CRN-Interview mit Rainer Kaese von Toshiba

»Festplatten, SSDs und Tapes werden noch lange koexistieren«

27. Mai 2019, 12:18 Uhr | Daniel Dubsky
Rainer Kaese, Senior Manager Business Development Storage Products bei Toshiba Electronics Europe
© Toshiba

Die Datenmengen steigen derzeit so rasant, dass sich unmöglich alles auf Flash speichern lasse, sagt Rainer Kaese, Senior Manager Business Development Storage Products bei Toshiba. Er erklärt, in welche Richtung die Festplattenentwicklung voranschreitet und dass wahrscheinlich auch Kapazitäten von bis zu 100 TByte pro Laufwerk erreichbar sind.

CRN: Herr Kaese, die Preise für Flash-Speicher sinken und die Technologie bietet neben der hohen Performance verschiedene Vorteile gegenüber Disk, etwa geringen Platzbedarf, niedrigen Stromverbrauch und wenig Hitzeentwicklung. Warum sollte man da noch auf Festplatten setzen?

Rainer Kaese: Die zu speichernden Datenmengen steigen weiter ungebremst, sogar noch schneller als bisher erwartet. Während man in den vergangenen Jahren prognostiziert hat, dass sich der Anteil der auf Flash und SSD gesicherten Daten erhöht und derjenige auf Festplatten und Tapes verringert, ist heute klar, dass alle Datenspeichertechnologien in steigendem Maße genutzt werden – einfach aufgrund der immensen Datenmenge.

Im Moment sehen wir einen Preisunterschied mit einem Faktor von rund 10, wenn man vergleichbare Technologien betrachtet, etwa Client-SSDs und Client-HDDs oder Enterprise-SSDs und Enterprise-HDDs. Klar ist, dass die Preise der SSD-Flash-Speicherchips fallen, gleiches gilt aber auch für die HDD-Preise. Im HDD-Bereich wird weiterhin in Forschung und Entwicklung investiert, vor allem an der Erhöhung der Speicherdichte und der Anzahl der Magnetscheiben pro Festplatte wird intensiv gearbeitet. So werden wir auch in Zukunft weiter fallende Preise pro Kapazitätseinheit und Festplatten mit immer höheren Kapazitäten im Markt sehen. Es wird folglich noch viele Jahre dauern, bis die Preise pro Kapazität zwischen HDD und SSD auch nur annährend vergleichbar sind.

Und auch wenn die HDD- und SSD-Preise irgendwann einmal vergleichbar sein sollten, dann stellt sich immer noch die Frage nach der Gesamtkapazität der generierten Daten und der Menge der dafür notwendigen Speichermedien. Aktuell werden noch über 90 Prozent aller Daten auf Festplatten und sogar Tapes gespeichert, der Anteil von SSDs liegt demnach bei unter 10 Prozent. Die SSD-Industrie müsste also die Produktionskapazitäten verzehnfachen, um den Festplattenmarkt zu ersetzen. Bei den Investitionskosten für Halbleiterfabriken heute und in naher Zukunft ist dieses gigantische Vorhaben aber unmöglich.

CRN: In welchen Bereichen sind HDDs eine bessere Wahl als SSDs?

Kaese: Wenn es lediglich um die Speicherung von großen Datenmengen bei niedrigen Kosten pro Kapazitätseinheit geht, haben rotierende Magnetscheiben, also Hard-Disk-Drives eindeutig die Nase vorn; typische Anwendungsfelder sind neben der klassischen Datenspeicherung auch Backup und Archivierung. Solid-State-Drives hingegen bieten Vorteile bei Applikationen, bei denen es auf eine hohe Performance ankommt – etwa bei Datenbanken oder beim Videostreaming.

CRN: Wird es langfristig bei einer solchen Aufgabenteilung bleiben?

Kaese: Festplatten, SSDs und sogar Tapes werden auf absehbare Zeit koexistieren. Die explodierende Datenmenge erfordert alle drei Technologien für die verschiedenen Arten zu speichernder Daten. Somit bleiben auch HDDs für mindestens zehn weitere Jahre ein fundamentaler Teil der Datenspeicherlandschaft.


  1. »Festplatten, SSDs und Tapes werden noch lange koexistieren«
  2. »Es könnten Kapazitäten bis 100 TByte erreicht werden«

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