrichtsstil – entweder eine Liste erlaubter URLs vorgeben (alle anderen Adressen sind dann
gesperrt) oder den Schülern zunächst freie Hand geben und nur eine Liste verbotener URLs sperren.
Auch die Vorgabe und Umschaltung eines Internet-Proxys ist möglich.
In unserem Test arbeitete die Software einwandfrei, besonders gefiel uns die verzögerungsfreie
Weitergabe der Einstellungen vom Lehrer-PC an die Schülergeräte. Das Schülermodul setzte die
vorgegebenen Restriktionen prompt und zuverlässig um. Lediglich die Shift-Taste und die bei
fünfmaliger Betätigung angebotene Einrastfunktion blieb auch bei gesperrter Eingabe aktiv.
Obwohl Netcom den Desktop Manager vor allem für den Einsatz in Computerräumen von Schulen
konzipiert hat, sind auch Anwendungen im Unternehmensbereich denkbar. Die Eignung für
Schulungssräume liegt auf der Hand. Das Thema "Restriktionen" sollte in der professionellen
Weiterbildung zwar eher im Hintergrund stehen, aber die kursspezifische Zusammenstellung von
Programmen und Dateien oder die selektive Freigabe von Laufwerken sind auch hier eine wertvolle
Hilfe.
Die Restriktionsmöglichkeiten sind wiederum überall dort interessant, wo Rechner im "
halb-öffentlichen" Betrieb sind, beispielsweise als Internetrechner in Warteräumen oder auf
Messeständen: Hier lassen sich die Restriktionen der Vorführ-PCs schnell verändern und auf das
Publikum abstimmen. Durch die direkten Umschaltmöglichkeiten lassen sich zum Beispiel
Bildschirmhintergrundbilder schnell auswechseln, und auch das gleichzeitige Herunterfahren aller
Geräte mit einem Klick ist eine willkommene Erleichterung.
Die Klassenraumlizenz des Netcom Desktop Manager 2.0 kostet 343,10 Euro. Zum gleichen Preis ist
auch eine "Stand-alone-Client"-Lizenz für eine unbegrenzte Anzahl von Clients erhältlich. Zum
Nettopreis von 731,90 Euro gibt es auch eine Version für Terminalserver.
Für die Installation und Konfiguration sagt Netcom kostenlose Helpdesk-Unterstützung zu, auf
Wunsch sogar mit Fernsteuerung des Lehrer-PCs über Netviewer. Im Kaufpreis sind auch sechs Monate
Update-Service enthalten. Dieser ist für 10,78 Euro monatlich verlängerbar. Auf der Website des
Herstellers steht eine zeitbegrenzte Testversion der Software zum kostenlosen Down-load bereit.
Info: Netcom Tel.: 09532/9231-0 Web: www.netcom.de