Mit der Akquisition von Novadigm und der Lösung Radia hat sich HP vor einiger Zeit auch im System-Lifecycle-Managementmarkt positioniert. Inzwischen gibt es unter dem Label HP Openview mehrere Produkte für diesen Bereich. Die Einstiegslösung ist der HP Openview Client Configuration Manager (CCM), der auf die Kombination aus einfacher Nutzung und leistungsfähiger Funktionalität abzielt.
Dieser Spagat gelingt HP insgesamt auch gut: CCM ist eine Openview-Lösung, die sich auch für
mittelständische Unternehmen gut eignet. Sie steht damit in direktem Wettbewerb zu Lösungen von
Herstellern wie Enteo, Matrix42, Symantec und all den anderen Anbietern, die diesen Markt
adressieren. Gleichzeitig gibt es mit Zusätzen wie dem HP Openview Configuration Management
Inventory Manager auch erweiterte Versionen, um komplexe Anforderungen in großen Unternehmen
abdecken zu können.
HP Openview CCM gibt es in zwei Varianten: In der Basisversion fehlen Funtionen wie das
Image-Deployment, das Patch-Management und der Self Service für die Anforderung und Installation
von Software, aber auch die Softwareverteilung. Diese Version eignet sich somit allenfalls für
einfache Umgebungen, in denen es nur um die Inventarisierung und Fernsteuerung von Clients und das
Management von HP-Hardware geht. Dafür ist sie auch kostenlos. Wesentlich interessanter ist die
nachfolgend betrachtete Premium-Version, die gegen die etablierten Anbieter im Markt positioniert
ist.
Die Premium-Version von HP Openview CCM deckt die Bandbreite der typischen Funktionen im
Client-Lifecycle-Management ab. Dazu gehört die Sammlung von Inventardaten, die Verteilung des
Betriebssystems, die Software- und Patch-Verteilung und die Client-Fernsteuerung. Spezielle
Funktionen, die sich nicht bei allen Suiten finden, sind das Software Usage Metering
(Auslastungsmessung) sowie die enge Integration in Hardware-Managementtechniken für HP- und
Intel-Hardware. Außerdem sind auch die umfassenden Reporting-Funktionen hervorzuheben.
Das Software Usage Metering erfasst die Nutzung von Software und liefert damit zumindest
Grunddaten für die Analyse der Einhaltung von Lizenzbestimmungen, auch wenn es sich nicht an ein
vollständiges Lizenzmanagement heranreicht. Immerhin gibt es aber hilfreiche Funktionen wie die
Unterscheidung zwischen aktiv genutzten Anwendungen und solchen, die sich passiv im Hintergrund
befinden.
Im Bereich des Hardware-Managements ist zunächst das HP Alert Monitoring zu erwähnen. Es
unterstützt den Admin, Probleme mit der Hardware zu erfassen, und unterstützt die Aktualisierung
von HP-Hardwaretreibern bis hin zu BIOS-Updates sowie die Steuerung der von HP bei neuer Hardware
gelieferten TPM-Chips (Trusted Platform Module). Außerdem gibt es als Add-on die Integration mit
Intels AMT (Active Management Technology). Was bei CCM fehlt, sind hingegen weitergehende
Funktionen des Lizenzmanagements und komplexere Lösungen im betriebswirtschaftlichen Bereich wie
ein umfassendes Asset- und Vertragsmanagement. Hier liegen aber im Rahmen der HP-Openview-Familie
geeignete Lösungen vor, sodass sich zumindest mit der Lösungsfamilie praktisch alle Anforderungen
abdecken lassen.
Überraschend einfach ist die CCM-Installation. Bei Herstellern, die aus dem ESM-Umfeld
(Enterprise Systems Management) kommen, ist die Erwartung eher die einer komplexen, verteilten
Infrastruktur mit einem entsprechend hohen Planungsaufwand. Nicht so bei HP Openview CCM. Die
Installation weist eigentlich nur eine Hürde auf: Man muss vorab einen Microsoft SQL Server für die
Konfigurationsdatenbank installieren und dort die mitgelieferte SQL-Server-Datenbank für die Lösung
anfügen. Dies setzt aber nur minimale Kenntnisse des SQL Servers voraus. Danach ist der weitere
Installationsprozess innerhalb weniger Minuten zu bewältigen. Während der Installation werden
sowohl die Serverfunktionen als auch der lokale Agent und die Konsole eingerichtet. Damit man mit
Letzterer arbeiten kann, ist ein Neustart des Systems durchzuführen. Ansonsten wird zwar der
Authentifizierungsdialog angezeigt, nach der erfolgreichen Authentifizierung bleibt aber der
Wechsel zur eigentlichen Konsole aus.
