Cisco noch ohne Masterplan für das Rechenzentrum

Herausforderungen im Datacenter

12. Februar 2007, 23:00 Uhr | Stefan Mutschler

In den Rechenzentralen der Unternehmen und Dienstleister bleiben Themen wie Virtualisierung und Energieversorung/Kühlung auch zukünftig brandheiß. Speziell Virtual Machine Streaming soll laut Gartner in den kommenden Jahren eine dominierende Disziplin werden. Bladeserver gewinnen weiter an Boden, bleiben aber wegen fehlender Standards über Jahre hinaus weit hinter ihren Möglichkeiten. Cisco will seine Präsenz im Rechenzentrum weiter verstärken. Trotz neuem SAN-Switch und Blade-Kooperationen mit IBM und HP kommen die Netzwerker dabei jedoch nach wie vor nicht so richtig von der Stelle.

Cisco hat den Kampf ums Rechenzentrum noch längst nicht aufgegeben. Das zumindest war die klare
Botschaft des Unternehmens auf dem Gartner-Rechenzentrumsgipfel Ende vergangenen Jahres. Dabei
erneuerte Cisco sein Bekenntnis zur stärkeren Vernetzung von Applikationen und Netzwerk – Stichwort
Service Oriented Architecture (SOA). Bereits im Jahr zuvor hatte Cisco
Application-Networking-Services zur "Advanced Technology" erklärt. In diesem strategischen Mantel
sollen Application-Networking-Services seither IT-Abteilungen in Unternehmen helfen, einen höheren
Return on Investment zu erzielen.

In erster Linie geht es dabei um die Verbesserung der Leistung geschäftskritischer Anwendungen,
die Senkung der Betriebskosten und die Steigerung der Flexibilität von IT-Systemen. Ein weiteres
Element der Cisco Rechenzentrumstrategie ist "Data Center Networking Solutions" – eine integrierte
Suite aus Produkten, Praxis-Richtlinien und Serviceangeboten. Auf diese Weise will Cisco den Aufbau
und Betrieb einer zukunftsfähigen Netzwerkarchitektur für das Next-Generation-Rechenzentrum
unterstützen. Neuerungen auf diesem Sektor waren auf dem Gartner-Gipfel der "MDS 9124" Multilayer
Fabric Switch sowie zwei wichtige strategische Kooperationsvereinbarungen in Sachen
Server-Blades.

Der neue SAN-Switch ist als Einsteigermodell klassifiziert, wobei die Ausstattung der eines
Enterprise-Switches kaum nachstehen soll. So gehören virtuelle SANs (VSANs), ein großes Paket an
Sicherheits-Features sowie flexible Hochverfügbarkeits- und Konfigurationsoptionen zum
Funktionsumfang. Steuerzentrale des SAN-Switches ist das Cisco-eigene "SAN-OS"-Betriebssystem, das
sich inzwischen auch um Inter-Switch-Links (ISL) kümmert. Das Gerät ist von acht bis 24 4-GBit/s
Fibre-Channel-Ports skalierbar. Die Ports können nach Bedarf per Lizenzschlüssel aktiviert werden.
Im Rahmen seiner Partnerprogramme Original Storage Manufacturer (OSM) und Solution Technology
Integrator (STI) hat sich Cisco auch bereits um breite Unterstützung der teilnehmenden
Storage-Lieferanten bemüht. Zu den OSM- beziehungsweise STI-Partnern, die den MDS 9124 in ihre
Lösungen integrieren und vermarkten wollen, zählen unter anderem Dell, EMC, Hitachi Data Systems,
Hewlett Packard, IBM, Network Appliance, Sun Microsystems und Xiotech.

Mit zwei der genannten Unternehmen hat Cisco auch auf anderer Ebene die Zusammenarbeit vertieft.
So will das Unternehmen seine Fibre Channel Embedded Switches künftig sowohl für IBM "Blade Center"
als auch für HP "Blade System" anbieten. In beiden Fällen geht es darum, Anwendern durchgängige
Cisco SAN-Services bieten zu können, speziell in den Bereichen Virtualisierung, Sicherheit und
Verfügbarkeit. Die eingebetteten SAN-Switches unterstützen neben Fibre Channel auch Ethernet und
Infiniband. Mit der Integration in ihre Blade-Systeme vereinfachen IBM und HP deutlich Einrichtung
und Management von Speichernetzen, denn der SAN-Part hört nun auf die Kommandos der jeweils
eingesetzten Blade-Management-Tools. Einfachere Handhabung und vor allem niedrigere Betriebskosten
sind das Ziel. Noch im Laufe des ersten Quartals dieses Jahres will Cisco Näheres verkünden. Die
Entwicklung der SAN-Switches für Blade-Lösungen weiterer Hersteller ist in näherer Zukunft nicht
geplant.

Auch wenn Cisco auf dem Data Center Summit kräftig gerasselt hat – Thomas Bittman beurteilt die
aktuelle Rolle des Unternehmens im RZ noch eher bescheiden: "Cisco ist hier nicht aggressiv genug,
macht zu wenig Marketing, und selbst wenn sie von den RZ-Managern an den Tisch gebeten werden,
können sie nicht mit einem wirklich überzeugenden Plan aufwarten." Er betont, dass Cisco die
Rechenzentrumsleute mehr bei ihren aktuellen Problemen unterstützen müsse, um nachhaltig Fuß zu
fassen. Als Beispiel nennt er die Servervirtualisierung. "Jeder redet von Konsolidierung und
Virtualisierung, aber niemand fragt nach den Konsequenzen für das Netz. Es wäre Ciscos Job, hier
einen schlüssigen Plan vorzulegen und Beratung zu leisten. Das tun sie aber bislang kaum,
beziehungsweise nicht engagiert genug".


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