Editorial CRN 15/2016

Generation Google im Glück

15. April 2016, 9:42 Uhr | Martin Fryba
Bis zu 800 Mitarbeiter sollen künftig am neuen Google-Standort in München arbeiten

München ist um eine Attraktion reicher. In der Wohlfühloase Erika-Mann-Straße 33 schenkt es Google seinen Mitarbeitern ganz schön ein.

München ist um ein lokal gebrautes Bier reicher, was in Bayern mit seinen 616 Brauerein – und damit so viele wie in keinem anderen Bundesland – eigentlich keine Nachricht wert wäre. Doch das neue »gBräu« ist nicht irgendein Hopfengetränk. Es ist den Google-Mitarbeitern vorbehalten, die seit Freitag letzter Woche in der neuen Firmenzentrale in der Erika-Mann-Straße (unweit von Cancom) arbeiten. 400 sind es, doppelt so viele sollen es bald werden. Unter Fachkräftemangel leidet Google nicht, zwei Millionen Bewerbungen erhält der Konzern jährlich. Bier im Branding des Internetkonzerns ist nur ein Wohlfühlfaktor unter vielen, mit denen Google junge Menschen geradezu magnetisch anzieht. Kostenlose Speisen, Snacks und Getränke in Kantine und Café, Massagen und Fitnessstudio, Tischkicker sowie Basketball-Platz, Bibliothek mit einladenden Sesseln: So funktioniert Recruiting in der Generation Y.

Google und andere Digitalunternehmen haben auf die Umbrüche in der Arbeitswelt längst reagiert und sich als Arbeitgeber auf die Ansprüche eingestellt, die junge Menschen heute an ihre Arbeit stellen. Vorweg sei gesagt: Über diese Anfang der 90-er Jahre Geborenen kursieren so viele Vorurteile wie sie jeder Generation angeheftet werden. Glück statt Geld, Sinnhaftigkeit anstelle von Karrieredenken beispielsweise. Lebensgefühle sind und waren nie kollektivistisch. Und doch könnte der Grad an Mitarbeiter-Identifikation und Reputation zwischen neuen und etablierten Weltkonzernen derzeit nicht größer sein: Google ist cool, VW ist kriminell.

Die Einstellung zur Arbeit, zum Arbeitgeber, ist heute eine grundlegend andere als noch vor 20 oder 30 Jahren. Die Höhe des Gehalts beispielsweise spielt keine überragende Rolle mehr. Flexibilität der Arbeitszeit, des Arbeitsplatzes, persönliche Weiterbildung, individuelle Leistungsvereinbarungen und Perspektiven werden wichtig. Die Ansprüche motivierter, gut ausgebildeter Mitarbeiter haben die Organisation moderner Unternehmen längst verändert. Um die besten Köpfe für sich zu gewinnen, ist es freilich mit einem firmeneigenen Bier nicht getan - und das selbst in Bayern nicht.

Mit den besten Grüßen,

Martin Fryba
CRN-Chefredakteur


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