Neuerungen in Citrix Xenapp 5.0

Höhere Messlatte

19. Mai 2009, 22:00 Uhr | Thomas Joos/wg

Citrix Xenapp, der Nachfolger des Citrix Presentation Servers, gilt als der Referenzwert in Sachen Terminal-Services (TS). Angesichts der großen Bedeutung der Virtualisierung spricht Citrix aber lieber von "Application Delivery" (Anwendungsbereitstellung) oder "Anwendungsvirtualisierung". Xenapp 5.0 bringt dazu einige Neuerungen.

Bei der Anwendungsvirtualisierung installieren Systemverwalter die Applikationen auf zentralen Servern statt auf den einzelnen Arbeitsplätzen. Dies vereinfacht die Bereitstellung von Anwendungen enorm. Das Arbeiten mit zentralisierten oder virtualisierten Anwendungen ist für Benutzer komplett transparent, ein Umlernen ist nicht notwendig: Virtuelle Anwendungen verhalten sich für Benutzer wie lokale Applikationen. Probleme können durch hohe Latenzen im WAN entstehen.

Terminal-Services setzen TS-fähige Applikationen voraus, grafisch Aufwändiges wie CAD bleibt aber weiterhin außen vor. Hier setzt Citrix auf das Streaming, also das Überspielen von Applikationsbausteinen zur Laufzeit auf den Client-Rechner mit lokaler Ausführung: Neben herkömmlichen veröffentlichten Anwendungen können nun alle Xenapp-Editionen Anwendungen auf Client-PCs streamen, sodass diese auch offline verfügbar sind (siehe Kasten).

Xenapp setzt einen Windows-Terminalserver voraus und unterstützt dabei Windows Server 2003 und 2008. Optimal ist, dass Server-Farmen unterschiedliche Versionen von Windows Server 2003 und 2008 enthalten können. Auch 32-Bit- und 64-Bit-Versionen lassen sich gemeinsam betreiben. Dies ist zum Beispiel bei Migrationen hilfreich.

Über das komplett überarbeitete Web-Interface können Anwender effizient auf virtualisierte Anwendungen zugreifen. Das Web-Interface unterstützt auch die Active-Directory-Verbunddienste (ADFS), sodass Unternehmen mit Partnern ein gemeinsames Extranet betreiben können: Durch Xenapp erweitern Unternehmen den Funktionsumfang von ADFS auf veröffentlichte (Published-) Anwendungen, während ADFS standardmäßig nur Web-Anwendungen unterstützt. Über das Web-Interface lässt sich jetzt der Zugriff auf lokale Verzeichnisse via Internet ermöglichen.

Unternehmen, die Xenapp mit Windows Server 2008 einsetzen, können für Applikationen automatische Ordnerumleitungen verwenden. So lassen sich beispielsweise die Verzeichnisse für "Eigene Dateien" oder "Desktop" so umleiten, dass diese innerhalb der Terminal-Server-Sitzung unabhängig von Version, Sprache oder Betriebssystem auf dem PC verfügbar sind.

Editionen

Citrix Xenapp 5.0 steht in den Versionen Advanced, Enterprise und Platinum zur Verfügung. Selbst wenn die Anwender ausschließlich mit Citrix arbeiten, benötigen Unternehmen dennoch Client Access Licenses (CALs) für Windows Server sowie zusätzlich Terminal-Services-CALs.

Die kleinste Version ist die Advanced-Edition, gefolgt von der Enterprise-Edition, während die Platinum-Edition den gesamten Funktionsumfang vorhält. Für viele Unternehmen reicht die kleinste Edition schon vollkommen aus. Vor allem größere Unternehmen können die in der Enterprise und der Platinum Edition enthaltene Funktionalität von Citrix Edgesight dazu nutzen, Performance-Probleme einzelner zentralisierter Anwendungen zu beheben. Alle Editionen unterstützen ADFS. Administratoren, die Single Sign-on benötigen, müssen zur Platinum-Edition greifen.

Alle Editionen lassen sich in den Microsoft System Center Operations Manager (SCOM) einbinden, aber nur die große Enterprise- und Platinum-Editionen unterstützen auch die Management-Systeme anderer Hersteller wie IBM Tivoli und HP Openview. Was alle Editionen vereint, ist das verbesserte Web-Interface, die Umleitung spezieller Verzeichnisse, der IPv6- und der x64-Support sowie die Möglichkeit, gestreamte Anwendungen zu nutzen. Diese können nun dank neuer Aggregationsfunktionen auch untereinander Daten austauschen.

Die Platinum Edition bietet zudem - im Zusammenspiel mit dem Access Gateway in der Advanced- oder Enterprise-Version - über die Funktion Smartaccess die Möglichkeit, anhand von Umgebungsparametern abgestufte VPN-Zugangsrechte zu vergeben. Auch die Überwachung und automatisierte Optimierung der Performance mittels Citrix Edgesight bleibt dieser Edition vorbehalten. Enthalten sind zudem Lizenzen für die WAN-Optimierung durch die Wanscaler-Appliances und das Session-Recording mittels Smartauditor.

Zusätzlich ermöglicht es Xenapp 5.0 dem Adminstrator, einzelne Anwender oder Applikationen bei der Netzwerk- und Server-Performance höher zu priorisieren (Preferential Load Balancing). Wichtige Anwendungen und Power-User können schneller arbeiten, da weniger wichtige Applikationen und Anwender sie nicht ausbremsen.

Grundsätzlich steht Xenapp in direkter Konkurrenz zu den Terminaldiensten von Windows Server 2008. Diese bieten ebenfalls eine Anwendungsvirtualisierung, allerdings weniger ausgereift und stabil als das Citrix-Pendant. Vor allem der Aufbau von Server-Farmen zur Ausfallsicherheit und Performance-Verbesserung ist bei Citrix durch eine gemeinsame Datenbank wesentlich besser strukturiert. Zudem ermöglicht Xenapp eine zentrale Verwaltung aller veröffentlichten Anwendungen für alle Server der Farm, hier hinken die Windows-Terminaldienste etwas hinterher. Administrationsaufgaben lassen sich mit Xenapp besser delegieren.

An diesen Beispielen erkennt man schnell, dass Citrix seine Zielgruppe vor allem in größeren Unternehmen sucht. Auch die automatisierte Überwachung und Optimierung der Bereitstellung bleibt Citrix vorbehalten. Zwar kann hier nur die teure Platinum-Edition alle Register ausspielen, aber die Windows-Terminaldienste bieten eine solche Funktion in keiner Edition von Windows Server 2008. Lokale Drucker bindet Xenapp wesentlich zuverlässiger an die Terminal-Server-Sitzung an als standardmäßig bei Windows Server 2008 üblich, und auch Single-Sign-on funktioniert bei Citrix Xenapp besser.

Citrix Xenapp bleibt mit der Version 5.0 der Standard im Bereich der Anwendungsvirtualisierung. Aufbauend auf den Terminaldiensten von Windows Server 2003/2008 bietet keine Lösung die Möglichkeiten, die Citrix offeriert. Große Wermutstropfen sind sicher der Preis und die erforderliche TS-CAL-Lizenzierung. So kann es für kleinere Unternehmen sinnvoll sein, zunächst zu testen, ob die Windows-Bordmittel nicht doch ausreichen. Vor allem mit Windows Server 2008 hat Microsoft große Fortschritte in diesem Bereich gemacht.

Info: Citrix Tel.: 0811/830048 Web: www.citrix.de


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