Erfolg in der Nische

Glänzendes Geschäft mit Disketten

14. Oktober 2022, 9:45 Uhr | Lars Bube
© VGV MEDIA - AdobeStock

Totgesagte leben länger: Ein Computerhändler in den USA hat sich erfolgreich auf den Verkauf von Disketten konzentriert. Abnehmer dafür findet er in aller Welt, vor allem in der Industrie und Luftfahrt. Einzig der fehlende Nachschub bremst sein Geschäft aus.

Als IBM vor 50 Jahren die erste Floppy-Disk auf den Markt brachte, war das nicht weniger als eine Revolution, die in den folgenden Jahrzehnten wesentlich zur Verbreitung der Computer beitrug. Mit acht Zoll hatten die ersten Disketten zwar noch fast die Abmessungen eines Din-A-4-Blattes und waren damit etwa doppelt so groß wie die bis dahin meist verwendeten Lochkarten. Allerdings konnten sie auf dieser Fläche die für damalige Verhältnisse gigantische Datenmenge von 242.944 Bytes speichern und so rund 3.000 Lochkarten auf einmal ersetzen. Damit wurden die Daten erstmals richtig mobil. In den folgenden Jahren schrumpften die Floppy-Disks dann auf 5¼ und 3,5 Zoll, wurden stabiler und konnten bis zu 1,44 MByte speichern. Für die nächsten 25 Jahre waren sie ein elementarer Teil der IT-Welt. Bis zum Siegeszug der CD-ROM Ende der 90er Jahre wurde Software von Betriebssystemen wie Windows 3 bis hin zu Spielen auf Disketten ausgeliefert, teils waren dafür mehr als 20 Datenträger notwendig.

Weitere 25 Jahre später spielen Disketten in der allgemeinen Wahrnehmung der IT-Welt keine Rolle mehr und selbst CD- und DVD-Laufwerke sind angesichts von Breitbandinternet, Cloud-Anbindung und USB-Sticks in TByte-Größe in aktuellen Rechnern kaum noch zu finden. Dennoch gibt es auch heute noch Bereiche, in denen ohne Disketten gar nichts läuft. Den besten Beweis dafür liefert der amerikanische IT-Fachhändler Tom Persky, der über seinen Webshop floppydisk.com erfolgreich Disketten und Laufwerke international an eine händeringend danach suchende Kundschaft verkauft.

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Diskettenhändler floppydisk.com
Auf floppydisk.com bietet Persky seiner internationalen Kundschaft die inzwischen raren Pretiosen und das passende Zubehör an - im passenden Website-Stil der 90er Jahre
© Screenshot floppydisk.com

Der Steueranwalt hatte in den 90er-Jahren zunächst an der Entwicklung von Steuersoftware mitgewirkt und sich nebenbei ein Geschäft mit den dafür notwendigen Massenkopien von Datenträgern und deren Verkauf aufgebaut. Dabei erkannte er schon früh, dass sich hier eine lukrative Nische aus großer Nachfrage und fehlendem Angebot auftut. „Mit den Jahren sank die Zahl der Floppy-Nutzer beständig. Allerdings sank die Anzahl derer, die sie liefern konnten wesentlich stärker. Wenn diese beiden Kurven übereinanderlegt, ergibt sich daraus ein wachsender Marktanteil für den letzten verbleibenden Anbieter, und das bin ich“, erklärt der letzte Disketten-Mohikaner seine Geschäftsidee in einem Interview mit eyeondesign.

Nach dem Jahrtausendwechsel stellten dann immer mehr Hersteller ihre Disketten-Produktion ein, bis schließlich 2011 Sony als letzter verbleibender Markenfabrikant das Geschäft aufgab. Während andere damit nichts mehr anfangen konnten, kaufte Persky in dieser Zeit für Centbeträge mehrere Millionen Disketten sowie einige tausend Laufwerke auf. Zudem nutzt er seither jede Gelegenheit, um immer wieder auftauchende Restposten einzusammeln. Im Grunde genommen lebe sein Geschäft bis heute von dieser Weitsicht, gesteht der findige Händler. Dennoch ist der Bestand aufgrund der hohen Nachfrage mit den Jahren stark geschrumpft, sodass er irgendwann begann, zusätzlich gebrauchte Disketten und Laufwerke zu kaufen und aufzubereiten.


  1. Glänzendes Geschäft mit Disketten
  2. Von der Boeing bis zur Nähmaschine
  3. Japan als Disketten-Bastion

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