Statt einer Vielzahl getrennter Programme für Softwareverteilung, Betriebssysteminstallation oder Fernwartung fassen CLM-Lösungen (Client-Lifecycle-Management) alle benötigten Funktionen zusammen. Im Rahmen unserer CLM-Testserie betrachten wir diesmal die Landesk Management Suite (LDMS) in Version 8.8.
Im Portfolio von Landesk finden sich insgesamt 17 Lösungen für die professionelle Administration von IT-Systemen. Es dürfte schwerfallen, auch nur ein relevantes Themengebiet zu entdecken, das die Landesk-Management-Plattform nicht abgedeckt. Die Bandbreite der Lösungen reicht von der Verwaltung von Handheld-Systemen über Security-Management bis hin zur Enterprise-Management-Umgebung und der Helpdesk-Lösung mit direktem Zugriff auf die Client-Management-Funktionalität.
LDMS ist eine typische Windows-Software. Die Systemvoraussetzungen lehnen sich daran an, wie groß die zu verwaltende Umgebung ist beziehungsweise wird. Die dediziert zu betreibende Server-Installation (Core-Server) auf der Basis eines Windows 2000 Servers mit SP4 oder höher muss in einer 32-Bit-Version vorliegen und Zugriff auf einen Web-Server sowie auf einen Datenbank-Server haben. Die Wahl des Web-Servers ist Microsoft IIS (Internet Information Server) in den Versionen 5.0 oder 6.0 beschränkt. Bei der Datenbank arbeitet LDMS mit Microsoft SQL 2000, SQL 2005, SQL 2005 Express oder auch Oracle 9i und 10g Release 2 zusammen. Eine offizielle Freigabe für Windows Server 2008 oder 64-Bit-Windows-Systeme ist auf der Website des Herstellers nicht zu entdecken.
Neben Microsofts Active Directory unterstützt LDMS Novells NDS und Edirectory als Verzeichnisdienste. Die Liste der Client-Systeme, die via LDMS überwacht, verwaltet, angesteuert und mit Software ausgestattet werden können, ist äußerst lang und umfasst alle gängigen Betriebssysteme.
Für eigene Testinstallationen bietet der Hersteller die Software zum Download mit einer kostenfreien 45-Tage-Lizenz an. Vor der eigentlichen Installation prüft die Software alle Abhängigkeiten und verhindert ein Fortkommen, falls nicht alle Anforderungen erfüllt wurden. Die Testinstallation ist insgesamt einfach und verläuft weitgehend automatisch. Einige Minuten und einen Neustart später steht die Software für den Test zur Verfügung.
Bei den ersten Schritten ist der Administrator nicht auf sich allein gestellt - ein Assistent hilft mit Rat und Tat. Der Assistent ist abhängig von den Ergebnissen der zuvor durchgeführten Schritte. Wird beispielsweise bei einer Suche nach neuen Geräten im Netzwerk kein neues System entdeckt, so werden weiterführende Schritte nicht angezeigt, ehe die Ansicht über gefundene Rechner verfügt.
Trotz der hohen Anzahl von Funktionen macht die Oberfläche der Software einen überaus aufgeräumten Eindruck. Die Benutzeroberfläche ist klassisch aufgebaut und bietet eine kontextsensitive Hilfefunktion. Die Software wie auch die Online-Hilfe und die Dokumentation stehen in verschiedenen Sprachen, darunter auch Deutsch, zur Verfügung. Jede Ansicht von LDMS lässt sich mit dem Befehl "Als Bericht anzeigen" aus dem Kontextmenü heraus vernünftig zu Papier bringen.
Die Hardwareerkennung erfolgt durch einen Wizard, dem der Administrator einen IP-Bereich zur Suche vorgibt. Neben Windows-Domänen-Informationen für PCs besteht die Möglichkeit, SNMP-Community-Zugriffsdaten für Aktivkomponenten in die Suche mit einfließen zu lassen. Erwartungsgemäß entdeckte die LDMS alle im Testnetzwerk vorgehaltenen Systeme ohne Schwierigkeiten. Um nicht jedes Mal von Neuem mit der Suche beginnen zu müssen, ist es dem Administrator bei der LDMS möglich, über einen Scheduler die Suche regelmäßig wiederholen zu lassen.
Während die Hardwaredaten in erster Linie für den Support und die Planung der Neuausstattung von Arbeitsplätzen von Bedeutung sind, so sind die Ergebnisse der Softwareerkennung zudem für das Lizenz-Management wichtig. Eine der Neuerungen in der jüngsten Version 8.8 ist das gezielte Unterbinden von Programmstarts bei bestimmten Rechnergruppen - eine drastische, aber sehr funktionelle Variante des Lizenz-Managements.
Mit der Funktion des "Inventarverlaufs" hat die IT-Abteilung Veränderungen an der Ausstattung mit den jeweiligen Zeiteinträgen automatisch im Blick. Weitere Neuerungen der LDMS-Version 8.8 betreffen die Unterstützung von MacOS X. Bei der Inventarermittlung wertet die LDMS nun die Applikationen, Pakete, Treiber und Plug-ins über den Apple-eigenen System-Profiler aus.
Das manuelle Installieren von Programmen, und sei es über die Fernwartung, ist ein zeitraubender Vorgang. Programme wie der Adobe Acrobat Reader oder ein Office Paket wollen ohne Zutun der IT-Abteilung auf den PCs installiert sein. LDMS unterstützt typische EXE-Datei-Installer, MSI-, Batch-Datei-, Apple-Macintosh-, SWD- und Linux-Pakete. Die Erstellung von MSI-Paketen für Windows gehört nicht zum Lieferumfang der Software, hier verweist der Hersteller auf die verschiedenen etablierten Lösungen am Markt.
