Microsoft System Center Essentials 2007

Leitstand für den Mittelstand

14. Mai 2008, 22:00 Uhr | Thomas Joos/wg

Die Microsoft System Center Essentials (SCE) 2007 richten sich an mittelständische Unternehmen mit maximal 30 Servern und 500 Arbeitsstationen. Bei SCE handelt es sich um eine Serverlösung zur einfachen Verwaltung, Inventarisierung, Softwareverteilung und Betriebsüberwachung von Servern und Clients im Unternehmen.

Vor allem die Überwachung der Server, die Diagnose von Fehlern sowie die Inventarisierung und
Softwareverteilung stehen dabei im Mittelpunkt. SCE ist eine Neuentwicklung und basiert auf
Techniken aus dem Microsoft System Center Operations Manager (SCOM) 2007, dem System Center
Configuration Manager (SCCM) 2007 und den Windows Server Update Services (WSUS) 3.0. Dabei handelt
es sich aber nicht nur um eine gemeinsame grafische Oberfläche für diese drei Produkte, sondern um
ein komplett neues Programm, in das diese Techniken integriert wurden.

Da vor allem SCOM 2007 und SCCM 2007 sich eher an große Unternehmen richten und teilweise sehr
komplex in Einrichtung und Verwaltung sind, setzen mittelständische Unternehmen eher selten auf
diese Lösungen. Die System Center Essentials 2007 sollen auch kleineren Unternehmen den Einstieg in
die SC-Welt ermöglichen. Grundsätzlich handelt es sich bei den System Center Essentials 2007 um den
Nachfolger des Microsoft Operations Manager 2005 Workgroup Edition, allerdings mit zahlreichen
neuen Funktionen. Für System Center Operations Manager 2007 wird es keine Workgroup Edition mehr
geben.

Durch die einheitliche Oberfläche der Verwaltungskonsole erhalten mittelständische Unternehmen
eine zentrale Verwaltungslösung aus einem Guss. Es sind keine verschiedenen Techniken mit
unterschiedlichen Verwaltungswerkzeugen notwendig. Sobald in der Konsole ein Fehler oder neuer
Computer gemeldet wird, lassen sich über das Kontextmenü die dazu notwendigen Aufgaben anzeigen.
Die Verwaltungskonsole ist natürlich auch auf einer Arbeitsstation installierbar. Die Software
unterstützt dabei mit einfach zu bedienenden Assistenten die Integration der einzelnen Techniken
auch für Administratoren, die keine Spezialisten in diesem Bereich sind. Neben der Überwachung und
Diagnose erstellt SCE Berichte auf Basis der SQL-Server-2005-Reporting-Services.

Betreibt ein Unternehmen noch keine SQL-Server-2005-Datenbank, installiert SCE 2007 automatisch
die Express Edition von SQL Server 2005 und bindet die Datenbank automatisch ein. Um SCE zu
verwenden, ist keine Zusatzsoftware notwendig, keine monatelange Planung und kein komplexer
Integrationsprozess. Schon nach der Installation ist die Software sehr schnell einsatzbereit, die
entsprechende Konfiguration erfolgt über Assistenten. Bestandteil der Berichte ist der aktuelle
Status der Server und Arbeitsstationen. Ein Administrator erkennt so schon am Morgen, ob die Server
alle problemlos funktionieren, ob es neue Updates gibt, die zu installieren sind, und ob neue
Computer im Netzwerk gefunden wurden. Auch die Inventarisierung, also eine Bestandsaufnahme aller
Computer und Server im Netzwerk, ist möglich.

Überwachungsfunktion

Die Überwachungsfunktion der SCE findet oft schon Fehler auf den Servern, bevor diese
gravierende Auswirkungen haben. Weisen zum Beispiel erste Warnungen in den Ereignisanzeigen auf
defekte Hardware hin oder findet der installierte Agent auf dem Server einen Fehler, wird der
Administrator informiert und kann Maßnahmen einleiten. Alle Server im Netzwerk werden automatisch
in Echtzeit überwacht, unabhängig davon, ob es sich um physische oder virtuelle Maschinen handelt.
Serverdienste wie Exchange, Active Directory oder SQL überwacht SCE mit speziellen Management-Packs
bis ins Detail.

