Dells Ankündigung letzte Woche, verschiedene Desktops und Laptops mit vorinstalliertem Linux auf den Markt zu bringen, haben zwar bei den Endanwendern - vor allem in der Linux-Gemeinde - begeisterte Zustimmung gefunden, doch leider nicht so sehr im eigenen Haus: "Wir werden keine Linux-PCs ausliefern, solange wir nicht sicher sind, welche Linux-Version die derzeit beste für den Desktop ist und wie hoch die Akzeptanz ist", hieß es jetzt auf der Website. Bislang zertifiziert Dell auf Wunsch von Geschäftskunden die Optiplex-Desktops, die Latitude-Laptops sowie die Precision-Workstations für Novells Suse Linux. Eine weitergehende Linux-Unterstützung ist jedoch in naher Zukunft von Dell nicht zu erwarten.
Damit jedoch hat sich der PC-Hersteller die geballte Kritik der gesamten Linux-Gemeinde zugezogen. Besonders harsch ist die Kritik auch deshalb, weil die Art, wie es zu der Linux-Spekulation gekommen ist, eine neue Form der Kommunikation zwischen Hersteller und Endanwenderschaft darstellte, die jetzt ad absurdum geführt wurde.
Michael Dell hatte nach seiner Rückkehr auf den Chefsessel einen Weblog unter dem Namen Idea Storm gestartet, in dem er die Anwender weltweit aufforderte, Ideen für Dells Produktlinien zu posten. Über 1800 Vorschläge sollen über diese Liste eingegangen sein – einer davon war ein PC mit vorinstalliertem Linux.
Diese Idee wurde von Dell aufgegriffen und es hieß, dass man eine solche Idee sehr gut finde und weiter verfolgen wolle. Dies wurde dann allgemein so interpretiert, dass es alsbald entsprechende Produkte geben werde. Doch jetzt heißt es dazu, dass es vorläufig keine weiteren Aktionen in diese Richtung geben wird. Als Folge dieses schnellen Zurückruderns entfesselte sich ein Sturm der Entrüstung auf der Idea-Storm-Liste. "Sagt dem lieben Herrn Dell, dass er das ernst zu nehmen hat, was ihm seine Kunden hier vorschlagen", schimpfte ein Blogger namens "Shrewduser".
Andere vermuten, dass Dell nach seiner Ankündigung erheblichen Druck von Microsoft bekommen habe und deshalb jetzt klein beigebe. So postete ein IT-Consultant und Netzwerkadministator namens "Eevargas": "Linux ist nur deshalb nicht so populär wie die Konkurrenzsysteme, weil Unternehmen wie Dell Angst vor Big Bill haben."
Diese Einschätzung deckt sich indirekt mit dem, was Eric Raymond, Präsident der Open- Source-Initiative, in seiner ersten Reaktion nach der Linux-Ankündigung schon angedeutet hatte: "Irgendetwas muss einen Erdrutsch im Verhältnis des zweitgrößten PC-Herstellers mit den Redmondern ausgelöst haben", sagte er damals bereits vieldeutig. Doch offensichtlich hat es diesen Erdrutsch bislang nicht gegeben, und Michael Dell versucht jetzt die Geister zu beruhigen, die er mit dem Linux-Hinweis gerufen hat.
Dell weist jedoch derartige Spekulationen komplett zurück. "Die Linux-Entscheidung hängt einzig davon ab, ob es der Open-Source-Gemeinde gelingt, eine Anwenderbasis zu schaffen, die groß genug ist, dass sich die Investitionen in diese Produkte für einen weltweiten Player wie Dell rentieren", sagte Unternehmens-Sprecher Jeremy Bolen und spielt damit den schwarzen Peter an die Linux-Fans zurück.
Harald Weiss/wg