Die Softwareverteilung verwendet wie die Betriebssystemverteilung "Targeted Multicast", um bei der Verteilung großer Softwarepakete an zahlreiche Benutzer den Bandbreitenbedarf zu senken. Hinter dem Begriff "Landesk Dynamic Preferred Server" verbirgt sich nichts anderes als eine Lastverteilung und Fehlertoleranztechnik bei der Verteilung von Softwarepaketen. Wie bei allen ausgewachsenen CLM-Lösungen, so wird auch bei der LDMS der Sollzustand eines PCs definiert. Die Client-Software erkennt selbstständig, ob Programme hinzugefügt oder sogar deinstalliert werden müssen.
In das Basismodul Landesk Management Suite ist eine Betriebssystemverteilung integriert. Durch die Unterstützung von PXE startet dieser Installationsprozess auf Wunsch direkt über die Netzwerkkarte des noch betriebssystemlosen Computers. Während ältere Windows-Betriebssysteme typischerweise über DOS installiert werden, erfordert Windows Vista als Grundlage zur Installation Windows PE 2005. Neben DOS und Windows PE bietet die LDMS noch Linux PE als lizenzfreie Variante.
Hinter dem Wort "Provisioning" verbirgt sich bei Landesk weit mehr als die Verteilung eines Images, um einen neuen Rechner automatisiert aufzusetzen. Bei diesem Verfahren, bei dem ein XML-Skript den Aufbau und die Gestalt des künftigen Systems beschreibt, lassen sich selbst komplexere Hardwarekonfigurationen im Vorfeld definieren und beispielweise BIOS- oder Hardware-RAID-Konfiguration festlegen. In der aktuellen Version der Suite sind bereits rund 100 Vorlagen (Templates) enthalten, die beispielsweise eine professionellere Bereitstellung von Vista-Systemen ermöglichen oder die Hardwaremöglichkeiten von Dell-Servern besser ausschöpfen.
Die Templates für verschiedene Betriebssystem-Installationsaufgaben lassen sich beliebig kombinieren. Während beispielsweise ein Template die Partitionierung und Formatierung der Festplatten beschreibt, ist ein anderes für die Betriebssysteminstallation selbst und ein Folge-Template für Applikationsinstallationen zuständig.
LDMS verteilt zudem zuvor erzeugt Image-Dateien. Neben den Images, die mit dem Landesk Imaging Tool generiert wurden, unterstützt die Verteilungsroutine Symantec Ghost 7.5 und Powerquest Images. Zur Individualisierung der so bereitgestellten PCs wird unter Windows die SYSPREP.EXE von Microsoft eingesetzt.
Neben der Neuinstallation bietet LDMS eine Funktion zur Übertragung der Profileinstellungen zwischen PCs. Die vom Anwender durchgeführten Anpassungen seiner Arbeitsumgebung lassen sich, sofern gewünscht, somit automatisch übernehmen.
Den besten Automatismen zum Trotz braucht der Support-Mitarbeiter nach wie vor die Möglichkeit, sich auf einen PC aufzuschalten. Neben der Übernahme des ganzen Bildschirms als Fernsteuerung startet die LDMS durch einen Klick eine Chat-Lösung oder aktiviert eine Dateiübertragungssoftware. Ebenso einfach lassen sich Benutzer und Gruppen des entfernten Systems bearbeiten.
Neu in Version 8.8 der Suite ist die Möglichkeit, direkt von einem MacOS-Rechner aus eine Fernwartung zu beginnen. Bisher war es nur möglich, auf MacOS-X-Computer als Client zuzugreifen. Dank der Unterstützung von Intels AMT (Advanced Management Technology) ist ein Zugriff auf Server auch dann möglich, falls das Betriebssystem des Servers selbst auf die Fernwartungsanfrage nicht mehr reagiert.
Trotz des zentralisierten Ansatzes ist die LDMS auf die Bedürfnisse verteilter Standorte ausgerichtet. Datenerfassung und -eingaben beispielsweise sind nicht auf den einen zentralen Core-Server beschränkt. Sind mehrere Landesk-Server im Einsatz, so sind diese Tätigkeiten auch in Außenstandorten möglich. Auch hier fällt der Begriff "Landesk Dynamic Preferred Server" als standortunabhängige Softwaredistribution, bei der Client-Maschinen - seien es Workstations oder Server - stets auf die ihnen am schnellsten verfügbaren Verteilungsserver zugreifen.
Wie erwähnt ist LDMS die Kerninstallation einer komplexen Plattform. Der Landesk Process Manager beispielsweise erweitert das System um eine Workflow-Engine, mit der komplette IT- und Geschäftsprozesse abgebildet werden sollen. Erwartungsgemäß ist dieses Add-on auf die Landesk-spezifischen Prozesse abgestimmt. So dient es zum Beispiel zur Klärung, wann unter welchen Umständen auf welchem Computer eine Software automatisch per Verteilung installiert wird.
In der aktuellen Version des Process Managers bietet die Software die Fähigkeit, Active-Directory-Konten, Gruppen, Freigaben oder Zugriffe automatisiert zu erstellen, zu löschen oder zu bearbeiten. Beim Patch-Management beschränkt sich Landesk nicht auf Windows - voll integriert sind neben Windows auch Red Hat Linux, Suse Linux und MacOS X.
Ein Vulnerability-Scan erkennt zudem potenzielle Gefährdungen unter HP-UX, IBM AIX und Solaris. Aktualisierungen für Betriebssysteme und Antivirenprogramme werden über dieselbe Oberfläche heruntergeladen, geplant und verteilt. Die Preisgestaltung der Suite ist stark von der Systemumgebung und der Auswahl von Funktionen abhängig.
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