Es ist schwierig für einen Administrator, sich mit allen Techniken im Netzwerk auszukennen und
diese ständig zu überwachen. In die Management-Packs sind Regeln zur Überwachung spezieller
Bereiche des Servers wie Warteschlangen, Verfügbarkeit der Postfächer bei Exchange und so weiter
integriert; die Entwickler der Software selbst haben diese Regeln erstellt. Dies stellt sicher,
dass genau das überwacht wird, was wichtig ist. Administratoren müssen keine Spezialisten für SQL
Server oder Exchange sein, um Probleme zu finden und zu lösen. SCE grenzt den Fehler ein und weist
auf Probleme und Lösungen hin. Neben den Management-Packs, die Microsoft und Serverhersteller
größtenteils kostenlos bereitstellen, liest die Software auch Informationen per SNMP von Routern,
Switches oder anderen Geräten aus.

In der Konsole werden bereits über das Startfenster alle aktive Warnungen und Fehler im Netzwerk
angezeigt. Klickt der Systemverwalter auf eine Warnung oder einen Fehler, zeigt das Interface
automatisch die mögliche Ursache und Problemlösung im Fenster an. Über das Kontextmenü zum Fehler
schlägt SCE weitere Diagnosemöglichkeiten und Werkzeuge vor, um den Fehler einzugrenzen. Ist ein
Fehler gelöst, kann dieser in der Konsole geschlossen werden. Dadurch räumt der Anwender die
Konsole auf, und nur die Fehler erscheinen, die tatsächlich im Netzwerk vorhanden sind.

Für jeden Fehler lässt sich eine eigene, unternehmensspezifische Lösung hinterlegen. Dies hat
den Vorteil, dass beim erneuten Auftauchen des gleichen Fehlers der firmeninterne Lösungsvorschlag
unterbreitet wird und der Administrator nicht neu recherchieren muss. Auch diese Maßnahme steht
intuitiv über das Kontextmenü der Fehlermeldung zur Verfügung.

Die Konfiguration der einzelnen Funktionen erfolgt mit Assistenten. Die Einstellungen, die in
den Assistenten durchgeführt werden, hinterlegt SCE automatisch als Gruppenrichtlinien. Diese
Richtlinien lassen sich mit den herkömmlichen Verwaltungswerkzeugen anzeigen und verwalten. Dies
ist allerdings nicht notwendig, da der Anwender die Einstellungen auch über die Verwaltungskonsole
der System Center Essentials nachträglich anpassen kann.

Die SCE-Verwaltungsoberfläche erlaubt es, Updates im Netzwerk über WSUS 3.0 zu konfigurieren.
Dazu wurde WSUS komplett in die Konsole integriert und ermöglicht daher eine zentrale Verwaltung
aller Patches. Auch hier lassen sich wieder alle Computer automatisch ermitteln und einbinden. Die
Verwaltung der Patches wird dadurch sehr einfach und in die täglichen Berichte integriert. Neben
der Überwachung der Server dient SCE auch dazu, die Arbeitsstationen zu überwachen. Teilt ein
Anwender mit, dass sein Computer sehr langsam ist, kann der Administrator direkt in der Konsole die
aktuelle CPU-Last des Computers analysieren.

Eine der in SCE 2007 integrierten Lösungen ist SCCM 2007, der Nachfolger des System Management
Servers (SMS) 2003. SCCM stellt neben automatischer Softwareverteilung auch eine vollständige und
automatisierte Hard- und Softwareinventarisierung bereit, die der Administrator in der gleichen
Oberfläche verwaltet wie die anderen Funktionen. Hier lassen sich ebenfalls detaillierte und
professionelle Berichte auf Basis der SQL-Server-2005-Reporting-Services erstellen. Auch die
Softwareverteilung ist ziemlich ausgereift. Allerdings gibt es teilweise noch Probleme bei der
Verteilung von Paketen, die nicht als MSI-Datei vorliegen. Selbst man man diese Dateien einbindet,
ist die Verteilung nicht immer zuverlässig.

