Im Bereich der Softwareentwicklung ist die Serviceorientierung inzwischen etabliert. Webservices und SOA sind zwei der Trend- themen. Services spielen aber auch für die Softwareinfrastruktur eine immer wichtigere Rolle, wie sich sowohl beim System-Lifecycle- als auch beim Identity-Management zeigt.
Der Begriff "Services" taucht in vielen Kontexten auf. Ein Beispiel ist die Einbindung von Infrastrukturtechniken in BSM- oder BTO-Ansätze (Business-Service-Management, Business Technology Optimization), Managed Services sind ein anderes. Die vielleicht wichtigste Facette ist aber eine stärker serviceorientierte Konzeption von Anwendungen, um diese einfacher in Infrastrukturen integrieren und mit neuen Anwendungen verknüpfen zu können.
Die unterschiedlichen Serviceansätze stehen in engem Zusammenhang: Ansätze wie BSM oder BTO funktionieren nur, wenn die Anwendungen serviceorientiert realisiert sind. Selbst wenn Business-Services auf einer höheren Abstraktionsebene als die konkreten Webservices stehen, so ist doch klar, dass sich Services nur sinnvoll modellieren lassen, wenn Anwendungen über eine definierte Serviceschicht verfügen, über die sich "höherwertige" Services abbilden lassen.
Im BSM-/BTO-Markt sind zahlreiche Hersteller aktiv, um eine Verbindung zwischen den Business-Anforderungen und den IT-Services zu schaffen. Auch beim Identity-Management gibt es immer mehr Serviceschnittstellen. Teils basieren diese auf Standards wie im Fall von SPML (Service Provisioning Markup Language), einer definierten Schnittstelle für die Übergabe von Provisioning-Informationen. Zudem ist generell eine starke Serviceorientierung zu beobachten, mit dem Ziel, dass sich funktionale Services der Anwendungen einfacher nutzen und integrieren lassen. Hersteller wie Oracle oder nun auch SAP verfolgen solche Strategien im Kontext der Integration von Identity-Managementfunktionen in ihre Anwendungsinfrastrukturplattformen.
Serviceorientierung ist kein Modethema, sondern eine längst überfällige Entwicklung. Zwar hatten schon früher einige Hersteller mehr oder weniger gute Schnittstellen für die externe Ansteuerung ihrer Anwendungen. Diese waren aber häufig proprietär und wenig flexibel und eigneten sich zudem durch ihre Machart - teils in Form spezieller APIs, teils über direkte Zugriffe, teils als Befehlszeilenfunktionen - nur schlecht für eine effiziente Einbindung in neue serviceorientierte Anwendungen.
An Bedeutung gewinnt das Zusammenspiel zwischen Identity-Management auf der einen und System-Lifecycle-Management auf der anderen Seite. Die Idee dahinter ist nicht neu -Völcker Informatik unterstützt dieses Konzept beispielsweise seit Jahren. Eine standardisierte Unterstützung wird aber immer wichtiger, um zum Beispiel bei Änderungen im HR-System (Human Ressources, Personalwesen) automatisch Client-Systeme für die Anwender vorbereiten zu können. Noch weiter gehen Ansätze, bei denen eine automatische Installation und Deinstallation von Anwendungen entsprechend der Rollen eines Benutzers erfolgt. Neben dem geringeren Administrationsaufwand liegt der Reiz solcher Lösungen auch in den potenziell deutlich niedrigeren Lizenzkosten.
Besonders wichtig ist ein automatisiertes Zusammenspiel zwischen Service-Desk-Anwendungen und dem System-Lifecycle-Management. Die Mitarbeiter beim Service-Desk benötigen aktuelle Informati-onen über Hardware, Software, Anwender und deren Rechte und können viele Fehlerkorrekturen sinnvoll nur bei einer direkten Integration der Systemwelten durchführen. Etliche Unternehmen haben eine solche Integration in den vergangenen Jahren durchgeführt. Der Haken dabei ist, dass der Aufwand ohne eine saubere, umfassende Serviceschicht bei den Systemen für das System-Lifecycle-Management zu hoch ist.
Richtig gemacht sind solche Schnittstellen auch für eine weitere Aufgabenstellung bedeutsam: Sie können als Basis für Anzeigeformen dienen, die aggregierte Informationen über IT-Systeme liefern - für spezifische Dashboards, als Teil von Portallösungen oder für übergeordnete Managementsysteme. Dies stellt dann wieder die Verbindung zu den BSM-Konzepten her.
Eine zunächst ganz andere Facette der Serviceorientierung stellen die Managed Services dar. Diese gibt es heute in ersten Ansätzen für das Identity- wie im Business-Service-Management. Meist handelt es sich dabei aber um das Outsourcing kompletter Infrastrukturen, damit also im eigentlichen Sinne nicht um einen Managed Service, oder aber um extern betriebene virtualisierte Server. Skalierbare, mandantenfähige, modulare Services fehlen hingegen noch weitgehend. Es gibt zwar erste Lösungsansätze beispielsweise von Fischer International im Bereich Identity-Management oder von Brainware in einem Projekt in Japan. Deutlich wird aber, dass für die konsequente Umsetzung solcher Managed Services eine Serviceorientierung der Infrastrukturlösungen erforderlich ist. Nur dann lassen sich Teilfunktionen gezielt auslagern. Bei den klassischen, eher monolithischen Anwendungen ist dies dagegen kaum möglich.
Entwicklungen wie die hin zu BSM/BTO verdeutlichen die wachsende Serviceorientierung der IT. Ohne die zu beobachtende stärkere Serviceorientierung auch auf der Ebene der Komponenten der Anwendungsinfrastruktur wird man aber nicht zu leistungsfähigeren, flexibleren Konzepten und effizienten Business-Services kommen. Die Festlegung auf eine Serviceorientierung und deren Status muss folgerichtig als Messlatte für die Anbieterauswahl dienen.