Interview mit Kazuo Tsuzuki, NEC Corporation

2. November 2008, 23:00 Uhr |

LANline: Herr Tsuzuki, NEC hat es in Europa bislang nicht geschafft, eine ähnlich starke Position wie im globalen Markt zu erzielen. In Deutschland sind viele Anwender seit der Schließung von NEC-Philips im letzten Jahr sehr unsicher, wie verlässlich sich NEC bei einem so elementaren Thema wie TK-Anlagen erweisen wird. Wie wollen Sie Ihre Präsenz im europäischen Markt verstärken und wie wollen Sie sich nach dem NEC-Philips-Debakel in Deutschland glaubhaft gegen Ihre Mitbewerber durchsetzen, zu denen Größen wie beispielsweise Siemens, Alcatel-Lucent, Avaya, Aastra-Detewe und Cisco gehören?

Tsuzuki: Zunächst einmal bedaure ich sehr, wenn unsere leider notwendig gewordenen Umstrukturierungsmaßnahmen unsere Kunden in Deutschland verunsichert haben. Der Support der durch NEC-Philips Deutschland bis November letzten Jahres vertriebenen Produkte ist durch die SSM Servicegesellschaft in Hamburg, NEC Infrontia in Düsseldorf und NEC-Philips in der Schweiz auch langfristig gesichert. Uns ist jedoch bewusst, dass eine solche Zergliederung unseres Firmenbilds kein optimaler Zustand ist. Deshalb haben wir innerhalb von NEC mit "One NEC" eine Initiative ins Leben gerufen, die den Auftritt und das Gesicht von NEC langfristig global harmonisieren soll. Allerdings geht so etwas nicht von heute auf morgen - ich sehe hier einen Zeitrahmen von etwa drei bis vier Jahren. Im kommenden Jahr wird mit der geplanten Komplettübernahme der NEC-Philips durch NEC als eine der ersten nach außen sichtbaren Maßnahmen das Philips-Branding verschwinden, das teilweise noch auf unseren Produkten zu finden ist.

Der Schlüssel zu einer verstärkten Markposition - global aber auch ganz besonders in Deutschland - liegt für uns im streng nutzerzentrischen Ansatz, den wir mit unserem neuen Kommunikationssystem Univerge SV8000 bis ins Detail ausgestaltet haben. Und hier geht es künftig noch viel stärker als bisher um die Softwarekomponenten. Der Einsatz von Unified Communications auf einer IP-basierenden Infrastruktur ist ein essenzieller erster Schritt in Richtung einer langfristigen Geschäftskommunikationsstrategie, jedoch noch lange nicht der letzte. NEC ist ein großes Unternehmen und verfügt als einziger Player im Markt über umfängliche Kompetenzen sowohl im IT- als auch im TK-Sektor. Unsere Strategie zielt darauf, stärker mit der IT zu kooperieren und die Kommunikation letztlich als Anwendung einer geschäftsorientierten IT zu betrachten. In diesem Zuge werden wird noch stärker als bisher mit großen Softwarehäusern zusammenarbeiten, die kundenspezifische UC-Applikationen für unsere Systeme anbieten werden.

LANline: Wie soll das praktisch aussehen?

Tsuzuki: Wir liefern die generellen UC-Basiskomponenten, unsere Partner die spezifisch benötigten Zusatzmodule. Dies könnte im Prinzip ähnlich aussehen wie beispielsweise bei Microsoft Office. Auch dort gibt es viele Add-ons, die sich nach Bedarf in die Software einklinken lassen.

LANline: Sie sehen also einen Vorteil darin, sich bei UC-Software zurückzunehmen und stattdessen Partner ins Spiel zu bringen?

Tsuzuki: Ziel der Telekommunikation für Unternehmen ist, deren spezifische Geschäftsprozesse zu unterstützen und zu optimieren. Um das fundiert zu tun, sind Softwarehäuser nötig, die genau bei diesen Geschäftsprozessen einen tiefen Einblick, Erfahrung und Kompetenz besitzen. Ein einfaches Beispiel: Von der Bestellung bis zur Auslieferung sind heute in Unternehmen durchschnittlich schon 70 Prozent der begleitenden Kommunikationsprozesse automatisiert. Etwa 30 Prozent läuft noch über Menschen. Die Analyse der Kosten für die Prozesse ergibt ein genau umgekehrtes Bild: 70 Prozent entfallen auf den menschlichen Part, nur 30 Prozent auf den automatisierten. Mit spezifischen Softwaremodulen sehen wir hier noch deutlichen Spielraum, den menschlichen Anteil zu reduzieren. Das wird auch die Kosten signifikant senken. Unseren Vorteil sehen wir darin, dass wir diese Dinge fokussiert und unsere Produkt- und Partnerstrategien darauf ausgerichtet haben.

LANline: An welche Partner haben Sie bei dieser Art Softwarekooperation gedacht?

Tsuzuki: Wir arbeiten bereits seit gut 20 Jahren eng mit Microsoft zusammen. Diese Partnerschaft werden wir weiter pflegen und intensivieren. Seit einiger Zeit haben wir im Bereich Software auch eine gute Zusammenarbeit mit IBM - auch hier erwarten wir weitere interessante Ergebnisse. Unsere Wunschliste ist jedoch noch lang, unter anderem stehen hier Namen wie SAP, Oracle und Siebel darauf - aber da ist noch nichts spruchreif.

LANline: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Stefan Mutschler.


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