Neue Computer werden automatisch in die Überwachung und Inventarisierung integ-riert, da SCE
täglich das Active Directory nach neuen Maschinen scannen kann. Um neue Software mit SCE zu
verteilen, steht ein eigener Bereich in der Konsole zur Verfügung, und mit Assistenten wird die
Software als Paket angebunden. Durch die einheitliche Oberfläche legt der Systemverwalter auch hier
über das Kontextmenü von Computern fest, welche Softwarepakete automatisch zu installieren
sind.

Durch die Integration von SCOM, SCCM und WSUS bietet SCE alle notwendigen Funktionen einer
Client-Lifecycle-Management-(CLM-)Suite, allerdings nur für Microsoft-Geräte. Da auch eine
Fernsteuerung (Remote Control) enthalten ist, kann der Systemverwalter alle angebundenen Geräte
direkt über SCE auf Basis des Remote Desktops zu Support-Zwecken aufrufen. Allerdings gibt es in
diesem Bereich bessere Möglichkeiten, teilweise kostenlos, zum Beispiel VNC.

Über den Softwarebereich der Konsole zeigt die Managementlösung an, auf wie vielen Computern
eine Anwendung installiert ist. Auch die Bezeichnung der Computer erscheint hier, sodass in der
Konsole ein schneller Überblick entsteht, welche Software auf welchen Computern tatsächlich
installiert ist. Die notwendigen Aufgaben und Informationen sind selbsterklärend über den
jeweiligen Menüpunkt im Kontextmenü erreichbar. Tritt auf einem Rechner ein Fehler auf, erhält der
Administrator schnell eine Übersicht über die im Computer verbaute Hardware, die installierte
Software und die aktuelle Auslastung des Systems. Die Verwaltungskonsole ersetzt also viel
klassische Turnschuhadministration. Natürlich lässt sich Software auch wieder deinstallieren, wenn
diese auf einem Computer nicht mehr benötigt wird oder keine Lizenzen mehr frei sind.

Über die Microsoft-Webseite www.microsoft.com/germany/systemcenter/sce steht eine Testversion
von SCE zur Verfügung. Diese Testversion kann später zur Vollversion aktualisiert werden, sodass
beim produktiven Einsatz der Software keine Neuinstallation stattfinden muss. Auf der Webseite
finden sich auch einige Links zu Webcasts und Whitepapers. Administratoren kommen aber auch per
Ausprobieren durch die wichtigsten Bereiche der Software. Auf jeder Seite der Verwaltungskonsole
stehen ausführliche Hilfen und Lernvideos zur Verfügung, die die Einrichtung und Verwaltung
vereinfachen sollen.

Eine SCE-2007-Serverlizenz kostet ohne SQL-Server etwa 2000 Dollar, mit SQL-Serverlizenz etwa
3000 Dollar. Jeder Win-dows-Server, den SCE überwacht, schlägt mit rund 100 Dollar zu Buche.

Fazit

SCE 2007 liefert mittelständischen Unternehmen bewährte Techniken, um vor allem Fehler auf
Servern schnell zu erkennen und zu beheben. Die Software erleichtert die Verwaltung und verhindert,
dass der Überblick im Netzwerk verlorengeht. Unternehmen sollten den Einsatz prüfen, wenn sie noch
keine andere Überwachungssoftware nutzen. Natürlich ergibt der SCE-Einsatz nur Sinn, wenn ein
Unternehmen hauptsächlich Microsoft-Server betreibt. Eine Überwachung von Unix- und Linux-Computern
ist zwar generell auch möglich, aber nicht im Fokus der Anwendung. Ungeübten SCOM- und
SCCM-Administratoren sollte Microsoft mehr Whitepaper, Informationen und Hilfen zur Verfügung
stellen.


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