Im Vorfeld der US-Netzwerkmesse Interop hat HP Networking eine Reihe von Neuerungen angekündigt, darunter die neuen Data Center Switches Flexfabric 12900 und 11908, den Switch 5900 nebst Virtual Switch 5900v, einen Virtualized Services Router (VSR) sowie den HSR 6800 Core Router, zudem innovative Verwaltungslösungen für das SDN (Software-Defined Networking). Mit den Neuheiten will HP seine Technikführerschaft im Bereich des SDN-fähigen Data Center Switchings weiter ausbauen.
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Im Data Center Switching kommt HP derzeit eine sehr interessante Rolle zu: Im Magic Quadrant vom Februar dieses Jahres hat das Analystenhaus Gartner das Data Center Switching als eigenständiges Marktsegment definiert, in dem Automation und einfacher Netzbetrieb durch Ethernet Fabrics, dynamische Skalierung sowie SDN-Unterstützung im Vordergrund stehen. In diesem Segment gibt es laut Gartner aber bislang noch keinen einzigen Marktführer, auch Cisco wird – wenngleich knapp – nur als „Challenger“ eingestuft. Zu den „Visionaries“ – technisch vorne, aber nicht in der Ausführung/Vermarktung – zählen die Gartner-Analysten HP, mit etwas Abstand gefolgt von Brocade, Juniper, Alcatel-Lucent und Arista.
Vor diesem Hintergrund bringen sich die Switching-Größen anlässlich der Interop in Position für das SDN-basierte Networking dynamischer Private und Public Clouds. Nachdem Brocade jüngst sein Konzept des „On-Demand Data Centers“ vorstellte (LANline berichtete), bringt HP nun eine ganze Reihe von Updates und Erweiterungen für seine bereits zur letztjährigen Interop angekündigten Data-Center-Switching-Strategie. Die Neuerungen sind teils sofort verfügbar, teils kommen sie erst im Laufe des Jahres auf den Markt.
HPs Variante der automatisierten Ethernet Fabric nennt sich Flexfabric. Hier soll der neue Flexfabric Virtual Switch 5900v ebenso wie sein physisches Pendant, der Flexfabric 5900, Netzwerkfunktionen wie Policies und QoS (Quality of Service) in virtualisierten Switching-Umgebungen ermöglichen. Die Switches unterstützen VEPA (Virtual Ethernet Port Aggregation). Damit lässt sich Datenverkehr aus der virtuellen Netzwerkumgebung herausleiten, zum Beispiel für Security-Inspektionen durch Spezialgerätschaft.
Für hohen Durchsatz soll ab Herbst die Flexfabric-12900-Switch-Serie sorgen, die laut HP im Vergleich zu Geräten der Konkurrenz bis zum Dreifachen des Datendurchsatzes pro 40GbE-Port stemmen. Er sei dann der branchenweit erste Openflow-fähige Core Switch.
Bereits im Juni soll der Flexfabric 11908 auf dem Markt kommen, laut HP-Angaben der erste Openflow-fähige Aggregation Switch. Der Switch biete 10/40 GbE-Ports für Blade-Server wie die hauseigenen C-Class-Server mit Virtual-Connect-Flexfabric-Modulen.
Der Flexfabric 12900 Switch entspricht laut HP Carrier-Anforderungen. So biete er Hochverfügbarkeitsfunktionen wie ISSU (In-Service Software Upgrades, also Upgrades im laufenden Betrieb). Gleiches gelte für den kleineren Bruder 11908.
HPs neue Data-Center-Switches unterstützen sowie beide der konkurrierenden Ethernet-Fabric-Protokolle: TRILL (Transparent Interconnect of Lots of Links) ebenso wie SPB (Shortest Path Bridging), beides laut HP-Angaben standardbasiert. Hinzu kommt die hauseigene Automations- und Management-Technik IRF (Intelligent Resilient Framework). HP betont, man lasse damit dem Anwender die Wahlfreiheit zwischen standardbasierter und HP-eigener Ethernet-Fabric-Technik.
Den IRF-Stack hat HP dahingehend erweitert, dass dieser nun auch Router unterstützt. Für den stabilen Netzbetrieb und die einfache Bereitstellung von Netzwerkdiensten soll die Router-Serie HSR 6800 sorgen. Die Geräte konsolidieren Routing-, Switching- und Firewall-Dienste.
Beim Virtual Routing unterstützt der Virtual Services Router (VSR) nun Network Function Virtualization (NFV). NFV ist für Service-Provider erforderlich, um Enterprise-Funktionen im WAN beziehungsweise in der Cloud per Virtual Router abbilden zu können.
In puncto SDN bieten die neuen Swiches Support für Openflow in der Version 1.3. Die Software IMC SDN Manager erlaubt die zentrale Verwaltung der Openflow-gesteuerten Netze und bietet ein Interface zu Openstack für die Automation von Cloud-Management-Abläufen. Über das IMC-Modul Resource Automation Manager lassen sich laut HP auch Netzwerkressourcen in das SDN einbinden, die kein Openflow unterstützen.
IMC dient der vollständig integrierten und damit schnelleren wie auch einfacheren Verwaltung des gesamten virtuellen und physischen Netzwerks von der Infrastruktur über die SDN-Controller bis zu den Services und Applikationen. Die Software bildet laut HP-Angaben kabelgebundene wie auch Funkumgebungen ab und unterstützt dabei das Geräte-, Netzwerk- und User-Management für HP- und Wettbewerbsprodukte, einschließlich Topologieansichten für virtuelle, physische und logische Switching-Beziehungen.
Außerdem hat HP eine Reihe von Services vorgestellt: Es gibt nun neue Connectivity Transformation Services, um Unternehmen auf dem Weg zum SDN zu unterstützen, einen IPv6 Roadmap Service sowie umfassende RZ-Support-Verträge namens „Datacenter Care“.
Die Flexfabric-5900-Switch-Serie ist sofort zu Preisen ab 14.990 Dollar verfügbar. Ebenfalls bereits auf dem Markt ist die HSR-Router-Serie, die Preise beginnen hier bei 46.000 Dollar. Der Flexfabric 11908 Switch soll im Juni 2013 zu Preisen ab 83.000 Dollar weltweit verfügbar werden. Voraussichtlich im Oktober sollen dann die Flexfabric 12900 Switches und der Flexfabric Virtual Switch 5900v folgen. Preise nannte HP hier noch nicht.
Für die „zweite Jahreshälfte“ hat HP die Virtualized-Service-Router-Serie in Aussicht gestellt. Die Verwaltungslösungen IMC Virtual Application Network Resource Automation Manager und IMC SDN Manager sind für Jahresende avisiert.
Weitere Informationen finden sich unter www.hp.com/go/networking.