CRN-Kopfnuss

»Godspot«: WiFi von Gottes Gnaden

3. Juni 2016, 13:14 Uhr | Peter Tischer

Endlich gibt es in Kirchen WiFi. Statt der Predigt zu lauschen, werden jetzt Ebay-Angebote abgegrast und Musik geladen. Denn auch wenn offline besinnlicher ist: Hauptsache die Bude ist voll.

Liebe Leser, aufgemerkt! Bei dieser Nachricht werden auch die gottlosesten unter Ihnen sich ein euphorisch ausgerufenes »Halleluja!« nicht verkneifen können. Denn, gelobt sei der Vater, der Sohn, die heilige Jungfrau und alle in der Bibel vorkommenden Heiligen, Halbheiligen und Statisten: Deutsche Gotteshäuser werden in Zukunft WiFi bieten. Eine kleine Einschränkung gibt es aber. Während der »Godspot« für Protestanten der Kirche »Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz« das heilige Tor ins paradiesische Worldwide Web ist, schauen katholische Gläubige wieder einmal in die Röhre. Vor allem Priester werden mits sündhaftem Neid auf ihre reformatorischen Kollegen blicken. Nicht nur, dass ihnen weibliche Partnerinnen untersagt sind, jetzt darf die innerchristliche Konkurrenz auch während der Gottesdienste einschlägigen Angeboten im Internet frönen, während auf der Kanzel weiterhin tote Hose herrscht, Zefix.

Allerdings könnte der christliche Ansatz, den Zugang für jedermann kostenlos und ohne die Erhebung von Nutzerdaten anzubieten, sich für die Protestanten als faules Wunder herausstellen. Statt den von Gott soufflierten Worten durch den Pfarrer zu lauschen, könnten Kirchgänger sich dem digitalen Glücksspiel hingeben, Hassmails verschicken und per Bitcoin Auftragsmorde und schwere Straftaten in Auftrag geben. Die heiligen Hallen als digitaler Sündenpfuhl: Selbst für die sonst so sarkastische Kopfnuss tun sich hier die Höllenpforten auf. Am Ende sitzt der altersschwache Rentner, der auf seine letzten Tage durch eine wöchentliche Spende auf himmlische Absolution spekuliert, zwischen Ndrangheta-Vertretern und Rockerbanden, die ihre geschäftlichen Aktivitäten auf die Kirchenbank verlagert haben. Als Katholik kann man darüber nur traurig und wissend den Kopf schütteln. So waren die Protestanten ja schon immer: Hauptsache die Bude voll, auch wenn dafür Gott offline geht. Da kann man selbst über die rasant steigenden Spenden dank der Einfachheit von Paypal hinwegsehen. Lutheraner waren schon immer tüchtige Geschäftsleute, wie es bei all der Digitalisierung dann mit dem Fegefeuer aussieht, muss am Ende dann doch wieder Gott entscheiden, Amen!


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