Um die Nutzung des HP Openview CCM zu vereinfachen, bietet HP etliche Assistenten. Mit ihnen
lassen sich die wichtigsten Konfigurationsschritte durchführen. Außerdem hilft ein gut
strukturiertes und einfach verständliches Administrationshandbuch beim Einstieg. Die Verwaltung der
Lösung lässt sich in mehrere funktionale Blöcke aufteilen. Im Bereich des Managements gibt es die
Basisfunktionen wie das Device-, Group- und Job-Management und die eigentlichen
Lifecycle-Managementaufgaben wie das Software-, Patch- und OS-Management. Hinzu gesellen sich die
Konfigurationsschnittstelle und das Reporting. Sehr gut gefallen die Reporting-Funktionen, die
ebenso einfach wie durchdacht und umfangreich sind.
Der grundlegende Ansatz der Software ist – kaum anders als bei den Wettbewerbslösungen – die
Verteilung des Managementagenten auf Geräte, der Import der Geräte, die Zusammenfassung von Geräten
zu Gruppen und die Definition von Jobs. Jobs werden dabei sehr konsequent genutzt und sind
zeitgesteuert ausführbar. Hier zeigt sich deutlich die Erfahrung von HP im Enterprise-Bereich.
Bei dieser Aufzählung zeigt sich aber auch eine Schwäche: Gruppen sind nur für Geräte, nicht
aber für Benutzer erstellbar. HP Openview CCM zählt damit zu den wenigen Lösungen am Markt, die
keine benutzerabhängige Softwareverteilung unterstützen. Eine Integration beispielsweise mit
gängigen Verzeichnisdiensten fehlt. Solange es eine eindeutige Zuordnung von Geräten zu Benutzern
gibt, funktioniert dies. Wenn aber zumindest teilweise mehrere Benutzer mit einem Gerät arbeiten,
stößt man an die funktionalen Grenzen der Software. Dieser Aspekt ist bei der Lösungsauswahl
unbedingt zu beachten.
Dagegen sind die Probleme der Betriebssysteminstallation und Softwareverteilung insgesamt gut
gelöst. So lassen sich beispielsweise auch BIOS-Einstellungen verteilen. Eine Einschränkung gibt es
aber bezüglich der Verteilung spezieller Konfigurationseinstellungen. Hier gibt es anders als bei
vielen Wettbewerbern keine einfachen Funktionen, um beispielsweise gezielt Registry-Einstellungen
auf den Zielsystemen zu modifizieren. Außerdem fehlt eine Snapshot-Funktion, um
Differenzinstallationen erstellen zu können. Dafür lassen sich beispielsweise MSI-Pakete sehr
einfach und flexibel anpassen – besser als mit den meisten anderen Lösungen. Überzeugen kann
insgesamt auch das Patch-Management, auch wenn es auf Microsoft- und HP-Patches beschränkt ist.
Dafür ist es aber einfach in der Handhabung und weist einen hohen Automationsgrad auf. Eine
Paketierungskomponente fehlt bei CCM ebenso wie End-of-Lifecycle-Funktionen, also zum Beispiel das
sichere Überschreiben der Festplatte vor der Dekommissi-onierung eines Altgeräts.
Insgesamt zeigt sich der HP Openview Client Configuration Manager als ein überraschend einfach
zu installierendes und zu bedienendes Werkzeug – weit entfernt von der Komplexität, die die
ESM-Lösungssuite Openview suggeriert. Es gibt aber im Vergleich zu anderen Lösungen aus diesem
Segment auch einige Schwachstellen. Die Beschränkung auf die rein gerätebezogene Verteilung von
Paketen und die erwähnten Einschränkungen bezüglich Snapshots und der Verteilung von
Konfigurationseinstellungen schlagen hier zu Buche. Eine weitere Schwäche zeigt sich beim
Sicherheitskonzept: Bei HP Openview CCM sind alle Konsolenbenutzer manuell zu definieren. Eine
Integration beispielsweise mit dem Active Directory fehlt. Das wäre aber noch nicht einmal so
tragisch. Problematisch ist vor allem, dass keine administrativen Rollen konfigurierbar sind:
Entweder darf ein Anwender alle Clients verwalten oder er darf es nicht. Die Stärken liegen dagegen
im Reporting, dem Patch-Management, dem sauber umgesetzten Job-Konzept, der breiten Unterstützung
von HP-Geräten und der generell einfachen Installation und Nutzung. Somit ist HP Openview CCM, auch
wenn es einige Schwachstellen aufweist, ein durchaus konkurrenzfähiges Werkzeug, und einen Blick
wert. Der Listenpreis beträgt laut US-Website des Herstellers 75 Dollar pro Client.
Info: Hewlett-Packard Tel.: 07031/14-0 Web: www.hp.com