Computer übernehmen immer mehr Lebensbereiche, nur das Auto bleibt dem Deutschen heilig. Dagegen könnten sich autonome Fahrzeuge positiv auf die hiesige Bierkultur auswirken.
Im Zeitalter der Digitalisierung nehmen Computer und Maschinen ihren Schöpfern immer mehr Arbeit ab. Das kann man positiv sehen oder vor einem Kontrollverlust warnen und den baldigen Kampf Mensch gegen Maschine heraufbeschwören. Dieses Sze-nario gehört durch die Terminator-Filme schon weit vor Industrie 4.0 zum anglo-europäischen Kulturgut. Bald werden die Deutschen aber vor allem das Negativ-szenario vor Augen haben. Schließlich trifft es ihr liebstes Kind: das Autofahren.
Die stupide Technik wird sich doch nicht anmaßen, den 360-PS Bi-Turbo-Familienkombi mit silbernen Zierleisten autonom steuern zu wollen. Wo kämen wir denn da hin! Dann könnten wir ja gleich Tempobegrenzungen auf unseren Autobahnen beschließen, denn wenn man nicht selbst die brachiale Gewalt moderner deutscher Motoren kontrollieren darf, kann man gleich auf die Bahn umsteigen. Hier wäre es im Übrigen zu begrüßen, die dauerstreikenden Lokführer von der GDL durch fleißige Computer zu ersetzen. Wenn es um deutsche Mobilität geht, müssen auch gewerkschaftliche Grundrechte hintenanstehen. Soll der Weselsky doch Warsteiner im ICE-Bordrestaurant ausschenken.
Zurück zum Auto: jetzt will die IT-Lobby den Bundesbürgern einreden, autonome Autos würden im Vergleich zum Menschen sicherer fahren. Google beruft sich dazu auf Zahlen aus seinen bisherigen Tests mit den Google Cars. 1,25 Millionen Kilometer, 11 leichte Unfälle und nie soll der Computer schuld gewesen sein. Nicht umsonst begehen jetzt auch deutsche Autobauer – allen voran Audi – das Sakrileg und forschen mit Hochdruck an selbstfahrenden Autos.
Gleichzeitig hat die Sache aber noch eine positive Seite und fördert ein anderes deutsches Kulturgut: den überschwänglichen Bierkonsum bei Volksfesten und beim abendlichen Kneipenbesuch. Klar, dank des ehemaligen bayrischen Ministerpräsidenten Beckstein weiß jeder: Nach zwei Maß Bier ist man noch fahrtüchtig.
Das gesparte Geld für das Taxi kann man dann aber noch in zwei weitere Liter stecken. Wenn man anschließend sternhagelvoll auf der Rückbank vor sich hinvegetiert und die letzten vier Maß über die Bezüge ergießt, ist man über den elektronischen Chauffeur vielleicht doch ganz froh.