Freiheit für den Router

Der Routerzwang ist gefallen, die Gerätehersteller liefern sich eine Feature-Schlacht um das beste Gerät. Als wichtigstes technisches Merkmal zeichnet sich dabei ab: der Preis.

Montag war Unabhängigkeitstag in Deutschland. Am 1. August hat die Routerfreiheit den Routerzwang offiziell abgelöst. Provider dürfen ihren Kunden seither nicht mehr vorschreiben, welches Endgerät sie für den Internetzugang nutzen. Die Entscheidungshoheit liegt nun also beim Endverbraucher. Bislang allerdings jubeln weniger die Kunden über die neu gewonnene Freiheit, sondern vor allem die Routerhersteller. Der Wettbewerb um das beste Endgerät soll »die Innovationskraft der Branche weiter stärken« heißt es vomVerbund der Telekommunikations-Endgerätehersteller. Soll vermutlich heißen: Konkurrenz belebt das Geschäft.

Die Feature-Schlacht auf jeden Fall ist in vollem Gange. Da ist von Ping-Zeiten und dynamischem Quality of Service die Rede, von Smart Connect und RJ11-Schnittstellen. Die Hersteller buhlen mit Versprechungen wie 24 x 8 DOCSIS-3.0-Kanalbündelung, 3 x 3 Dualband WLAN AC+N und internem ISDN-S₀-Bus um potenzielle Käufer. Und der verstörte Kunde fragt sich, was er mit seiner neu gewonnen Freiheit jetzt eigentlich anfangen soll. Ist der Router, der Tri-Band-WLAN mit Quad-Streaming kombiniert genau auf seine Bedürfnisse zugeschnitten? Oder derjenige mit MU-MIMO, der sich auch zum Range Extender umfunktionieren lässt? Und braucht man Port Aggregation, wenn man nur mal eben seine Mails checken will? Die Kunden-Hotlines, die die überforderten Nutzer direkt in ein indisches Call Center weiterleiten, laufen auf jeden Fall heiß.

Nachdem gut eine Woche nach Ende des Routerzwangs die Neubestellungen noch immer schleppend eingehen, fangen offenbar auch die ersten Hersteller an zu ahnen, dass der Kampf ums beste Endgerät nicht zwischen Smart Connect-Technik und Smart Beam-Technologie entschieden wird. Wie die Kopfnuss aus gut informierten Kreisen erfahren hat, gibt es bereits Diskussionen, was denn nun die Features sein könnten, die die Kunden doch noch überzeugen.

Vielleicht ein attraktives Bundle mit einem schicken Lifestyle-Produkt. Oder das Angebot, den Anschluss des neuen Routers kostenlos durch einen Fachhändler vornehmen zu lassen. Oder ein satter Preisnachlass. Oder das Buch »Router für Dummies« als kostenlose Dreingabe. Was so zum Kampf ums beste Produkt eben dazu gehört.